Die Pest in Florenz

Deutschland 1919 Spielfilm

Florenz in Weissensee


Königl. Baurat Franz Jaffé, Lichtbild-Bühne, Nr. 35, 30.8.1919


Der Stadtteil von Florenz, den ich erbaue, die Piazza della Signoria, ist für den Film "Pest in Florenz" bestimmt, den Otto Rippert für die Decla-Filmgesellschaft inszeniert. Nach eingehendem Studium über Wirkung und Möglichkeit der Bauten für das Szenenbild des Films, dessen Handlung im Cinquecento in Florenz spielt, war es klar, daß eine Platzanlage, wie die Signoria mit ihren Monumentalbauten, die stil- und kunstgerecht aus dem Jahrhundert der Dante, Michelangelo und Brunellesco unversehrt in unsere Zeit herüberragen, das einzig richtige Szenenbild ist, um die großen Vorgänge des Films in echte Umrahmung zu setzen. Aus diesen Erwägungen heraus entstand der Palazzo Vecchio, der einstige Sitz der Signoria, mit seinem hohen Wachtturm, ganz im Charakter einer mittelalterlichen Burg, mit dem Wehrgang und den typisch-historischen Wappenbildern. (Der Wachtturm hat bekanntlich im Original eine Höhe von 44 m; das Hauptgesims des Palazzo die doppelte Höhe eines Berliner Wohnhauses.) Dicht an den Palazzo Vecchio habe ich den Palazzo degli Uffizi angelegt, dessen Flügel bis hinunter an den Arno laufen und den Anfang zu der herrlichen Palaststraße bilden, die den Maler Vasau (1560-74) zum Schöpfer hat.

Die Uffizien werden durch die berühmte Loggia del Lanzi teilweise flankiert und durch die gewaltigen Bogenhallen der Loggia wirkt die graziöse Architektonik der Uffizien doppelt grandios. Die weite Piazza della Signoria, die für Aufzüge, Kämpfe und Festspiele im größten Ausmaße gedacht ist, und einen Entwicklungsraum für 10-15 000 Menschen gibt, habe ich mit zahlreichen anderen Palästen und Prunkbauten umrahmt, naturgemäß unter verschiedenen Konzessionen in Richtung auf die Raum- und Lichtverhältnisse, wodurch aber Stilechtheit und Reinheit der Architektur absolut nicht beeinflußt wurde. Diese Reinheit der Bauten mußte gewahrt werden, da es sich um weltbekannte Objekte handelt, die jeden Beschauer unwillkürlich zur Kritik herausfordern. Daß schon aus diesem Grunde von den Bauherren, der Decla-Filmfabrik, nicht gespart wurde und meine künstlerischen Absichten voll und ganz unterstützt worden sind, ist nur selbstverständlich. In einigen Wochen wird ja auch das ”Florenz” von Weißensee im Film öffentlich gezeigt werden, und alle Welt wird Gelegenheit haben, die Wirkung zwischen Kopie und Original im Filmbilde zu beobachten und festzustellen, daß zwischen beiden keinerlei Unterschied besteht.

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