Die Drei von der Tankstelle

Deutschland 1930 Spielfilm

Musikalische Charakterisierung als Element der Film-Komödie

Werner Richard Heymanns Arbeit an der "Tankstelle"


H.H.W., Film-Kurier, Nr. 239, 9.10.1930


Mit den "Drei von der Tankstelle" hat Werner Richard Heymann seine Entdeckungsfahrten auf das bis dahin unerforschte Gebiet der musikalischen Komödie fortgesetzt. Er ist dabei konsequent den Weg weitergegangen, den er mit dem "Liebeswalzer" eingeschlagen hatte: Musik als Überleitung von der stilisierten Realität zur Überwirklichkeit.

Durch die Überleitung wird der Bruch verdeckt, der bei den diesem Genre verwandten Thema der Sprechtheater-Operette immer wieder störend empfunden wird.

Kein Ruck mehr an die Rampe, kein ungesprochenes, aber deutlich spürbares "Herr Kapellmeister, bitteschön“ und dann geht es los. Sondern scheinbar absichtslos geht es aus dem Dialog ins Tänzerisch-Gesungene, wird der Charakter einer Szene durch plötzlich einsetzende Musik untermalt.

Es sind dabei eine ganze Reihe weiterer Notwendigkeiten zu beobachten. Die gesamte Musik mußte zunächst dem Sujet und Charakter angepaßt werden. Automilieu einerseits, Gelockertheit der jungen Menschen andererseits –, in der Bewegung muß auch das Akustische filmisch gestaltet sein.

Andererseits ist trotz der organischen Verbundenheit von Wort und Ton der Schlager als Solo-Wirkung erhalten geblieben. "Erst kommt ein großes Fragezeichen“, "Liebling, mein Herz läßt dich grüßen“, der flotte Anfang, "Ein Freund, ein guter Freund“, und nicht zuletzt "Autofahren“, mit dem symbolischen Hupen-Beginn . . . der Erfolg dieser Schlager ist der beste Beweis dafür, wie Heymann seine Aufgabe gelöst hat.

Noch eine weitere Neuerung: Die Instrumentierung stützte sich auf heutige Klangwirkungen, ohne daß der Singbarkeit Abbruch getan ist.

Damit wird die Forderung erfüllt, die immer wieder und meistens vergeblich erhoben worden ist. Die Anpassung der Unterhaltungsmusik an den Geschmacksstandard der Zeit erhöht die Popularisierung. Die Stagnierung der Operette ist vom Film aus überwunden.

Der von der musikalischen Komödie ausgehende Auftrieb kann sich weiter auswirken.

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