Sehr gutes Manifest

von Axel Ranisch

Der Sehr gute Film #1 "Dicke Mädchen" entstand in absoluter Freiheit, ohne Geld, ohne Team, ohne Vorgaben, ohne Drehbuch, ohne Verwertungsziel, ohne Produktionsfirma und ohne Sehr gute Filme, sondern einfach nur aus einer Leidenschaft für die Geschichte und die Figuren.
Und das Erstaunliche daran war: Es geht !
Man kann einen Film drehen. Einfach so.
Und man muss niemanden folgen außer der eigenen Intuition.
Und weil es so verdammt viel Spaß macht und sich frei und richtig anfühlt, haben wir unsere eigenen Regeln aufgestellt, nach denen wir arbeiten wollen, damit wir uns nicht irgendwann unterwegs wieder vergessen.
Das Sehr gute Manifest:

Sehr gutes Manifest

I. Ein sehr guter Film hängt nicht vom Budget ab. Er entsteht in Freiheit selbstbestimmt und unabhängig quasi von glücklichen Filmautoren. Sehr gute Filme sind die Bio-Produkte der Deutschen Filmlandschaft.

II. Sehr gute Filme entstehen von der Idee, über den Dreh, bis zum Schnitt in einem Schwung - wie in einem einzigen, rauschhaften Arbeitsvorgang. Die Intuitionen ist ihr wichtigstes Werkzeug, sie zu achten ihr oberstes Gebot.

III. Redakteure, Produzenten und Förderer dürfen und sollten sehr gutes Geld investieren. Eine inhaltliche Bevormundung aber ist kontraproduktiv. Sie würde den Arbeitsfluss empfindlich behindern und das scheue Pflänzchen Intuition vergiften.

IV. Eine sehr gute Komödie stellt immer die größtmögliche Tragödie in den Mittelpunkt ihrer Handlung. Eine sehr gute Tragödie geht ans Herz, weil sie die Komik des Alltags nie aus den Augen verliert. Sehr gute Filme sind beides : tragisch und komisch.

V. Das Drehbuch ist eine Bedienungsanleitung für die vielen Mitarbeiter eines Films. Das Drehbuch ist aber auch ein Rasenmäher der Intuition. Ein sehr gutes Filmteam ist so klein, beweglich und spontan, dass es eine Bedienungsanleitung nicht benötigt. Es gleitet auf den Wellen des Momentes. Sehr gute Schauspieler, Kameramänner, Regisseure und Produzenten können das.

VI. Sehr gute Filme sind Kinder einer intakten Filmfamilie. Sie entstehen aus Leidenschaft. Ihre Themen sind wahrhaftig, ihre Helden kommen aus der Nachbarschaft und trotzdem bewegen sie sich zwischen Realismus und Fantasie, zwischen Alltag und Abstraktion.

VII. Sehr gute Filme sind nie länger als 90 Minuten, treten gern im Rudel auf, nehmen sich selbst nicht so wichtig, dürfen auch mal daneben gehen, machen Spaß, bereichern jedes Festival, sind musikalisch, politisch, einfach gestrickt und abgrundtief echt.

VIII. Sehr gute Filme sind mit nichts zu vergleichen. Sie sind in der ersten Einstellung als solche zu erkennen. Sie sind Rohdiamanten, kantig, charmant und extravagant. Sehr gute Filme haben keine Vorbilder. Sie wollen weder wie andere Filme sein, noch sich selbst wiederholen. Jeder sehr gute Film hat das Recht sich gänzlich neu zu erfinden.

Der erste sehr gute Filme ist "Dicke Mädchen". Unzählige weitere werden ihm folgen.
Traut euch mit uns ! Folgt eurer Intuition ! Lasst uns nicht allein !

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