Publikumspreis und Bilanz des DOK.fest München 2022

Am vergangenen Wochenende ging nach der Live-Ausgabe auch die Online-Edition des DOK.fest München zuende. Als letzter Preis des DOK.fest wurde der kinokino-Publikumspreis verliehen: an die schweizerische Produktion "Girl Gang" von Susanne Regina Meures über die Berliner Teenie-Influencerin Leonie Balys.

 

Alle Zuschauer*innen des dualen Festivals konnten über die Filme, die sie gesehen haben, abstimmen. Der Publikumspreis ist mit einem Preisgeld von 2.000 Euro dotiert. Stifter sind der Bayerische Rundfunk und 3sat, Namensgeber ist das Filmmagazin kinokino, das von beiden Sendern ausgestrahlt wird.

"Girl Gang" bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt der jungen Influencerin Leonie, die zu Beginn des Films 14 Jahre alt ist. Drei Jahre lang begleitete Regisseurin Susanne Regina Meures Leonie und ihre Eltern, die ihre Tochter auch managen. Leonies Aufstieg als Teenager-Influencerin verläuft märchenhaft steil: Mehr als eine Million Follower, vorwiegend junge Mädchen, liegen ihr zu Füßen, viele kreischen bei ihrem Anblick vor Begeisterung, Firmen überhäufen sie mit ihren Produkten. Und für Leonie und ihre Eltern ist klar, dass sie nicht nur zum Spaß postet, sondern viel Geld verdienen soll. Der Preis ist das echte Leben – und sie sind bereit, ihn zu zahlen.

Festivalleiter Daniel Sponsel: "Über wenige Filme des diesjährigen DOK.fest München haben die Zuschauer*innen so viel diskutiert wie über 'Girl Gang'. Der Film zeigt eine Welt, die den meisten von uns völlig verborgen bleibt – dabei liegt sie vor unserer Haustür. 'Girl Gang' handelt von einem gnadenlosen Milliardengeschäft, dessen Fassade so harmlos erscheint wie Instagram-Postings nun mal wirken. Die Influencerin, die wir hier kennenlernen, ist noch ein halbes Kind, und die Regisseurin durfte ihr und ihren Eltern so nah kommen, wie man es kaum für möglich halten würde."

Bei der ersten dualen Edition des DOK.fest München sahen knapp 47.000 Gäste die Filme oder besuchten die Veranstaltungen des Festivals. Rund 25.300 Zuschauer*innen und Gäste wurden in München vor Ort gezählt. Online auf der digitalen Leinwand wurden die Filme und das Rahmenprogramm circa 21.500 Mal abgerufen, wobei sich nicht feststellen lässt, wie viele Zuschauer*innen jeweils vor der digitalen Leinwand saßen.

Daniel Sponsel und Adele Kohout (Festivalleitung): "Wir sind sehr zufrieden mit unserer ersten dualen Edition: Wir sind zurück im Kino und haben darüber hinaus ein barrierefreies Angebot für alle geschaffen, die sich für den relevanten und künstlerischen Dokumentarfilm interessieren und die Veranstaltungen in München nicht besuchen konnten. Die Besucher*innenzahl ist niedriger als in den vergangenen Jahren, was die aktuelle Grundstimmung gegenüber allen Kulturangeboten spiegelt. Die Gründe dafür sind vielfältig und nach zwei Pandemie-Jahren bleibt zu hoffen, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt, die den Anfang einer Rückkehr der Kultur markiert. Der Zuspruch sowohl zu den Veranstaltungen mit Gästen im Kino als auch die rege Teilnahme auf der digitalen Leinwand belegen, dass unsere Entscheidung, das Festival dual durchzuführen, die richtige war, und lässt uns optimistisch auf die nächste Edition schauen."

Während der zweieinhalb Festivalwochen liefen 124 Filme aus 55 Ländern: im Deutschen Theater, in den Partnerkinos und vielen besonderen Münchner Veranstaltungsstätten sowie auf der digitalen Leinwand unter www.dokfest-muenchen.de. 17 Filme und Projekte wurden mit Preisen mit einem Gesamtwert von 66.300 Euro ausgezeichnet.

DOK.forum
Das DOK.forum, die Branchenplattform des DOK.fest München, fand erstmals hybrid statt: Die Gäste waren vom 4. bis 12. Mai vor Ort, digital zugeschaltet – oder beides. "Das war eine ganz besondere Edition mit zahlreichen spannenden Projekten, mit Meetings im digitalen Raum mit internationalen Gästen sowie mit Pitchings vor Ort. Nach zwei Jahren konnten wir endlich wieder Branchengäste in München begrüßen und zusammenbringen. Sowohl vor Ort, hybrid als auch ausschließlich online konnten wir aktuelle Themen mit der Branche diskutieren. Unser Team nimmt viele neue Ideen mit für die Planung der kommenden Edition", sagen die Leiterinnen des DOK.forum Sabine Kues, Flora Roever und Sina Weber. Insgesamt nahmen 2.700 Personen an den Veranstaltungen des DOK.forum teil.

DOK.education
Die "Schule des Sehens" kehrte in diesem Jahr mit kurzen Filmen für drei Altersstufen zurück ins Kino. 28 Klassen mit knapp 700 Kindern und Jugendlichen besuchten die 90-minütigen Filmbildungs-Workshops. Parallel konnten Lehrkräfte die Filme und digitalen Unterrichtseinheiten inklusive Begleitmaterialien bayernweit und deutschlandweit auch online nutzen: 3.759 Schüler*innen wurden dafür angemeldet.

Maya Reichert (Leitung DOK.education): "Unsere Schulklassen-Seminare bieten Filmbildung auf höchstem Niveau. Damit unterstützen wir Lehrkräfte im Bereich der Medienkompetenz, bringen die Schüler*innen zu relevanten Themen ins Gespräch und bieten ihnen zugleich einen Ausflug zum Kulturort Kino."

Im Rahmenprogramm lockten Kooperationen mit der Alten Pinakothek, dem Bayerischen Staatsballett und dem Bayerischen Rundfunk in die Kinos. Für den Moderationsworkshop mit "Checker Julian" alias Julian Janssen von KiKA musste sogar in einen größeren Saal gewechselt werden, weil so viele Kinder und Jugendliche gekommen waren. Nach der Autogrammstunde ging Julian dann als Juror des Jugendfilmwettbewerbs auf die Bühne und vergab Geldpreise für eine der sechs vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband BLLV gestifteten Auszeichnungen.

Das 38. DOK.fest München ist für den 3. bis 21. Mai 2023 geplant.

Quelle: www.dokfest-muenchen.de