Christian Wahnschaffe. 2. Die Flucht aus dem goldenen Kerker

Deutschland 1920/1921 Spielfilm

Christian Wahnschaffe


Wbg. (= Hans Wollenberg), Lichtbild-Bühne, Nr. 14, 2.4.1921


Dem zweiten Teil dieses großen Terra-Films lieh für die Uraufführung der Skala-Palast einen dekorativen und großartigen Rahmen, das philharmonische Orchester unter Leitung Alexander Schumanns eine köstliche musikalische Illustration. Und der Film selbst? Wesentlicher, straffer, einheitlicher, kurz: filmischer als der erste Teil. Eine Handlung, die von einem jungen Krösus erzählt, der aus dem Sybaritenleben in die Quartiere des Elends flüchtet, der still eine junge Samariterin liebt, seinen menschenvergiftenden Reichtum opfert, mit dem Pöbel, der Bestie, seelisch ringt und Sieger bleibt; ein vom tragischen Erleben besiegter Sieger. Also echte, rechte Filmhandlung, die nur da von der geraden Linie abbiegt, wo Sozial-Ethisches aus Jacob Wassermanns Roman hineinzupinseln versucht wird. Da geht sofort der psychologische Grund und Boden verloren und im Film Unwahres bleibt zurück. Doch diese Momente sind erfreulich selten. – Urban Gads Regie ist die Arbeit eines seiner Mittel sicheren Routiniers; er schafft Bilder, stellt Szenen, die wirken. Eine vorzügliche Leistung des Operateurs Willy Hameister ist das von oben genommene Treppenhaus mit den auf- und abstürmenden Massen. – Das künstlerisch Stärkste in diesem Fall ist das Spiel von Werner Krauß; eine der allerhervorragendsten Leistungen filmischen Ausdrucks- und Darstellungsvermögens überhaupt. Demgegenüber muß Veidts an sich virtuos gespielter Christian Wahnschaffe verblassen, der an sich keine sehr dankbare Filmfigur ist. Brillant ist auch Margarethe Kupfer und von starker Wirkung Esther Hagans kranke Dirne.

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