Sommer

Deutschland 2007/2008 Spielfilm

Sommer


Der Sommer hat für Tim nichts Schönes. Wieder einmal ist sein allein erziehender Vater beruflich in der Weltgeschichte unterwegs, und so muss der Teenager Berlin verlassen, um bei seiner Oma auf Amrum halbwegs Familienanschluss zu bekommen. Einsame Weiten, Dorfidylle am Meer, eine seltsame Inselbevölkerung und mitunter ätzende Klassenkameraden: auf all das hat der 15-Jährige „null Bock“ und igelt sich dementsprechend ein. Schon gleich am ersten Tag legt er sich mit dem schnöseligen Neureichensohn Lars an, der mit seiner Clique in allen schulischen und freizeittechnischen Aktivitäten Führungsanspruch reklamiert. Schnell hat Tim den Ruf eines großstädtischen Außenseiters mit sogar kriminellem Potenzial. Nur der dicklich-behäbige Möchtegern-Frauenheld Eric bildet mit Tim eine „Zweckallianz der Geächteten“. Auch die schöne Vic ist von dem unangepassten Jungen fasziniert; doch ausgerechnet sie ist mit Lars befreundet, was die angespannte schließlich Situation eskalieren lässt.

„Sommer“ begreift sich in erster Linie als luftig leichte Jugendromanze. Geprägt von Urlaubs-Feeling, ersten (unbeholfenen) Liebeleien und den dramaturgisch aufgebauschten, aber dennoch zu keiner Zeit unlösbaren Alltagsproblemen, soll der Film einer jugendlichen Zielgruppe unbeschwerte Unterhaltung bereiten. Doch vor allem ist „Sommer“ der Versuch eines „Star“-Vehikels: Es gilt, dem kaum 17-jährigen Jimi Blue Ochsenknecht jenseits des „Wilden Kerle“-Franchise den Zugang zur „erwachseneren“ Altersschicht der zehn- bis 18-jährigen weiblichen Fans zu ermöglichen, die es weniger mit Fußball und mehr mit Flirten halten. So steckt man den Darsteller in Leder- und Jeans-Klamotten und lässt ihn mit Kappe, Skateboard und Großstadtkid-Attitude durch die Dünen schlendern. Während alle anderen in Badehose und Bikini dem Inselleben frönen, ist die Figur des Tim ganz „star-like“ – cool und unnahbar. Dabei ist es kaum noch verwunderlich, dass es dem dermaßen ausstaffierten Jungdarsteller zu keiner Sekunde gelingt, eine glaubwürdige Figur zu verkörpern. Während allen anderen Akteuren zumindest partiell die Vermittlung von Charakteren gelingt, stakst Jimi Blue Ochsenknecht steif, behäbig und nahezu keiner Regung fähig durch den Sand. Was umso mehr ins Gewicht fällt, weil Regisseur Mike Marzuk keine Gelegenheit auslässt, ihn möglichst leinwandfüllend auszustellen.

Erschwerend kommt hinzu, dass das mit Klischees und Unglaubwürdigkeiten voll gepackte Drehbuch keinem Darsteller Raum lässt, mit sinnvollen Dialogen und überzeugenden Handlungen die angestrebte melodramatische Spannung zu vermitteln. Das Inselvolk ist entweder dumm (Polizei), einfältig (Eltern) oder spleenig (Oma); die Kinder sind in der Regel ignorant und meist unsympathisch und die Initiationsriten zudem albern. So muss beispielsweise der führungsbesessene Lars (der einzige darstellerische Lichtblick: Jannis Niewöhner) zu allen Gelegenheiten als Machtprobe potenzielle Konkurrenten zum Wettschwimmen zu einer gefährlich weit vor dem Strand gelegenen Boje herausfordern. Dieser „Drehbucheinfall“ hat dann auch zum dramatisch überzogenen Showdown herzuhalten, der mit „Killerquallen“ einen recht dämlichen „Twist“ als Höhepunkt bereithält. Die Produzenten von „Sommer“ bedienen vor allem, was sie für den Geschmack ihrer Zielgruppe halten; neben Jimi Blue Ochsenknecht jr. wird so noch Pferden als typischen „Mädchenlieblingen“ eine tragende, wenn auch unmotivierte Rolle zugestanden. Damit ist „Sommer“ durch und durch kalkuliert. Zumindest unter diesem Aspekt kann der Film locker ähnlichen mit Hollywood-Unterhaltungsformaten mithalten.

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