Die Chinesen kommen
Die Chinesen kommen
Hans Messias, film-dienst, Nr. 5, 11.03.1987
In der von der Tann"schen Fabrik am Fuße der bayerischen Alpen stehen die Räder still. Die verwaisten Fabrikhallen werden von vier Übriggebliebenen der Belegschaft, darunter Hansi Pfnürr, Gewerkschaftler, und Schorsch Schmierer gewartet. Während Pfnürr auf einen Verkauf des Werkes und neue Arbeitsplätze hofft, versucht Schmierer, seine Schäfchen ins trockene zu bringen: Er demontiert die 509er Maschine, um sich einen eigenen Arbeitsplatz zu schaffen. Der Verkauf der Firma macht beiden einen Strich durch die Rechnung. Chinesen erwerben das veraltete Werk und wollen es ins „Reich der Mitte“ deportieren. Behilflich sind ihnen dabei die vier bajuwarischen Arbeiter, die anfangs wenig von den „Job-Killern“ halten und aus ihrer Ablehnung kein Hehl machen, die Asiaten jedoch bald zu akzeptieren lernen. Durch das Angebot, Pfnürr und Schmierer sollten den Wiederaufbau in China kontrollieren, wird die Lage etwas kritisch, da dort das Fehlen der 509er auffallen muß. Als letztlich das Mitreise-Los auf den wahren Übeltäter fällt, sieht dieser seinem Schicksal mehr oder weniger gelassen entgegen, zumal er inzwischen erfahren hat, daß die Todesstrafe für Saboteure in China abgeschafft worden ist.
Angeregt zu ihrem Filmschwank wurden die Autoren wohl durch die tatsächlichen Fabrikkäufe und -deportationen der chinesischen Regierung (z. B. des Zündapp-Werkes in Bayern) die sich durch diese Investitionen nicht nur das ,Know how" sicherte, sondern gleich die Produktionsstätten mit erwarb. Stoff für eine hintergründige Komödie liefert das allemal, doch der Film bleibt in den satirischen Ansätzen stecken und bietet kaum mehr als eine x-beliebige Volksbühnen-Inszenierung. Schrullige Typen, miese Geschäftemacher und die Klischees von den stets lächelnden und immer freundlichen Chinesen werden beliebig aneinandergereiht und mit einem Hauch von Liebesgeschichte und Sozialkritik versehen. Das Ergebnis ist ein im schlechten Sinn provinzieller Film, dessen harmlose Späße kaum unterhalten, aber auch niemandem weh tun dürften. Nur in wenigen Szenen zeichnet der Film sich durch Originalität aus, ansonsten durchzieht ihn ein Hauch von Heimatfilm und Altväterlichkeit, der jedoch kaum parodistisch gemeint ist. So bleibt am Ende die Erkenntnis, daß die Chinesen vielleicht doch nur die Bayern Asiens sind und daß sich die „Schlitzaugen“ den „Schlitzohren“ als überlegen erweisen, doch das ist für einen abendfüllenden Film recht wenig.