Die wilden Kerle 5
DWK5 - Hinter dem Horizont
Das Debüt der "wilden Kerle" (fd 36 148) war ein nicht sonderlich origineller, aber durchaus liebenswerter Kinder- und Jugendfilm um eine wüste Truppe ungestümer Bolzplatz-Kicker. Der Erfolg war bescheiden, reichte aber für mehrere Fortsetzungen nach demselben Strickmuster. Fürs dritte Sequel ("Die wilden Kerle 4", fd 38 027) stylte "DWK"-Erfinder Joachim Masannek seine in die Jahre gekommenen Helden um, ließ sie von BMX-Rädern auf Moto-Cross-Maschinen wechseln und verpasste ihnen statt der Kapuzen-Pullis coole Ledermonturen. Der Kampf um den Ball trat zugunsten einer kruden Fantasy-Story in den Hintergrund, sieht man einmal davon ab, dass im Zuge der schlichten Dramaturgie noch immer ein entscheidendes Match über Sieg oder Niederlage der verschworenen Truppe entscheiden musste. Die "DWK"-Fangemeinde machte die Veränderungen nicht nur klaglos, sondern geradezu begeistert mit und bescherte dem Film mit 2,4 Mio. Kinobesuchern im Rahmen der Reihe ein Rekordergebnis. In der fünften Episode nun leben die Freunde scheinbar fernab jeglicher Zivilisation und irgendwelcher Erwachsener in einem seltsam antiquiert anmutenden Waldlager. Von dort wird Anführer Leon entführt. Raban und Kevin, die einen mysteriösen "Vampir-Anzeiger" erfunden haben, sind sich sicher, dass nur Blutsauger hinter dem Kidnapping stecken können. So machen sich die wilden Kerle, zu denen mit Vanessa und Klette auch Mädchen gehören, auf, um Leon aus den Fängen der Vampire zu befreien. Die Untoten residieren mit ihrem Chef Darkside in einer gigantischen Industriebrache und trachten alsbald den Eindringlingen nach dem Leben.
Auch in diesem Film wird noch einmal gekickt. Doch was hochtrabend "Soccer-3-D" heißt, ist nur ein absurdes Spektakel, bei dem die Akteure an Trapezen durch eine Halle segeln und das Spielgerät in Tore zu bugsieren versuchen, die drei Meter über dem Boden angebracht sind. Das ist einigermaßen spektakulär inszeniert, aber ungefähr so spannend wie Senioren-Schach im Kurpark von Bad Sassendorf. Ohnehin ist der Fußball kaum mehr als ein Relikt aus alten Zeiten, gegen den die Akteure noch ab und zu treten, um einen Hauch von Kontinuität zu suggerieren. Ansonsten ist "DWK 5" ein verquastes Fantasy-Machwerk mit Grusel- und Dracula-Anleihen. Inmitten dieser Mixtur aus allerlei Genres (inklusive zarter Love-Story) stehen die Helden in abenteuerlichen Leder-Monturen meist in martialischen Posen in einer auf verrostet getrimmten Kulisse herum und sagen bedeutungsschwangere Sätze auf. Womit vor allem die jugendlichen Vampir-Akteure überfordert sind, die mit ihren grünen Kontaktlinsen das Fleisch gewordene Grauen verkörpern sollen. Besonders der als verführerischer Vamp stilisierte weibliche Blutsauger Blossom macht da eine unfreiwillig komische Figur. Der Humor hält sich trotz zweier kauziger Mini-Vampire mit den ungeheuer originellen Namen Jeckyll und Hyde merklich in Grenzen. Trotz aller eklatanten Schwächen wird dieser seelenlose, hilflos auf Action getrimmte Film unter den DWK-Fans vermutlich dennoch sein Publikum finden, auch wenn es für weibliche Anhänger enttäuschend sein dürfte, dass ihr Schwarm Leon (resp. Darsteller Jimi Blue Ochsenknecht) als Entführungsopfer über weite Strecken gar nicht in Erscheinung tritt. Dass die FSK den Film ab sechs Jahren freigibt, ist kaum nachzuvollziehen: So lächerlich die Grusel- und Schockelemente auf Erwachsene wirken mögen, so sind sie doch dazu angetan, bei kleinen Kindern für ein traumatisierendes Kinoerlebnis zu sorgen – und diesen Preis ist der Film nicht wert.