Hilde Warren und der Tod

Deutschland 1917 Spielfilm

Hilde Warren und der Tod


Der Kinematograph, Nr. 558, 5.9.1917


Mia May entzückte ihr Stammpublikum im "Tauentzienpalast". Der Film heißt "Hilde Warren und der Tod" (May-Film) und nennt sich eine Phantasie. Joe May erzählt darin folgendes: Hilde Warren ist eine gefeierte Schauspielerin und der Intendant des Hoftheaters hat eine ehrliche Neigung zu ihr gefasst. Aber die Hand zum Ehebunde will sie ihm nicht reichen, ihr steht die Kunst höher als alles andere. Da tritt in ihr Leben der junge Hector Roger, der von ihrem Liebreiz gefangen wird, und dem sie sich vermählt. Lange dauert das Glück nicht, denn Roger wird als lange gesuchter Mörder verhaftet. Er versucht zu fliehen, wird aber von einem Polizisten erschossen. Das Kind, das sie zur Welt bringen wird, wird das Kind eines Mörders sein. Und wie schon einmal im Leben gaukelt ihr die Phantasie den Tod vor. Aber sie will den Kampf mit ihm aufnehmen um des Kindes willen, das sie im Schoss trägt. Jahre sind vergangen, ihr Knabe hat die schlechten Eigenschaften seines Vaters geerbt. Wieder tritt der Intendant in ihren Weg, und noch heute will er sie heiraten, wenn sie sich von ihrem Kinde trennen will. Die Liebe zum eigenen Kinde ist stärker als die Liebe zu dem Manne, der sie liebt und sie weist ihn ab. Der Sohn wächst heran und auch er wird zum Mörder. Die Polizei ist ihm auf den Fersen – die Mutter selbst drückt die Kugel auf ihn ab. Das Gefängnis lässt ihr noch einmal den Tod erscheinen, den sie herbeisehnt und dessen Umarmung sie sich nun nicht mehr entziehen will. – – – – Ein Schicksal, menschlich rührend, ein Charakter, mit dem man fühlt, mit dem man bangt und, dessen Erlösung man als eine Befreiung von irdischer Qual mitempfindet. Für Mia May eine große Rolle mit:: großen Aufgaben. Wie die Künstlerin sie löst, zeigt uns deutlich, welche darstellerische Kraft in ihr steckt. Erst die Lebensbejaherin, dann die noch immer starke Frau, auf die das Schicksal unerbittlich herniederbricht. Wie ihr der Tod als Erlöser erscheint, wirkt wahrhaft erschütternd. Ein neues Ruhmesblatt zu Mia Mays alten Erfolgen. Mierendorff, Kastner und Matray sind vollwertige Partner. Inszenierung und Photographie sind wieder von gediegenem Geschmack. Es war ein voller Erfolg, ein Erfolg mit Berechtigung.

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