Spielbank-Affäre
Raritäten aus der Grabbelkiste
"Spielbank-Affäre wirkt wie eine seltsame Verknüpfung von Realismus und bundesdeutschem Traumkino, es ist, als hätte sozusagen jemand von außen versucht, in diesen Traum einzudringen, ihn zugleich zu genießen und zu decouvrieren. Dementsprechend unglücklich verlief die Rezeptionsgeschichte des Films. In der Bundesrepublik wurde er als böse antikapitalistische Propaganda abgelehnt (und zugleich mochte man seinen "ungesunden" Manierismus nicht), und in der DDR galt er als ideologisch trübe und bürgerlich-dekadent. "Es war offenkundig, daß die bürgerliche Ideologie mehr oder weniger verschleiert in die DEFA-Produktion eingeschmuggelt werden sollte", behauptet die DDR-Filmgeschichtsschreibung später. Offenkundig ist vor allem, daß "Spielbank-Affäre" zu den Filmen gehörte, die einen radikalen Wandel in der staatlichen Filmpolitik der DDR auslösten. Im Juli 1958 kam die "Filmkonferenz des Ministeriums für Kultur" zu einer drastischen Forderung an den Film; die Kernfrage für Förderung oder Verbot eines Projekts lautete nun: "Nützt er optimal unserem real-humanistischen Anliegen, dem Sieg des Sozialismus?" Damit scheint auch die Karriere des Regisseurs von "Spielbank-Affäre" beendet gewesen zu sein, jedenfalls findet sich in den DEFA-Statistiken der nächsten fünf Jahre kein Film von Arthur Pohl mehr.
Der Film beginnt mit dem in der BRD-Kinematographie populären Traum: Italien. Eine Gruppe von Models ist auf Modenschau-Tournee; eine lange Kamerafahrt die Strandpromenade entlang zeigt die pastellfarbenen Häuserfronten, ungemein bonbonhaft die Farben der Automobile und Kostüme der Frauen, eine Welt, die sich in Rosa sehen möchte. Daß sie einen herrlichen Ausblick aufs Meer haben werden, davon hat die Leiterin gesprochen, aber viel mehr als für das Blau des Wassers und des Himmels interessiert sich die Kamera für die Baldachine, Erker und Mauern, für Sonnenschirme und Kleider, die Reihen der Liegestühle, die nicht am Strand, sondern vor der Hotelfront aufgestellt sind. Schon jetzt wissen wir eigentlich nicht mehr so recht, ob der Film noch träumt oder schon denunziert. Denn so wie er uns verdeutlicht, daß in dieser Touristenwelt offenbar die Natur bereits ausgeblendet ist, so erklärt er auch, daß der hier ausgestellte Reichtum von durchaus dämonischer Art ist. Prompt verweigert man im Hotel denn auch den jungen Frauen die versprochene Aussicht aufs Meer. (…)