Anlässlich der diesjährigen 34. European Film Awards und in Anerkennung eines einzigartigen Beitrags zur Welt des Films verleiht die European Film Academy Márta Mészáros den LIFETIME ACHIEVEMENT AWARD für ihr herausragendes Werk.
In Ungarn geboren, wuchs Márta Mészáros in der Sowjetunion auf, wo ihr Vater in den stalinistischen Säuberungen verschwand. Kurz danach starb ihre Mutter. Márta kam in ein sowjetisches Waisenhaus und kehrte erst nach dem Zweiten Weltkrieg in ihr Heimatland Ungarn zurück. Sie studierte Film in Moskau und begann ihre Karriere mit 25 kurzen rumänischen und ungarischen Dokumentarfilmen, die über einen Zeitraum von zehn Jahren entstanden.
1968 drehte Márta Mészáros ihren ersten Spielfilm, "Das Mädchen", über die Suche einer jungen Frau nach ihrer Familie. Es war Ungarns erster Spielfilm, bei der eine Frau Regie führte. Der internationale Durchbruch gelang ihr 1975, als sie mit "Adoption", dem intimen Porträt einer einsamen Frau mittleren Alters und ihrer Beziehung zu einem 17-jährigen Mädchen, den Goldenen Bären in Berlin gewann – als erste Regisseurin überhaupt.
Für "Neun Monate", über das Leben und die Liebe einer jungen Fabrikarbeiterin, bekam sie 1977 den FIPRESCI Preis in Cannes. "Ganz wie zuhause", über einen Mann, der von Amerika nach Ungarn zurückkehrt und sich mit einem Mädchen anfreundet, brachte ihr 1978 die Silberne Muschel in San Sebastian ein.
Mit "Erbinnen" kehrte Marta Mészáros 1980 in den Wettbewerb von Cannes zurück. Darin beauftragt eine reiche, aber unfruchtbare Frau ein jüdisches Ladenmädchen, ein Baby für sie zu bekommen.
Ihre Filme greifen oft ihre eigenen Erfahrungen auf oder das, was ihre Familie durchgemacht hat, am offensichtlichsten in ihren "Diary"-Filmen. Der erste davon, "Diary For My Children", führt die Hauptfigur Juli im Teenageralter ein, eine Waise, die darum kämpft, eine unabhängige Frau zu werden. Der Film gewann 1984 den Großen Preis von Cannes. 1987 folgt "Diary For My Loves" Juli nach Moskau, wo sie Film studiert, und dann zurück nach Ungarn und den Wirren der Zeit. Dafür gab es beim Filmfestival in Berlin den Silbernen Bären. In "Diary For My Mother and Father" (1990) entwickelt sich Juli nach dem Aufstand von 1956 in Ungarn zu einer Regisseurin. Der Film erhielt den EuropaCinema Platinum Award in Viareggio.
Sie drehte auch einen Film über Imre Nagy, den Anführer des ungarischen Volksaufstands von 1956, "The Unburied Man" von 2004.
Ihr jüngster Film "Aurora Borealis - Nordlicht" (2017) schaut aus einem ungewöhnlichen Mutter-Tochter-Blickwinkel auf das Wien der Nachkriegszeit zurück.
In ihren mutigen und innovativen Filmen widmete sich Márta Mészáros vor allem der Darstellung des Lebens von Frauen und gab unabhängigen und komplexen Frauen eine Stimme.
Es ist der European Film Academy eine große Freude, Márta Mészáros als eine der bedeutendsten Regisseurinnen für ihr beeindruckendes Engagement für das Kino mit dem Lifetime Achievement Award auszuzeichnen. Seit seiner Gründung vor 34 Jahren geht der Lifetime Achievement Award erstmals an eine Regisseurin aus Mittel-/Osteuropa.
Anlässlich dieser Auszeichnung und in Partnerschaft mit der European Film Academy wird die Streamingplattform MUBI ab Mitte November einen Fokus auf Márta Mészáros setzen und eine Auswahl ihrer Filme präsentieren.
Márta Mészáros wird als Ehrengast bei der Verleihung der 34. European Film Awards am 11. Dezember in Berlin anwesend sein - live im Stream auf www.europeanfilmawards.eu.
Quelle: www.europeanfilmacademy.org