filmportal.de TV-Tipp zu "Rosenstraße"
Anässlich der Ausstrahlung auf ARTE, 2006
Vom aufrechten Gang in Zeiten des Unrechts handelt Margarethe von Trottas Drama "Rosenstraße", und auch die Filmemacherin selbst bewies eindrucksvolle Standfestigkeit, hatte sie doch zehn Jahre für die Realisierung ihres Herzensprojekts gekämpft. Aber auch nach der Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig gab es zum Teil heftige Auseinandersetzungen um das Für und Wider des Films, der sich einer außergewöhnlichen Episode des zivilen Widerstands in NS-Deutschland widmet. Im Frühjahr 1943 verhafteten SS und Gestapo tausende Bürger jüdischen Glaubens sowie – entsprechend der menschenverachtenden Rassenideologie der Nazis – "Mischlinge" und "Halbjuden". Ein Teil von ihnen wurde im ehemaligen jüdischen Gemeindezentrum in der Berliner Rosenstraße eingepfercht. Hier kam es zu spontanen Protesten von Angehörigen, vornehmlich seitens deutscher Ehefrauen, die für die Freilassung ihre jüdischen Männer protestierten. Es war ein exzeptioneller und couragierter Akt des öffentlichen Aufbegehrens, der selten oder kaum Beachtung als eines von ohnehin schmerzlich wenigen Beispielen für deutschen Widerstand gegen das NS-Regime findet.
Margarethe von Trotta erlaubt sich die freie Dramatisierung der Ereignisse, und sie lässt dabei zwangsläufig historische Erkenntnisse außer acht, die den Aufstand an der Roßenstraße im Rückblick differenzierter erscheinen lassen. Einige Kritiker nahmen Anstoß an dieser Verkürzung der Fakten zur schlüssigen Fiktion, doch das vortrefflich gespielte Melodram bewahrt sich durchaus seine Wahrhaftigkeit als moralische Lektion. Insbesondere Katja Riemann beeindruckt mit der wohl besten schauspielerischen Leistung ihrer Karriere: Sie verkörpert mit völliger Hingabe die Berlinerin Lena Fischer, die ihren Mann aus der Haft befreien will und in ihrer Verzweiflung und Wut zur unfreiwilligen Retterin eines anderen Menschen wird. Dafür wurde Katja Riemann in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet – die internationale Rehabilitation eines hierzulande oft belächelten Stars. Und ebenso wie die gefeierte Darstellerin verdient auch "Rosenstraße" einen zweiten Blick.