Summary
I'm Off Then: Losing and Finding Myself on the Camino de Santiago
Overweight, overworked, and disenchanted, German comedian and TV star Hape realizes he can't keep on this way. He takes a six-month sabbatical, and embarks on a pilgrimage on the St. James' Way, the famed path to Santiago de Compostela. He sets out in search of... what, exactly? God? Truth? Peace? Himself? A film about finding and seeking – sometimes hilariously funny, sometimes moving and emotional.
Source: German Films Service & Marketing GmbH
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Nach Hörsturz und Gallen-Operation war nicht nur mental, sondern auch medizinisch eine Auszeit geboten. „Anscheinend weiß ich ja nicht mal so genau, wer ich selbst bin. Wie soll ich da herausfinden, wer Gott ist? Meine Frage muss also erst mal ganz bescheiden lauten: Wer bin ich?“ Doch bereits die erste Etappe bringt Hape Kerkeling dem Abbruch nahe – 26 Kilometer im Dauerregen. Die ersten Wochen sondert er sich bewusst ab, erinnert sich an seine Brettl-Anfänge noch als Schüler im Rundfunk und an seine erste Fernsehshow im „Ersten“ als Neunzehnjähriger. „Entspann dich, Hase!“ beruhigt er sich selbst – und legt in Pamplona einen ersten Ruhetag ein. Hape hat die Zeit und das Geld, um sich nicht in versifften und zumeist überfüllten Pilgerherbergen herumdrücken zu müssen. Er nächtigt in einfachen Pensionen, auf Bauernhöfen und, so zu haben, in luxuriösen Hotels. Und lässt Fünfe gerade sein: Wollen die Beine nicht mehr, hilft der Reisebus über allzu steile Bergpässe.
Jeder Tag bedarf neuer Motivation: „Sei einfach nur du selbst! Sei nicht mehr und nicht weniger als das!“ Hapes Wandertagebuch ist offen und ehrlich, er sagt seine Meinung etwa über TV-Klatschmagazine und Unterhaltungsshows ohne Rücksicht auf seine Leserschaft. Hape schreckt, je länger er auf dem Camino marschiert, auch vor der nicht gerade populären Frage nach Gott nicht zurück. Er öffnet sich zunehmend anderen Pilgern, genießt Begegnungen und Gespräche. Besonders mit der aus Wellington stammenden neuseeländischen Politikerin Sheelagh, die immer neue Gespenstergeschichten auf Lager hat und sich bald zur Mutter der kleinen Compagnie mausert, und seiner „englischen Wanderbekannten“, der zunächst sehr spröden, weil stets männliche Anmache befürchtenden Liverpooler Akademikerin Anne. Ab Leon sind der Düsseldorfer und seine „zwei rothaarigen Feen“ ein Herz und eine Seele, teilen sogar ein Hotelzimmer miteinander, wenn auch weder das Bett noch gar das Kopfkissen. Am Ende fällt allen der Abschied schwer und Hape Kerkeling resümiert: „Und wenn ich es Revue passieren lasse, hat Gott mich auf dem Weg andauernd in die Luft geworfen und wieder aufgefangen. Wir sind uns jeden Tag begegnet.“
Jane Ainscough, Sandra Nettelbeck und Christoph Silber haben zwölf Jahre später den zum Scheitern verurteilten Versuch unternommen, Hapes rasch zum Bestseller avanciertes Reisetagebuch ohne Banalisierung verlustfrei auf die Leinwand zu bringen zusammen mit der Regisseurin Julia von Heinz. Ihr ist mit Devid Striesow als Hape Kerkeling dennoch ein warmherziger, mit zahlreichen Originalzitaten durchzogener Neunzigminüter gelungen, der den ironischen Ton des Ich-Erzählers trifft und sich bezüglich der Familiengeschichte eng an die Vorlage hält. Sich aber dem fiktionalen Genre Spielfilm entsprechend einige Freiheiten nimmt vom Zusammenbruch des Entertainers vor laufender Kamera auf offener Bühne über Hapes Wanderfreundinnen, die fürsorgliche Stockholmerin Stella und die stets aufgeregte englische Journalistin Lena, bis hin zur Aufwertung der Rolle der Redaktionsassistentin Dörte, die Hape lieber am Strand auf den Malediven sähe als auf dem beschwerlichen Camino.
Pitt Herrmann