Der müde Tod
Der müde Tod
Eine neue, interessante Filmstilart: die breit angelegte Ballade. Halb ist's Märchen, Traum – halb Wirklichkeit, was da sorgsam ausgearbeitet wurde. "Die Liebe ist stärker als der Tod", meint die Bibel, der Tod kann ob seiner grauenvoll-eintönigen Arbeit wohl müde werden, die Liebenden aber wissen – wenn nicht körperlich – so doch ihre Seelen in schöneren, himmlischen Gefilden zu vereinigen.
Stimmungsvoll bis ins kleinste ist jeder Vers – ausgenommen der vielleicht, der in den Atelier-Orient fährt – verbildlicht. Glänzend gezeichnet die romantische deutsche Kleinstadt mit ihren Typen, farbenfroh der tolle italienische Karneval, den das Todeszepter nur sekundenlang zu verdunkeln vermag, vergnüglich das grotesk gezeichnete Reich der Mitte, in dem ein dicker Kaiser seinem gelehrten Zauberer zusetzt. Hier besonders feiert der Trickfilm in musterhafter Vollendung Triumphe, hier schwelgt die Regie (Fritz Lang) in ganz köstlichen, großzügigen Einfällen. Der dramatisch gesteigerte Schluß sorgt letzten Endes dafür, daß man diesen Film nicht so leicht vergessen wird. Die Arbeit des Architekten Hermann Warm, Robert Herlth und Walter Röhrig, die das Charakteristische des Milieus scharf zu umgrenzen wußten, verdient dieselbe Anerkennung wie die in jeder Beziehung gute Photographie Saalfranks, Nietzschmanns und Wagners.
Die Darstellung hält mit dem Rahmen nicht recht Schritt. Hervorzuheben sind Lil Dagover, deren stille Schönheit in allen Masken fesselt, und Paul Biensfeld, der als chinesischer Zauberer den gedachten, grotesken Stil trefflich zu finden wußte. Die übrigen Rollen werden durch Bernhard Goetzke, Walter Janssen und Karl Huszar verkörpert.