Hommage-Filmreihe und Gastland-Abend beim Schnittfestival Filmplus

Der Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt geht 2014 an Barbara von Weitershausen, deren Œuvre im Rahmen des Festivals mit einer dreiteiligen Hommage-Reihe und einer Ehrung durch den Bundesverband Filmschnitt- Editor e.V. gewürdigt wird.

Mit Barbara von Weitershausen ehren die Veranstalter 2014 eine Schnittmeisterin, die als Virtuosin des unsichtbaren Schnitts seit über 40 Jahren auf Ton- und Bildebene den erzählerischen Fluss einer enormen Bandbreite preisgekrönter deutscher Kino- und Fernsehproduktionen zur Perfektion gebracht hat.

Als viertes von sechs Kindern in Melsungen geboren, wuchs Barbara von Weitershausen in München auf und unternahm ihre ersten Schritte im Filmgeschäft zunächst Mitte der 1960er Jahre in einem Synchronstudio. Als zweite Schnittassistentin arbeitete sie alsbald mit dem Schnittmeister Herbert Taschner zusammen, mit dem sie u.a. für Rapid Film zahlreiche seriell erstellte Unterhaltungsfilme fertigte. Während jener Zeit lernte sie den Filmeditor Peter Przygodda kennen, mit dem zusammen sie fortan eine ganze Reihe von großen Klassikern des Neuen deutschen Films gestaltete. Neben der Schnittassistenz u.a. an Filmen wie Wim Wenders "Alice in den Städten", Hans W. Geißendörfers "Die gläserne Zelle" oder Volker Schlöndorffs "Die Blechtrommel", verantwortete sie in den kommenden Jahren zunehmend auch die Tonebene wie etwa bei den Wenders-Filmen "Paris, Texas" oder etwas später "In weiter Ferne, so nah!". Im Bereich des Autorenfilms montierte sie zudem u.a. für Klaus Lemke "Der Kleine", für Helke Sander "Der Beginn aller Schrecken ist Liebe" sowie für Wim Wenders "Der Stand der Dinge". Weitere Arbeiten mit der Künstlerin Rebecca Horn ("Buster's Bedroom"), Stefan Aust ("Krieg und Frieden") oder Reiner Kunze ("Die wunderbaren Jahre") bestimmten ihr Kinoschaffen bis in die 1980er Jahre.

Dokumentarfilme für Peter Goedel und Vadim Glowna, die hochgelobte TV-Serie "Blackout – Die Erinnerung ist tödlich" (Hans-Günther Bücking), Kinderfilme für Franziska Buch ("Hier kommt Lola!"), Stanislav Güntners ausgezeichneter Debütfilm "Nemez" sowie Heinrich Breloers aufwändige Literaturverfilmung "Buddenbrooks" als Kinofilm und TV-Zweiteiler: Barbara von Weitershausens Kunst des präzisen Erzählens prägt bis heute alle Spielarten filmischen Ausdrucks in Film und Fernsehen. Für Marc Rothemunds "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" 1998 mühelos vom Analog- zum Digitalschnitt gewechselt, ordnet sie bis heute ihr kreatives Schaffen bedingungslos dem perfekten Erzählfluss der Geschichte unter. Ihre jüngste Arbeit, Franziska Buchs Fernsehfilm "Käthe Kruse", hat Barbara von Weitershausen erst kürzlich abgeschlossen.

Die maßgeblich vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW unterstützte und seit Bestehen mit einer Ehrung durch den Bundesverband Filmschnitt – Editor e.V. (BFS) verbundene Hommage-Reihe wird ergänzt durch den mit 3.000 Euro dotierten Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt.

Barbara von Weitershausen wird die Hommage begleiten und den Geißendörfer Ehrenpreis Schnitt sowie die Auszeichnung des BFS persönlich entgegennehmen.

Das Programm der Hommage bei Filmplus 2014:
Freitag, 24.10.2014, 20 Uhr im Filmforum im Museum Ludwig
Filmvorführung: "Der Stand der Dinge" (Portugal, Deutschland, USA, 1982, 124 Min, R: Wim Wenders)

Samstag, 25.10.2014, 15.30 Uhr im Filmforum im Museum Ludwig
Filmvorführung: Hommage Barbara von Weitershausen

Sonntag, 26.10.2014 um 18.00 Uhr im Filmforum im Museum Ludwig
Werkstattgespräch mit Barbara von Weitershausen und Oliver Baumgarten

Gastland Dänemark mit Regisseur und Editor Janus Billeskov Jansen

Zum dritten Mal richtet Filmplus den internationalen "Gastland-Abend" aus, um den Austausch zwischen deutschen Editoren und ihren Kollegen aus den Nachbarländern zu befördern.  Seit Gründung der Reihe  konnte sich  das Festivalpublikum bisher auf Gasteditoren, Filme und Fachgespräche aus den Niederlanden mit dem Editor Sander Vos (2011, "R U THERE") und aus Belgien mit  der Editorin Marie-Hélène Dozo (2012, "Le fils"), freuen. Filmplus setzt 2014 seine "Gastland"-Reihe mit Janus Billeskov Jansen aus Dänemark fort.

Seit Anfang der 70er Jahre ist Janus Billeskov Jansen als Editor an unzähligen international bekannten Spiel- und Dokumentarfilmen beteiligt.  Eine seiner bedeutendsten Kollaborationen ist die  langjährige kreative Beziehung mit dem dänischen Regisseur und Oscar-Gewinner Bille August. Zusammengearbeitet haben sie  u.a. bei Filmen wie "Pelle der Eroberer" (1988 - Academy Award Best Foreign Film, Golden Globe Award Best Foreign Film, Palme D'Or Cannes), "Die besten Absichten" (1991 - Palme D'Or Cannes), "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (1997) und "Les Misérables" (1998).

Zu Jansens aktuellen Arbeiten gehören der mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnete und Oscar-nominierte Dokumentarfilm "The Act of Killing" (2012) von Joshua Oppenheimer sowie der Spielfilm "En du Elsker" ("Someone You Love", 2014) von Pernille Fischer Christensen, der 2014 auf der Berlinale  seine Weltpremiere feierte.

Filmplus freut sich, Janus Billeskov Jansen persönlich in Köln begrüßen zu dürfen. Er wird seine Montageleistungen im Rahmen einer Präsentation des Oscar-nominierten Films "Jagten" ("Die Jagd", 2012) von dem vielfach ausgezeichneten Regisseur Thomas Vinterberg vorstellen und im Anschluss an einem Filmgespräch teilnehmen. Zusammen mit seiner Montage-Kollegin Anne Østerud wurde Jansen für seine Schnittkunst bei "Jagten" ("Die Jagd") für den Europäischen Filmpreis nominiert. Zudem konnte er dafür zum vierten Mal in seiner Karriere den Dänischen Filmpreis –  den "Robert Award" – mit Nachhause nehmen.

"Gastland Dänemark: Janus Billeskov Jansen"
Samstag, 25.10.2014, 21 Uhr im Filmforum im Museum Ludwig
Filmvorführung: "Jagten" ("Die Jagd", Dänemark 2012, 111 Minuten, R: Thomas Vinterberg)
Filmgespräch: Janus Billeskov Jansen moderiert von Thomas Krag
(Der Abend findet in englischer Sprache statt).

Quelle: www.filmplus.de