Mädchen Mädchen 2 - Loft oder Liebe
Mädchen, Mädchen 2 – Loft oder Liebe
Horst Peter Koll, film-dienst, Nr. 12, 10.06.2004
"Die Erlebnisse dreier Mannequins widerlegen auf heitere Weise die Ansicht, dass Reichtum wichtiger sei als Liebe." So lautete vor 50 Jahren die Zusammenfassung der Hollywood- Komödie "Wie angelt man sich einen Millionär?" (fd 3254). Marilyn Monroe, Betty Grable und Lauren Bacall amüsieren darin mit ihren Bemühungen, New York sowie diverse heiratswillige Millionäre zu erobern, wobei ihnen die "wahre Liebe" den einen oder anderen Streich spielt. Bei "Mädchen Mädchen 2" weiß man schnell, wo Handlung und Personenmuster abgekupfert wurden, weniger nämlich beim zotigen Vorgänger "Mädchen, Mädchen" (fd 34 779) als eben bei Jean Negulescos Boulevard-Filmklassiker. Die Erlebnisse dreier Studentinnen in München widerlegen, dass Reichtum unwichtiger als Liebe sei – so könnte man die Handlung von einst leicht, aber entscheidend paraphrasieren und würde den Zusatz "auf heitere Weise" allenfalls zögerlich hinzufügen. Dabei gibt es überraschend viele hübsche, ja sogar charmant-heitere Momente in dieser Komödie – zart blühende Pflänzchen freilich auf einem (Müll-)Berg aus Klischees, Plattheiten und Schmierentheater-Effekten, aus dem sie kaum die Nahrung zur komischen Entfaltung aufnehmen können.
Vor allem Diana Amft hätte das Zeug zu einer bemerkenswerten Kino-Komödiantin. Als Inken gibt sie sich kurzsichtig wie einst Marilyn Monroe und tappst in vielerlei Hinsicht liebenswert betriebsblind durch München, wobei sie sicher und auf den Punkt genau den schmalen Grat zwischen schrillster Albernheit und wohl überlegter Pointe beibehält und zudem mit sporadischem Sprachwitz aufwartet, der sich aus dem angelernten Repertoire der plapperfreudigen Linguistik-Studentin speist. Im Trio mit der eher introvertierten Lena sowie der selbstbewusst-attraktiven Lucy entwickeln sich einige pfiffige Alltagsszenen, die durchaus dem Leben junger Frauen im großstädtischen Lebensalltag nahe kommen könnten: Studentendasein, Wohnungssuche, Geldknappheit, Liebes- und Sexabenteuer (wohltuender Weise weit dezenter als im ersten Teil). Allzu schnell aber verfallen Regie und Buch dem Wahn, dass ein solcher Alltag fürs jugendliche Zielpublikum wohl viel zu wenig komisch sei – und fahren immer schlimmere Handlungsklischees auf, die sich dramaturgisch kaum sinnvoll steigern lassen und in peinlichstem Klamotten-Zirkus enden. Während Inken in Flin nur den netten Kumpel, nicht aber den potenziellen Geliebten sehen will, hängt sie sich an den selbstverliebten reichen Schnösel Paul, der sie in jeder Hinsicht ausbeutet; Lena wendet sich, enttäuscht von ihrem ziellosen Musiker-Freund, einem Zahnmedizin-Studenten zu, der sie ebenfalls nur "vernaschen" will; und Lucy gerät in ein dümmliches Versteckspiel um ihren Kommilitonen Sebastian, der ihr den Weg zu seinem reichen Freund ebnen soll, der er in Wahrheit aber selbst ist – was jeder Zuschauer von der ersten Sekunde an ahnt, sodass das Geplänkel der beiden so wenig knistert wie einst die Tändeleien von Roy Black und Uschi Glas. Überhaupt: Würde man manchen zeitgeistigen Trend (bis zur "schrägen" Sado-Maso-Einlage) löschen, käme der Film den konservativen Lebens- und Liebesentwürfen vergangener Jahrzehnte überraschend nahe, wobei sich Selbstbestimmung, Emanzipation und individuelle "Modernität" nur noch als vordergründig-aufgesetzte Floskeln entlarven: Heirat und Wohlstand sind und bleiben dabei offenbar die höchsten erstrebenswerten Ziele auch der gegenwärtigen Jugend.