Summary
Casting off traditional roles to take up the fight against poaching. The "Black Mambas" are an all-women group that protects endangered species from illegal hunting in Kruger National Park, South Africa. For them, the job represents self-determination and strength and the uncompromising desire to conserve their country’s fauna – but how far can their emancipation actually succeed?
Source: DOK.fest München 2022 / Helga-Mari Steininger
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So beginnt die Dokumentation „Black Mambas“, das Langfilmdebüt der Regisseurin Lena Karbe, über die gleichnamige, aber unbewaffnete weibliche Anti-Wilderei-Einheit, die jede Nacht am Zaun des gewaltig dimensionierten südafrikanischen Schutzgebietes patrouilliert. „Durchsuchen, beschlagnahmen, verhaften“ lautet die Devise. Wobei die Frauen nicht selbst Wilderer dingfest machen, sondern permanent deren Wege durchkreuzen sollen, um so Wilderei zu verhindern.
Craig Spencer, Gründer der Black Mambas, der seine Truppe permanent auf Reaktionsschnelligkeit testet, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ordnung schaffen“ stehe als Ziel gleichwertig neben „Wildtiere schützen“, schließlich gehöre Kruger – mit den letzten Nashörnern des Kontinents - zu den beliebtesten touristischen Attraktionen Südafrikas. Besonders die Schuppentier-Wilderei sei in jüngster Zeit zum großen Problem geworden.
Lena Karbe folgt der jungen Naledi Malungane vom martialischen Aufnahmeritual über den Arbeitsalltag ein Jahr später bis hinein in ihre familiäre Situation. Sie hat sich nach einem Internet-Beitrag den starken Frauen angeschlossen, um eigenes Geld zu verdienen, unabhängig zu werden. Sie versteht ihren Entschluss auch als emanzipatorischen Akt: Naledi will nicht wie ihre Mutter in einer Mine schuften.
Die beiden anderen Protagonistinnen des Films sind seit Gründung der Truppe dabei. Nkateko Mzimba, die sich weiterbildet, um einmal Safari-Guide werden zu können, unterscheidet zwischen Trophäen-Wilderern, die es auf Elefanten und die vom Aussterben bedrohten Nashörner abgesehen haben, und Buschfleisch-Wilderern, die zumeist ohne Job sind und nur ihre Familien durchbringen wollen - und ihr leid tun.
Qolile Mathebula, die Hundeführerin, ist aus finanziellen Gründen dabei. Die Mutter zweier Kinder arbeitet 21 Tage pro Monat am Stück. Während der drei Wochen kümmert sich ihr arbeitsloser Freund zwar um sie, die lange Trennung von der Familie empfindet sie aber als große seelische Belastung.
Am Ende der Drehzeit ist es der 1986 in Sankt Petersburg geborenen Regisseurin, die bereits während der Studienzeit an der Hochschule für Film und Fernsehen München eine eigene Produktionsfirma gründete, gelungen, einen Wilderer aus einem Dorf in Mosambik zu bewegen, seine Sicht der Dinge zu schildern. Und die deckt sich auffällig mit der Craig Spencers: die Dörfer der Umgebung des Nationalparks haben nicht vom Tourismus profitiert. Im Gegenteil: der Zaun trennt die Einheimischen von ihrer Hauptnahrungsquelle. Es ist ihr Land und es sind ihre Tiere, die sie für das tägliche Leben als Nahrung benötigen.
Ist das Leben der Tiere wichtiger als das der Menschen? Die in Originalsprache gedrehte Dokumentation ist auf den ersten Blick unspektakulär. Doch wer zwischen den Zeilen zu lesen imstande ist, wird den Kruger Nationalpark mit den Worten Craig Spencers für die letzte Bastion des weißen Kolonialismus in Schwarzafrika halten.
Lena Karbe im jip-Presseheft: „Es wäre zu leicht, jede Form des Naturschutzes als moralisch gut anzusehen. Nicht immer heiligen die Mittel den Zweck und so kann auch Naturschutz zu Kollateralschaden führen. Die Gründung des Kruger Nationalparks ist ein Beispiel dafür. Im Namen des Naturschutzes wurde die lokale Bevölkerung bewusst ausgeschlossen und fortan wurde ihnen der Zugang zu ihren Naturressourcen verwehrt. ‚Black Mambas‘ interessiert sich für diese Ambivalenz des Naturschutzes. Hinter der Fassade der Anti-Wilderei-Einheit entdeckt man post-kolonialistische Machtdynamiken und Misogynie. Ungeachtet dessen profitieren die Protagonistinnen von der finanziellen Unabhängigkeit und dem Ansehen, die diese Arbeit mit sich bringt.“
Pitt Herrmann