Durchs wilde Kurdistan
Durchs wilde Kurdistan
WB, film-dienst, Nr. 42, 20. 10.1965
Nachdem sich neben den wildwestlichen Karl-May-Verfilmungen auch "Der Schut" (FD 12933), eines der wildöstlichen Abenteuer, erfolgreich erwiesen hat, mußte Kara Ben Nemsi seine Heimfahrt aufschieben und mit seinen Freunden erst noch durchs wilde Kurdistan reisen. Das Double für dieses Bergland zwischen Armenien und dem Euphrat fanden die Filmleute in Andalusien (wogegen die Jagdgründe der Apachen in Jugoslawien angesiedelt sind). Wie in früheren Fällen, folgen Drehbuch und Regie dem Roman nur in den Grundzügen; sie straffen, stellen um und erfinden sogar dazu, wie etwa den Bauchtanz beim Fest des erhabenen Herrschers des Landes. Dennoch bleibt die Atmosphäre dicht bei der Vorlage. – Der "Aleman" Kara Ben Nemsi kämpft mit seinem "Beschützer" Hadschi Halef Omar gegen den schuftigen Machredsch von Mossul, der seine Macht als Statthalter des großmütigen Landesfürsten für seine eigenen Zwecke mißbraucht. Das Kriegsglück wechselt von Seite zu Seite. Der humane Deutsche hat mit seinen Begleitern den Kopf bereits in der Schlinge des Galgens, da erscheint in letzter Minute die betörend schöne Tochter des Chaldaer-Fürsten, durchkreuzt die teuflischen Intrigen des entmachteten, zum Wegelagerer abgesunkenen Statthalters und bezeugt die Unschuld der Verurteilten. Nun verläßt das Glück den Verräter endgültig. – Es wird wieder trefflich geritten (auf dem Sohn des Wunderhengstes Rih) und gekämpft (meist edelmütig mit der Faust). Der Schuft wird von Episode zu Episode getrieben bis zum bitteren Ende. Außer diesem großen Bösewicht gibt es noch eine ganze Reihe kleinerer Schurken, korrupte türkische Soldaten und blutrünstige Räuber. Aber sie alle trifft die gerechte Strafe. Die guten Kurden aber, die sich der Freundschaft des blonden Hünen aus Alemania erfreuen, können wieder in Frieden leben. Für den die Spannung immer wieder lösenden Humor sorgen der aufschneiderische Hadschi Halef Omar sowie der spleenige englische Lord Lindsey mit seinem Diener. Zwar werden die Typen des Films allzusehr schematisiert, aber diesen Mangel teilt das Leinwandopus mit dem Roman. Jedenfalls dürften sich Freunde des bewegten Abenteuers mit diesem Kino-Karl-May gut unterhalten fühlen.