Werkschau Helma Sanders-Brahms in Berlin

Im vergangenen Jahr wäre die Filmemacherin Helma Sanders-Brahms (1940-2014) 80 Jahre alt geworden. Mit einer Werkschau möchte die Deutsche Kinemathek an das Werk einer der ersten Autorenfilmerinnen der Bundesrepublik Deutschland erinnern.

 

Helma Sanders-Brahms war sowohl im Spiel- als auch im Dokumentarfilmgenre zuhause, drehte Historisches ebenso wie Gegenwartsthemen. Sie drehte unter die Haut gehende Dramen sowie politische Satiren. Eigenwillige Biografien über Künstlerpersönlichkeiten ziehen sich ebenso durch das Werk wie fiktive Frauenporträts, die wie im Brennglas gesellschaftliche und politische Missstände sichtbar machen. So persönlich motiviert viele ihrer Filme sind, so subjektiv und emotionalisierend der Zugriff, so sind sie doch allesamt genuin politisch. Nicht selten trafen Sanders-Brahms Themen geradezu schmerzhaft den Nerv der Zeit, weshalb ihr Werk immer auch polarisierte.

Neun Spielfilme und ein Dokumentarfilm sind vom 21. November bis zum 12. Dezember 2021 in einer Werkschau in den Kinos Arsenal und Bundesplatz-Kino wiederzuentdecken.

Programm

21.11. | 15:30
"Unter dem Pflaster liegt der Strand"
BRD 1975, Regie: Helma Sanders-Brahms
Enttäuscht vom Ausgang der 68er-Bewegung, fühlen sich Grischa und Heinrich verloren und suchen nach dem Sinn des Lebens. Während Grischa ein neues Selbstverständnis entdeckt, fühlt Heinrich sich unzufrieden, ist eifersüchtig und verlässt sie. Mit langen improvisierten Passagen und einer eindrucksvollen Schlussszene durchbricht der Film die Klischees des "Frauenfilms" und spielt mit dem Konflikt zwischen Politischem und Privatem.
Bundesplatz-Kino | Bundesplatz 14, 10715 Berlin | Eintritt 9 €

22.11. | 19:00
"Shirins Hochzeit"
BRD 1976, Regie: Helma Sanders-Brahms
Shirin, eine junge Türkin aus Anatolien, flieht vor der arrangierten Hochzeit mit einem reichen Mann nach Köln, um dort ihren Geliebten zu suchen. Doch in Deutschland erwartet sie ein auswegloser Abstieg von harter Fabrikarbeit über Arbeitslosigkeit bis hin zur Prostitution. Der Film provoziert mit dokumentarisch anmutenden Bildern, denen durch den begleitenden Kommentar der Autorin ein subjektiver Gegenpol gesetzt wird. Gast: Thomas Mauch
Kino Arsenal | Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin | Eintritt 8,50 €

23.11. | 19:00
"Heinrich"
BRD 1977, Regie: Helma Sanders-Brahms
Dieses Porträt des Dichters Heinrich von Kleist zeigt eine zerrissene Persönlichkeit, einen einsam Verzweifelten, der zwischen romantischem Liebes- und Dichterideal, preußischer Lebensrealität sowie den kriegerischen und revolutionären Zeitläufen zerrieben wird. Nicht um eine historisch authentische Darstellung geht es, sondern um ein Puzzle, welches das Wesen eines Dichters spiegelt, der sich selbst ein Rätsel geworden ist. Gast: Thomas Mauch
Kino Arsenal | Potsdamer Straße 2, 10785 Berlin | Eintritt 8,50 €

24.11. | 19:00
"Deutschland Bleiche Mutter"
BRD 1980, Regie: Helma Sanders-Brahms
Hans und Lene heiraten im Sommer 1939. Als die gemeinsame Tochter Anna zur Welt kommt, ist Hans bereits Soldat im besetzten Frankreich und Deutschland das Ziel der alliierten Bombenangriffe. Lene bringt das Kind alleine durch den Krieg. Nach der Rückkehr ihres Mannes aber fühlt sie sich vom Familienleben eingeengt. In Reaktion auf negative Kritiken, die der Film nach seiner Erstaufführung 1980 erhielt, wurde er für die Kinoauswertung gekürzt. Die restaurierte Fassung enthält die rund 30 fehlenden Minuten. Einführung: Martin Koerber
Kino Arsenal | Eintritt 8,50 €

25.11. | 19:00
"Laputa"
BRD 1986, Regie: Helma Sanders-Brahms
Für Paul, einen französischen Architekten, ist  Berlin »Laputa«, die fliegende Insel  aus Gullivers Reisen. Zwischen zwei Flügen trifft er seine Geliebte, Małgorzata , eine polnische Fotografin. Erzählzeit und erzählte Zeit sind hier identisch: Die Handlung umfasst die eineinhalb Stunden, die Małgorzata in Berlin ist. Das Geschehen spielt sich überwiegend in einer Wohnung ab und besteht fast ausschließlich aus den Gesprächen der Beiden, den harten Auseinandersetzungen und den Versuchen, Nähe wiederherzustellen.
Kino Arsenal | Eintritt 8,50 €

26.11. | 19:00
"Manöver"
BRD 1988, Regie: Helma Sanders-Brahms
Eine satirische Komödie über das geteilte Deutschland der 1950er im Klima der Wiederbewaffnung und des kalten Krieges: In der DDR wird Max Klett, Leutnant der NVA, im Tango-Tanzen ausgebildet, um als Romeo die Sekretärin des westdeutschen Verteidigungsministeriums, Elly Wackernagel, zu verführen und so an eine Geheimwaffe des Klassenfeindes zu gelangen. Obwohl oder gerade weil Elly ein Verhältnis mit ihrem verheirateten Chef, dem Ministerialdirigenten Dinklage, hat, ist sie bereit, dem attraktiven Ost-Spion bei einem Manöver behilflich zu sein.
Kino Arsenal |  Eintritt 8,50 €

26.11. | 21:00
"Hermann mein Vater"
F/BRD 1987, Regie: Helma Sanders-Brahms
Helma Sanders-Brahms unternimmt mit ihrem Vater eine Reise nach Frankreich, sucht mit ihm die Stätten auf, wo er 1940 als deutscher Besatzer war, verfolgt die neuerliche Begegnung mit Menschen, die er damals kennengelernt hatte. Den Aufnahmen wird Dokumentarmaterial gegenübergestellt, das die Grausamkeit und Wucht des deutschen Überfalls auf Frankreich nachempfinden lässt. Die Regisseurin möchte ihren Vater mit der historischen Wahrheit konfrontieren und ein Schuldbekenntnis hören, dieser aber folgt eher seinen persönlichen Erinnerungen und entzieht sich der Konfrontation.
Kino Arsenal | Eintritt 8,50 €

27.11. | 18:00
"Mein Herz – Niemandem!"
D 1997, Regie: Helma Sanders-Brahms
"Mein Herz – Niemandem!" ist eine Künstler*innenbiografie bzw. –doppelbiografie. Der collagenhafte Film verwebt Spielszenen, Dokumente und Musiksequenzen miteinander. In seinem Zentrum stehen zahlreiche als Dialog zu verstehende Gedichte, die die Liebesbeziehung der jüdische Lyrikerin Else Laske-Schüler und des Schriftstellers Gottfried Benn, der anfangs den Nazis anhing, erzählen.
Kino Arsenal | Eintritt 8,50 €

28.11. | 15:30
"Die Berührte"
BRD 1981, Regie: Helma Sanders-Brahms
Basierend auf autobiografischen Aufzeichnungen der mit Schizophrenie diagnostizierten Rita G. erzählt der Film von einer jungen Frau, die Schwierigkeiten hat, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Sie verbringt ihr Leben damit, unter Randfiguren der Gesellschaft nach Jesus zu suchen, dessen jeweiliger Inkarnation sie sich hingibt. Ohne Drehbuch gedreht, mit improvisierten Dialogen und abrupten Szenenschlüssen spiegelt "Die Berührte" die Gewaltsamkeit der Lebenswelt der Protagonistin wieder.
Bundesplatz-Kino | Eintritt 9 €

5.12. | 15:30
"Deutschland Bleiche Mutter"
BRD 1980, Regie: Helma Sanders-Brahms
Hans und Lene heiraten im Sommer 1939. Als die gemeinsame Tochter Anna zur Welt kommt, ist Hans bereits Soldat im besetzten Frankreich und Deutschland das Ziel der alliierten Bombenangriffe. Lene bringt das Kind alleine durch den Krieg. Nach der Rückkehr ihres Mannes aber, fühlt sie sich vom Familienleben eingeengt. In Reaktion auf negative Kritiken, die der Film nach seiner Erstaufführung 1980 erhielt wurde er für die Kinoauswertung gekürzt. Die restaurierte Fassung enthält die rund 30 fehlenden Minuten.
Bundesplatz-Kino |  Eintritt 9 €

12.12. | 15:30
"Geliebte Clara"
D/F/HUN 2008, Regie: Helma Sanders-Brahms
Clara und Robert Schumann sind seit zehn Jahren verheiratet und ziehen für einen Neustart nach Düsseldorf. Trotz großer Hoffnung auf ein besseres und sorgenloses Leben scheitert Robert als Komponist, und Clara muss immer häufiger bei Proben für ihn einspringen. Als sie den jungen Komponisten Johannes Brahms kennenlernt, entwickelt sich eine komplizierte Dreiecksbeziehung. Brahms bewundert Roberts musikalischen Fähigkeiten und verliebt sich in Clara. Da die Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen, zieht Brahms bei dem Ehepaar ein und die Situation gestaltet sich zunehmend kompliziert.
Bundesplatz-Kino | Eintritt 9 €

Kinos

Kino Arsenal, Potsdamer Straße 2, 10795 Berlin
www.arsenal-berlin.de
Bundesplatz-Kino, Bundesplatz 14, 10715 Berlin
www.bundesplatz-kino.de

Bitte beachten Sie die aktuellen Hygieneregeln.

Eine Veranstaltung der Deutschen Kinemathek in Zusammenarbeit mit dem Arsenal - Institut für Film und Videokunst e.V. und dem Bundesplatz-Kino

*Der Film "Deutschland bleiche Mutter" ist Bestandteil der aktuellen Ausstellung "Frame by Frame – Film restaurieren", zu sehen in der Deutschen Kinemathek.

Die Deutsche Kinemathek wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und NEUSTART KULTUR, ein Konjunkturprogramm für den Kultur- und Medienbereich.

Quelle: www.deutsche-kinemathek.de