Emil und die Detektive

Deutschland 1931 Spielfilm

Kongreß der Kleinen

Jubelnder Beifall für "Emil und die Detektive"


Kinematograph, Nr. 280, 3.12.1931


(...) Die Geschichte von dem kleinen Emil, dem man in der Eisenbahn hundertvierzig Mark stiehlt und der nun mit einer Schar Jungs auszieht, den Verbrecher zu fangen, ist genugsam bekannt.

Das Buch ist viel gelesen, wurde dramatisiert, erscheint jetzt in illustrierter Volksausgabe und gehört zu den wenigen klassischen Werken der Jugendliteratur, die in den letzten Jahren auf dem Markt erschienen sind.

Es ist eine spannende Abenteurergeschichte. Ein phantastisches Märchen von heute, das mit jeder erfundenen Szene mitten in der Wirklichkeit steht und das so recht aus den Herzen der Knaben und Mädchen von 1930 geschrieben worden ist.

Aber es ist keine Kindergeschichte, sondern auch eine Angelegenheit für Erwachsene, ein Film, von dem man ohne Übertreibung sagen darf, daß einem bei seinem Anblick das Herz im Leibe lacht und der gerade in dieser tristen und traurigen Zeit jene leichtbeschwingte Freude und den herzlichen echten Frohsinn bringt, den wir nie dringender gebraucht haben als in diesen Tagen der Depression.

Das Manuskript schrieb Billy Wilder. Ein junger Autor, über dessen Qualitäten viel gestritten wurde und der sich bisher, immer tastend nach neuen und originellen Formen, vielleicht hier und da noch etwas unsicher bewegte.

Er verzeichnet jetzt einen Treffer ins Schwarze. Zeigt eine geradezu überragende Begabung für bestimmte Stoffe und rückt mit einem Schlag mit diesem Werk in die Reihe der ganz Großen.

Er schafft seinem Film ein geradezu faszinierendes Tempo, führt seine Handlung mit logischer Konsequenz auf der Linie des Sensationsdramas von Anfang an bis zu dem Augenblick, wo sich der gewöhnliche Dieb zum Bankräuber entpuppt.


Es ist ein Manuskript, das in vieler Beziehung Schulbeispiel sein könnte und das deutlich zeigt, daß es letzten Endes nur an der packenden Konzeption liegt, um den Erfolg zu sichern, und daß es absolut falsch ist, etwa zu behaupten, daß der Film nicht auch einmal nur durch den Inhalt Millionen zum Beifall zwingen könnte.

Selbstverständlich gehört zum gelungenen Werk natürlich die feinnervige, abgeklärte, überlegene Regie. Die überlegene und überlegende Arbeit eines Mannes, der mit dem Herzen bei dem Stoff und bei dem Milieu ist, wie das hier zweifellos hei Gerhard Lamprecht der Fall gewesen ist.

Er hat in seinen jugendlichen Darstellern eine Begeisterung für den Stoff entzündet, die unerhört ist.

Diese Jünglinge und das Mädelchen wirken mit einer Natürlichkeit, Ursprünglichkeit und Frische, die unwiderstehlich mitreißt und die so famos ist, daß sie kaum von Berufsschauspielern übertroffen werden könnte.

Es ließe sich von dem kleinen Rolf Wenkhaus, von dem jungen Hans Schaufuß oder von dem ausgezeichneten Hubert Schmitz genau so wie von manchem großen Darsteller sagen, daß er seine Rolle mit allen Mitteln moderner Darstellungskunst restlos erschöpft habe.

Aber das wäre ein Spiel mit Worten, denn diese Jungs schauspielern nicht, sondern spielen das, wovon sie träumen, was sie nach der Schulstunde in verkleinertem Maßstab wirklich reproduzieren.

Sie zeigen uns die Welt der halbflüggen Jugend von heute, die im zwanzigsten Jahrhundert ganz anders und vielleicht noch schöner ist wie in jenen Tagen, als wir noch jung waren.

Die Großen, selbst so routinierte, bravoureuse Schauspieler wie Käte Haack oder Fritz Rasp, treten in diesem Spiel vollständig zurück. (...)

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