Am 22. Juni 2021 findet in München die 20. Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke statt.
Die feierliche Gala, im Vorfeld des Filmfest München, das am 1. Juli startet, wird pandemiebedingt mit deutlich reduziertem Publikum im Münchner Cuvilliés-Theater stattfinden und als Livestream auf der Website des Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. übertragen.
Bereits seit 2002 ehrt der Bernhard Wicki Gedächtnis Fonds e.V. herausragende Filmemacher. Künstlerisch wertvolle Filme mit humanistischer, gesellschaftspolitischer Dimension werden mit dem Filmpreis ausgezeichnet. Mehr als 50 symbolische Brückenpfeiler sind seitdem an Filmemacher aus aller Welt verliehen worden. Am Abend des 22. Juni erhalten sechs weitere herausragende Filme und Filmemacher diese einzigartige Auszeichnung.
Mit dem internationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke, dotiert mit 7.500 Euro, wird die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania für den Film "Der Mann, der seine Haut verkaufte" geehrt.
Sam, Hauptfigur des Oscar-nominierten Films, ist ein ebenso sensibler wie impulsiver junger Mann, der aus Syrien in den Libanon geflohen ist und zu seiner Geliebten Abeer nach Brüssel reisen möchte. Nur wie kommt ein syrischer Flüchtling nach Europa? Der renommierte Künstler Jeffrey Godefroy will ihm helfen, indem er ein lebendes Kunstwerk aus Sam macht und so über die Grenzen bringt. Es gibt den realen Fall, der dem Film vom Mann, der seine Haut verkauft, zugrunde liegt. 2006 hat der Belgier Wim Delvoye dem Schweizer Tim Steiner den Rücken in ein großes Bild verwandelt und an einen Sammler verkauft. So kam Steiner damals als Objekt in die Museen der Welt.
Regisseur Philipp Stölzl erhält für den Film "Schachnovelle", der am 23. September 2021 in die deutschen Kinos kommen wird, den nationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke.
Wien, 1938: Österreich wird vom Nazi-Regime besetzt. Kurz bevor der Anwalt Bartok mit seiner Frau Anna in die USA fliehen kann, wird er verhaftet und in das Hotel Metropol, Hauptquartier der Gestapo, gebracht. Als Vermögensverwalter des Adels soll er dem dortigen Gestapo-Leiter Böhm Zugang zu Konten ermöglichen. Da Bartok sich weigert zu kooperieren, kommt er in Isolationshaft. Über Wochen und Monate bleibt Bartok standhaft, verzweifelt jedoch zusehends - bis er durch Zufall an ein Schachbuch gerät.
Für seinen Film "Running against the wind" erhält Jan Philipp Weyl den mit 5.000 Euro dotierten Nachwuchspreis des Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke - 2021.
Die Idee zum Film entstand bei Weyl aufgrund seines humanitären Engagements für die Stiftung "Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe", in deren Rahmen er 2005 von Karlheinz Böhm auf eine 12-tägige Äthiopienreise zu den Entwicklungsprojekten eingeladen wurde. Die Eindrücke, die er dort sammelte, ließen ihn nicht mehr los. Als Weyl 2008 zur Drehbuchentwicklung erneut nach Äthiopien reiste, wurden aus geplanten sieben Wochen neun Monate. Er lernte die Amtssprache Amharisch und erlebte viele der Momente, die in sein Drehbuch eingeflossen sind. Die äthiopisch-deutsche Ko-Produktion des HFF-Absolventen Jan Philipp Weyl wurde von Äthiopien für die Kategorie Best International Feature Film bei den 92. Academy Awards® eingereicht.
Im Rahmen der feierlichen Veranstaltung am 22. Juni wird auch die Ehrung der Preisträger des vergangenen Jahres nachgeholt. Dem französischen Regisseur Ladj Ly wird der Preis für seinen schonungslosen Film "Les Misérables" ausgezeichnet.
Selbst in Montfermeil aufgewachsen, siedelt Ly sein spannungsgeladenes Spielfilmdebüt am Schauplatz von Viktor Hugos berühmtem Roman "Les Misérables" an. Der Film blickt in den Abgrund der Pariser Vorstädte und stößt auf eine Welt, in der jeder vor allem ums Überleben kämpft. Es ist ein zorniger, harter und auch provozierender Blick auf den von sozialer Ungerechtigkeit und Gewalt geprägten Alltag in den Pariser Banlieues.
Für den Film "Résistance" erhielt Regisseur Jonathan Jakubowicz den nationalen Friedenspreis des Deutschen Films - Die Brücke - 2020.
Der Film erzählt vom französischen Widerstand im zweiten Weltkrieg und ist zugleich eine Filmbiografie über den französischen Pantomimen Marcel Marceau, eine der außergewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Wahre Begebenheiten inspirierten die berührende Geschichte des Films. In atemberaubenden, zuweilen poetischen Bildern und mit seinem großartigen Ensemble - allen voran Jesse Eisenberg als Marcel Marceau - lässt Jakubowicz den Zuschauer auf ergreifende Weise teilhaben, am tiefen Leid der Flüchtenden, an aufblitzenden heiteren Augenblicken und an der Unbeirrbarkeit ihrer mutigen Helfer. Eine dramatische Flucht vor dem Holocaust, die sowohl zutiefst berührt als auch beschämt.
Mit dem undotierten Ehrenpreis wird im Jubiläumsjahr des Friedenspreises Schauspielerin Senta Berger ausgezeichnet.
Quelle: www.bernhardwicki.de