Status Yo!

Deutschland Schweiz 2003/2004 Spielfilm

Status Yo!

Til Hastreiter dreht den ersten deutschen HipHop-Film


Rudolf Worschech, epd Film, Nr. 11, 02.11.2004

Als "Status Yo!" im Forum der diesjährigen Berlinale lief, war der Teufel los. Und das bei einem deutschen Film. Früher geriet dort, vor allem mitternachts, ein chinesisches Publikum außer Rand und Band, wenn Kämpfer durch die Luft wirbelten und Knochen knackten. Jetzt jedenfalls wurde schon vorher im Delphi "Ber-li-na-le" skandiert und nach der Vorstellung dann "Fo-rum".

HipHopper sind Menschen mit merkwürdigen Wollmützen, die mit ihren Armen rudern, den Zeige- und den kleinen Finger ausstrecken und immer mal "Yo!" brüllen, wenn sie ihren Sprechgesang unterbrechen. Dachte man. HipHop zu hören, ist auch eine Altersfrage – das Programmheft damals hat den Film "als grundsätzlich nicht für über Dreißigjährige" ausgewiesen. Dachte man auch.

Wer "Status Yo!" von Till Hastreiter sieht, wird deutlich eines Besseren belehrt. "Status Yo!" ist, wenn der Begriff überhaupt passt, ein Musical mit deutschem HipHop. Es geht um einen Zivildienstleistenden, der reimt anstelle zu reden, um eine junge Türkin, die von ihrem Bruder in die Türkei entführt werden soll, um einen Sprayer, der vom "weißen Zug" träumt, um Jungs, die eine große Party auf die Beine stellen wollen und sich mit einer Bande Hinterhofmafiosi anlegen. Immer wieder mischt sich der HipHop in das Geschehen; er kommentiert nicht nur die Handlung, sondern treibt sie auch voran.

Das Ganze hat wenig zu tun mit der üblichen Präsentation der Musik, wie man sie von MTV kennt, wo spärlich bekleidete Menschen mit Goldkettchen um Swimmingpools lungern. "Status Yo!" spielt in einem kalten Berlin und zwar vornehmlich auf dessen Straßen. Es ist ein Film über das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien in dieser Stadt, ein Film über Deutsche, Kroaten, Türken und Japaner. Da werden Rechtsradikale, die "Kanake" brüllen, aufgemischt und von Breakdancern in die Flucht geschlagen, natürlich mit Musik ("Glatzenklatschen").

Jede Musikrichtung ist immer noch von der Industrie vereinnahmt worden, aber vielleicht lebt gerade in diesem Film noch der spirit der Achtziger, als das Scratchen und der Breakdance aufkamen und "The Message" von Grandmaster Flash And the Furious Five überall lief. "Broken Glass Everywhere". Begegnet man diesem Lebensgefühl wieder, wirkt sicherlich manches ungelenk, aber es bleibt das Gefühl von Unmittelbarkeit. Ganz nah kommen Hastreiter und seine digitale Kamera den Figuren, die allesamt von Laien gespielt werden, und der Berliner Hip-Hop-Szene. Und selbst im Altersheim wissen die Bewohner: "HipHop ist Yo!".

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