Ekkelins Knecht
Ekkelins Knecht
Felicitas Kleiner, Film-Dienst
Ein deutscher Ritterfilm, endlich wieder! Noch erfreulicher als die Tatsache, dass hier ein verwegenes deutsches Genre-Projekt realisiert wurde, ist, dass die Produktion trotz eines minimalen Budgets wesentlich mehr darstellt als ein Hauen und Stechen im historischen Gewand: eine melancholisch-spröde altfränkische Mär vom Niedergang des Mittelalters und dem Heraufdämmern der Neuzeit, ohne typische Gut-Böse-Schemata. Per Off-Stimme als Bericht eines fahrenden Sängers aufgerollt und mit einer Exposition, die das Ende bereits vorwegnimmt, ist dramaturgisch angelegt, dass es sich eher um einen Abgesang als um eine schlichte Abenteuergeschichte handelt.
Es geht um einen Naivling, der gern ein Ritter werden will, weil er meint, das hätte etwas mit Abenteuern und Edelmut zu tun – und das in einer Zeit, in der es mit dem Rittertum überall bergab geht, wie die Erzähler-Stimme mitteilt. Ende des 14. Jahrhunderts landet der Tagelöhner Konrad, nachdem seine Familie der Pest zum Opfer gefallen ist, als Knecht auf Burg Wald nahe Gunzenhausen, wo der Ritter Ekkelin Geyling verdrießlich die Zersetzung alter Feudalstrukturen beobachtet: Der Ritterstand verliert an Bedeutung, während die Städte und der Handel zu blühen beginnen. Ekkelin will sich mit dem politischen und wirtschaftlichen Bodenverlust nicht abfinden. Sein Versuch, in einer Fehde zwischen seinem Lehnsherrn und dem Landgrafen von Hohenzollern, Herr der reichen Stadt Nürnberg, "agent provocateur" zu spielen, richtet sich gegen ihn selbst: Er wird enteignet und führt in den folgenden Jahren ein Leben als Raubritter, der sich an den Nürnberger Kaufleuten schadlos hält. Konrad, der trotz aller Bitten seiner Liebsten Ekkelin als Kriegsknecht die Treue hält, erlebt die bittere Revision seines Idealbildes: Vom "Edelmut der alten Rittersitten" kann da nicht die Rede sein. Schließlich nimmt es mit Ekkelin genau jenes böse Ende, das seine Taten erwarten ließen. Konrad eignet sich nach der Hinrichtung Waffen und Rüstung des schon zu Lebzeiten legendären Haudegens an und versucht, nachträglich doch noch seine Vorstellungen von Ritterlichkeit zu leben – doch in einer aus den Fugen geratenen Welt ist trotz der Weite der fränkischen Landschaft kein Platz für ihn.
Natürlich sieht man dem Film das geradezu lächerlich geringe Produktionsbudget von (wie auf der Website des Films angegeben ist) 250.000 Euro an: Für aufwändige Technik, Statisten-Massen und teure Effekte hat es nicht gereicht – aber das nimmt man in Kauf, da die Figuren stimmig entwickelt sind und die Kamera ihr Bestes tut, um auch mit einfachen Mitteln Bilder zu finden, die ein Gefühl für die heraufbeschworene Geschichte vermitteln: Wie ein vom Alter verblasster Gobelin entfalten sich die Panoramen des Films oft in entsättigten Farben; nur das Rot des Bluts leuchtet noch. Dass das Projekt überhaupt zu Stande kommen konnte, wird neben Geld- und Sachspenden vor allem am Engagement sowie an der Sorgfalt aller Beteiligten gelegen haben. Beträchtliches Kapital dürfte dabei das Drehbuch von Peter Klewitz gewesen sein, der sich in der Rolle des Ekkelin auch als Schauspieler wacker schlägt. Den Dialogen merkt man dessen Erfahrungen als Autor für Festspiele und Klassiker-Adaptionen an; ohne übertriebene Antikisierungen gelingt es ihm, sprachlich jenes Schweben zwischen realer Geschichte und Sage zu erzeugen, das die Atmosphäre des Films prägt und zu dem beispielsweise auch die Überblendungen beitragen, die die kantige zeitgenössische Wirklichkeit ins Fließen bringen. Schade, dass der Film zum Kinostart zunächst nur in einigen Spielstätten in Bayern zu sehen sein wird; trotz des regionalen Stoffs wäre dem ambitionierten Film die überregionale Wahrnehmung zu gönnen.