Summary
Quiet Freedom
Juditha and Erik in their 60s are facing the wife’s illness, the shame and disappointment related to it, as well as expectations and ever-changing hopes. A couple will need to rediscover the foundation of their marriage to find each other again. A story of love, loneliness, and ultimately togetherness.
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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Doch ist Erik, dem ein interessantes Angebot aus seiner schwedischen Heimat als Stadtplaner in Malmö vorliegt, zu sehr Wissenschaftler, um bereit zu sein, sofort in Rente zu gehen und sich nur noch um seine Frau zu kümmern. Was er Juditha zunächst verschweigt und stattdessen vorschlägt, die eigenen vier Wände barrierefrei umzugestalten. Sie lehnt mit aller Entschiedenheit ab, obwohl die Krankheit voranschreitet und ihr bisheriges weitgehend unbeschwertes Leben unmöglich macht: die immer kraftlosere Juditha verweigert nicht nur den Toilettenstuhl, sondern grundsätzlich jegliche Hilfe.
Auch die ihrer schwangeren Tochter Sarah, die sich in Malmö als Architektin eine eigene Existenz aufgebaut hat, aber regelmäßig ihre Eltern in Deutschland besucht. Mit ihr schwelgt Juditha lieber in Erinnerungen an gemeinsame Urlaube in Schweden. Derweil drückt Erik noch einmal die Hochschulbank und lebt unter jungen Kommilitonen sichtbar auf, nachdem er seiner Gattin den „Rolls Royce unter den Rollstühlen“ gekauft und mit Frau Berger eine Haushaltshilfe engagiert hat. Was zu neuem Streit führt, denn Juditha will einfach nicht wahrhaben, dass sie auf fremde Hilfe angewiesen ist – auch weil Erik mit der neuen Situation emotional völlig überfordert ist.
„Alles bricht weg“: Als Erik im Obergeschoss des Hauses zusammenbricht, muss Juditha auf allen Vieren durch die Wohnung kriechen, um Hilfe zu holen. Die Notärztin diagnostiziert eine Panikattacke als Vorstufe zum Herzinfarkt. Dr. Rosenberg redet sich den Mund fusselig, um Erik in die von Sibylle geleitete Schlaganfall-Selbsthilfegruppe zu schicken, die Juditha strikt ablehnt. „Ich ertrage das alles nicht mehr“: Nervlich am Ende fährt Erik nach Malmö, wo er heimlich seine Tochter beobachtet, ihr aber am Telefon nicht verrät, dass er ganz in ihrer Nähe ist. Ein verzweifelter Schritt, der Juditha dazu zwingt, sich mit Frau Sing eine in der Krankenpflege versierte Haushaltshilfe zu engagieren. Mit der Einsicht in das Unabänderliche erholt sich Juditha physisch und psychisch – und ist zu einem Neuanfang mit Erik bereit…
Das Spielfilmdebüt der Hamburger Dokumentaristin Wendla Nölle, die Visuelle Kommunikation bei Wim Wenders und Fatih Akin studierte, ist ein persönlicher Stoff: ihre Mutter hatte Multiple Sklerose. „Greta Lorenz hat meine Berichte und Beobachtungen aus meinem Elternhaus genommen und daraus eine sehr ehrliche und unmittelbare Geschichte entwickelt“, so die Regisseurin im Presseheft. Herausgekommen ist ein hochemotionales Kammerspiel mit bisweilen kaum zu ertragender Drastik und großartigen Schauspielern, allen voran Dagmar Manzel. Es stellt nicht die Krankheit in den Mittelpunkt, sondern erzählt die Geschichte einer großen Liebe voller Höhen und Tiefen.
Drehbuch-Debütantin Greta Lorenz im Filmperlen-Presseheft: „Wir haben am Anfang bewusst entschieden, dass wir von einer Figur erzählen wollen, die sperrig ist, die sich widersetzt und nicht die heldenhafte Kranke spielt. Und natürlich ist unser großes Thema, ob man jemanden verlassen darf, der krank ist, der sich der Hilfe verweigert und es seinen Lieben so schwer macht. Der Zuschauer kann Juditha auch immer mal wieder verlieren, das finde ich gar nicht schlimm, aber wir wollten unbedingt erreichen, dass man die Person hinter der ganzen Widerborstigkeit erkennt und ihre Verzweiflung mitfühlt und versteht, wie allein sie sich durch ihre Krankheit und Zurückgezogenheit fühlt und welchen Schmerz das in ihr auslöst.“
Pitt Herrmann