Die 80. Internationalen Filmfestspiele von Venedig finden in diesem Jahr von 30. August bis 9. September statt. Der Streik der Schauspieler*innen-Vereinigung SAG-AFTRA sowie der Autor*innen-Union WGA wird auf dem Lido di Venezia in diesem Jahr sicher Thema sein, auch wenn die Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig absehbar sind.
Aus deutscher Sicht gibt es dennoch erfreuliche Nachrichten mit Teilnahmen von Produktionen und Co-Produktionen in unterschiedlichen Wettbewerbssektionen sowie dem deutschen Fokus in der Venice Production Bridge.
Die deutsche Produktion "Die Theorie von Allem" (ma.ja.de Fiction, THE BARRICADES) von Timm Kröger wird in diesem Jahr in der Wettbewerbssektion Venezia 80 zu sehen sein. In dem Schwarz-weiß-Thriller, der 1962 spielt, geht es um einen jungen Physik-Doktoranden, der zu einem internationalen Kongress in den Schweizer Alpen eingeladen wird, wo ein iranischer Wissenschaftler eine neuartige und, so heißt es, bahnbrechende Theorie der Quantenmechanik vorstellen soll. Letztendlich beschäftigen ihn jedoch mehr eine geheimnisvolle Pianistin, eine bizarre Wolkenformation am Himmel und ein dröhnendes Geheimnis unter dem Berg.
Ebenfalls in einer Wettbewerbssektion, Orrizzonti Corti, konkurriert der deutsche Kurzfilm "Sentimental Stories" (German Film and Television Academy Berlin) von Xandra Popescu. Darin finden mehrere Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen in einer Fabrik am Hafen zusammen. Ihre Geschichten überschneiden sich und bilden eine Parallaxe von Herzschmerz und Sehnsucht, Enttäuschung und Hoffnung.
Der Dokumentarfilm "Hollywood Gate" von Ibrahim Nash'at beleuchtet das erste Jahr in Afghanistan unter der neuen Herrschaft der Taliban. Die deutsch-amerikanische Co-Produktion läuft in der Sektion Fuori Concorso.
Regisseurin Julia Fuhr Mann präsentiert ihren Film "Life Is Not A Competition, But I’m Winning" (Schuldenberg Films) in der Nebensektion Settimana Internationale della Critica. Dieser genre-übergreifende Dokumentarfilm beschäftigt sich künstlerisch mit der Geschichtsschreibung der Olympischen Spiele und wirft die Frage auf, was mit denen passiert, denen nie erlaubt war, daran teilzunehmen. Der Film folgt Amanda Reiter, einer Trans* Marathonläuferin, die mit den Vorurteilen der Sportfunktionäre zu kämpfen hat, sowie Annet Negesa, einer 800-Meter-Läuferin, die von den internationalen Sportverbänden zu einer Hormonbehandlung gedrängt wurde. Zusammen mit einem Kollektiv von queeren Sportler*innen schaffen sie eine radikale poetische Utopie fernab der starren Geschlechterregeln im Leistungssport.
Zwei majoritär deutsche Produktionen, "Aufwind" (Neonreal, Volucap) von Florian Siebert und "Tales Of The March" (Daring House, Studio Deussen) von Stefano Casertano, werden in diesem Jahr in der Sektion Venice Immersive teilnehmen. Venice Immersive ist ganz den immersiven Medien gewidmet und umfasst alle XR-Mittel des kreativen Ausdrucks: 360°-Videos und XR-Werke jeder Länge, einschließlich Installationen und virtuelle Welten. Das Internationale Filmfestival von Venedig war in diesem Bereich Vorreiter, da es als eines der ersten Filmfestivals der Welt einen Fokus auf Virtual Reality in einer bestimmten Sektion legte. Der Regisseur und Multimediakünstler Pedro Harres, der im vergangenen Jahr den VR-Hauptpreis mit einem deutschen Projekt gewonnen hat, wird in diesem Jahr in der Jury der Venice-Immersive-Sektion sitzen.
Im dritten Jahr seit ihrer Einführung wird die Venice Production Bridge zwei Schwerpunkte haben, einen europäischen (Deutschland, unterstützt von German Films) und einen internationalen (Quebec, unterstützt von Sodec). Der Schwerpunkt wird einen umfassenden Blick auf den Stand der Industrie und der Filmemachergemeinschaft geben, durch eine Reihe von speziellen Panels, Treffen und Networking-Veranstaltungen sowie durch die Teilnahme einer großen Delegation von Fachleuten und Entscheidungsträger*innen aus Deutschland und Quebec. German Films lädt gemeinsam mit Medienboard Berlin-Brandenburg, MOIN!, Hessen Film & Medien, Mitteldeutsche Medienförderung, Nordmedia, FFF Bayern und der Film- und Medienstiftung NRW zu einem VR-Panel “Meet the German Creators" sowie zum Panel "German XR Gaming: Exploring the Potential and the Market of Narrative Games in XR" ein. Zusammen mit SODEC Quebec veranstaltet German Films außerdem eine Gesprächsrunde mit dem Regisseur Edward Berger ("Im Westen nichts Neues") und dem kanadischen Regisseur Philippe Falardeau.
Im Zuge der Venice Production Bridge mit Fokus Deutschland nehmen fünf deutsche Produktionen in unterschiedlichen Programmen teil. Im Gap-Financing-Market sind "Hen" (Pallas film) von György Pálfi sowie "Reshma Shera" (NiKo Film) von Megha Ramaswamy zu sehen. Bei Final Cut ist der Spielfilm "Happy Holidays" (Red Balloon) von Scandar Copti dabei. In der Reihe Immersive Projects werden "Living With The Snow Leopards" (NowHere Media) von Gayatri Parameswaran und Felix Gaedtke sowie "Genesis – The Life Experience" (Faber Courtial) von Joerg Courtial vorgestellt.
Auch Deutsche Schauspielerinnen und Schauspieler sind in unterschiedlichen Sektionen mit Filmen vertreten. In der Wettbewerbssektion Venezia 80 sind Clemens Schick in "Dogman" von Luc Besson, Franz Rogowski in "Lubo" von Giorgio Diritti sowie Hanna Schygulla in "Poor Things" von Yorgos Lanthimos zu sehen. Oliver Masucci und Milan Peschel sind Teil des Cast von Roman Polanskis "The Palace", der in der Sektion Fuori Concorso läuft.
Deutsche Produktionen und Co-Produktionen in Venedig im Überblick
Venezia 80
"Bastarden" ("The Promised Land") by Nikolaj Arcel (DK/DE/SE, Zentropa International Berlin)
"Die Theorie von Allem" by Timm Kröger (DE/AT/CH, ma.ja.de Fiction, THE BARRICADES)
Orrizonti
"Una sterminata Domenica" ("An Endless Sunday") by Alain Parroni (IT/DE/IE, Road Movies)
"Dormitory" by Nehir Tuna (TR/DE/FR, Red Balloon)
"City Of Wind" by Lkhagvadulam Purev-Ochir (FR/MN/PT/NL/DE/QA, 27 Film Production)
Fuori Concorso
"Hollywood Gate" by Ibrahim Nash'at (DE/US)
Orrizonti Corti
"Sentimental Stories" by Xandra Popescu (German Film and Television Academy Berlin)
Venice Immersive
"Upwind" ("Aufwind") by Florian Siebert (Neonreal, Volucap)
"Emperor" by Marion Burger, Ilan Cohen (FR/DE, Reynard Films)
"Tales Of The March" by Stefano Casertano (DE/IT, Daring House, Studio Deussen)
38. Settimana Internazionale Della Critica
"Life Is Not A Competition, But I’m Winning" by Julia Fuhr Mann (Schuldenberg Films)
"Malqueridas" by Tana Gilbert (CL/DE, Dirk Manthey Film)
Quelle: www.german-films.de