Am Abend des 22. Februar 2018 ist die 16. Ausgabe von Berlinale Talents erfolgreich zu Ende gegangen. Gus Van Sant, Josephine Decker, Christian Petzold, Nancy Schreiber, Agnès Godard, Tom Tykwer, Mónica Lairana und Lav Diaz sowie 120 weitere Filmschaffende traten mit 250 Talenten und mehreren tausend Berliner*innen in einen cineastischen Dialog, der von großer Offenheit geprägt war.
In den Talks und in den an die Talente gerichteten Formaten ging es nicht nur um Erfolgsgeheimnisse und Karrieresprünge, sondern auch um persönliche Rückschläge und Herausforderungen, die einen voranbringen.
Dort hingehen, wo es weh tut
"Die Dinge, die einen umtreiben, die die eigenen Eltern auf gar keinen Fall zu Gesicht bekommen sollen – darüber sollte man einen Film machen", empfahl der Präsident der Internationalen Jury Tom Tykwer im Eröffnungsgespräch. Austausch statt Geheimnistuerei, Kollaboration statt Herrschaftswissen – mit seinem Talk griff Tykwer bereits Themen von Berlinale Talents auf, die das weitere Programm auszeichneten. Auch der mit dem Goldenen Ehrenbären bedachte Willem Dafoe und Eric Schlosser aus der Glashütte Original ― Dokumentarfilmpreis-Jury sprachen offen über ihre Erfahrungen und formulierten praktischen Ansätze für die Zukunft des Filmemachens.
Mit den gewohnten Narrativen brechen
Die Expert*innen bei Berlinale Talents gingen in ihren Talks immer wieder auf Aspekte der Geschlechtergerechtigkeit sowie der kulturellen und sexuellen Vielfalt ein. Die Kamerafrau Nancy Schreiber, die sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Agnès Godard und einem enthusiastischen Publikum die Bälle zuspielte, rief weibliche Filmschaffende auf, sich aktiv zu engagieren: "Wir müssen politisch sein, laut sein; wir können nicht herumsitzen und warten, dass es jemand anderes für uns tut." Schreiber fügte hinzu, dass der gesellschaftliche Wandel aber schon im Gange sei. Das sah auch Gus Van Sant so, der anmerkte, dass Filmemacher*innen heute viel mehr Möglichkeiten besäßen, queere Geschichten zu erzählen als früher.
Die Netzwerk- und Talentförderungs-Plattform der Berlinale bot auch den Teilnehmer*innen immer wieder die Chance, selbst die Perspektive zu wechseln und ihre eigenen spezifischen kulturellen Blickwinkel einzubringen. Die madagassische Filmkritikerin und Teilnehmerin des "Talent Press"-Programms Domoina Ratsara ist überzeugt, dass afrikanische Filmschaffende "ihre eigene Geschichte auseinandernehmen müssen", um sich fremdbestimmter Narrative zu entledigen.
Die beiden Musiker und Komponisten Ryūichi Sakamoto und Carsten Nicolai rundeten das "Secrets"-geprägte Berlinale Talents-Erlebnis mit einem von Inspiration und Kollaboration lebenden Abend ab und fesselten dabei die Aufmerksamkeit des Publikums bis zur letzten Minute.
Preise im Rahmen von Berlinale Talents 2018
Im Rahmen von Berlinale Talents wurden zahlreiche Filmschaffende mit Preisen bedacht.
Beim "Talent Project Market" konnte sich die chinesische Produzentin Jing Wang mit ihrem Projekt "Tropical Memories" über den mit 10.000 Euro dotierten VFF Talent Highlight Award freuen. Die mit jeweils 1.000 Euro dotierten Nominierungspreise gingen an die israelische Produzentin Maya Fischer ("Milk") und die dänische Produzentin Charlotte de La Gournerie ("Flee").
Die Robert Bosch Stiftung GmbH verlieh während Berlinale Talents zum sechsten Mal die mit jeweils bis zu 60.000 Euro dotierten Filmförderpreise für mutige deutsch-arabische Filmproduktionen:
Animationsfilm: "How My Grandmother Became a Chair"; Regie & Drehbuch: Nicolas Fattouh (Libanon); Produzent: Fabian Driehorst (Deutschland); Koproduzentin: Nermine Haddad (Libanon)
Dokumentarfilm: "Purple Sea", Regie: Khaled Abdulwahed, Amel Alzakout (Syrien), Drehbuch & Koproduzent: Khaled Abdulwahed, Produzentin: Ines Meier (Deutschland)
Kurzspielfilm: "Maradona’s Legs"; Regie & Drehbuch: Firas Khoury (Palästina), Produzentin: Zorana Musikic (Deutschland), Koproduzentin: May Odeh (Palästina)
Neben den drei genannten Gewinnerteams konnten sich in diesem Jahr noch weitere Nominierte des Filmförderpreises über eine besondere Auszeichnung freuen. Erstmals vergab das Dubai International Film Festival eine Einladung zum Dubai Film Market für eine/n Vertreter*in des Teams des Projekts "Embodied Chorus".
Co-Partner Nespresso rief mit seinem Vertical-Video-Wettbewerb "Nespresso Talents 2018" dazu auf, Geschichten inspirierender Frauen zu erzählen, zu teilen und entsprechende Videos zu erstellen. Unter dem Motto "The Difference She Makes" können Teilnehmer*innen noch bis zum 25. März 2018 ihre Filmbeiträge auf nespresso.com/talents einreichen. Die offizielle Ehrung des Gewinnerfilms – die neben einem Geldpreis auch die Teilnahme an einem Mentoringprogramm umfasst – findet während des Filmfestivals in Cannes am 11. Mai statt.
Heute Abend wird außerdem zum zweiten Mal der gemeinsam von Perspektive Deutsches Kino und Berlinale Talents verliehene Kompagnon-Förderpreis im Rahmen der Abschlussveranstaltung von Perspektive Deutsches Kino vergeben.
Quelle: berlinale.de