Der Räuber Hotzenplotz

BR Deutschland 1973/1974 Spielfilm

Der Räuber Hotzenplotz



H. G. Hegedo, Film-Echo, Nr.16, 20.03.1974
Die Geschichte vom lustigen Räuber Hotzenplotz ist trotz der relativ kurzen Zeit ihrer Existenz zu einem Standardbegriff der deutschen Jugendliteratur geworden, so daß es eine Selbstverständlichkeit ist, wenn sie nunmehr auch der Film in seine Sprache übersetzt. Vielmehr überträgt. Denn Regisseur Gustav Ehmck hat sich zuvor sorgfältig orientiert, was die Produktion dieses Genres zu bieten hat. Dabei habe es ihn, wie er erklärte, geärgert, wenn Regisseure und Schauspieler ihre "Märchen" abzogen, ohne mit ganzem Einsatz hinter der Aufgabe zu stehen, und daß sich allmählich eine ständig wiederkehrende, stagnierende Schablonenform entwickelt habe. Seine primäre Absicht sei es deshalb gewesen, die negative Hypothek, die auf den Phantasie- und Märchenfilm generell laste, abzubauen. Um das Ziel zu erreichen, bastelte er sich ein Rezept, das den diversen Typen der Story ein Eigenleben bewahrte, ihnen Fleisch und Blut gab, indem er sie über sich hinauswachsen ließ. Um die Figuren nicht nur nachzubilden, sondern sie von ihrer individuellen Bewegungsdynamik her neu aufzubauen, sah Ehmck Anleihen bei der Comedia del arte als legitim an. Nur auf diese Weise glaubte er eine Möglichkeit gefunden zu haben, die Aussagekraft des herkömmlichen Märchenfilms zu durchbrechen und sich in die Nähe des Slapsticks bzw. des Stummfilms zu begeben. Dramaturgisch exakt überlegt kombinierte Ehmcke diese Elemente mit Bänkelgesang, einer Mischung aus Realismus und Romantik sowie Grusical-Momenten, und gab dem Streifen damit eine in sich runde, geschickt konstruierte Form, ohne sich mit Experimenten exponieren zu wollen. Da ihm Darsteller vom Rang eines Fröbe, eines Meinrad und einer Carstens zur Verfügung standen, konnte ein Film entstehen, der beträchtlich über den Kinderfilm hinausgeht.

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