Kleiner Dodo

Deutschland 2006/2007 Animationsfilm

Kleiner Dodo


Mit dem Animationsfilm „Tobias Totz und sein Löwe“ (fd 33 891) machte Thilo Rothkirch 1999 in der Kinobranche auf sich aufmerksam; mit „Der kleine Eisbär“ (fd 35 068), den er zusammen mit seiner Frau produzierte, landete er einen riesigen Publikumserfolg. Nach „Lauras Stern“ (fd 36 714) und „Der kleine Eisbär 2“ (fd 37 245) ist „Kleiner Dodo“ nun der fünfte Zeichentrickfilm in Folge, der sich in Deutschland speziell an ein ganz junges Publikum richtet. Seit „Der kleine Eisbär“ ist es zugleich ein weiterer Film nach den bekannten Vorlagen des holländischen Buchillustrators Hans de Beer und dessen Frau Serena Romanelli. Der anhaltende Erfolg aus dem Hause Rothkirch, das sich gegen eine starke amerikanische Konkurrenz und finanzstarke CGI-Filme behaupten muss, lässt aber auch den Erwartungsdruck steigen: Insgesamt fünf Drehbuchautoren sorgten diesmal dafür, dass sich aus der Kinderbuchserie ein nahezu rundum gelungener Kinofilm entwickeln konnte.

Zugleich ist er das Prequel zur Serie, die seit Anfang 2007 im Fernsehen läuft, sodass die Charaktere vielen Kindern bereits bekannt sein dürften. Dodo, ein kleiner Orang-Utan, lebt mit seinen Eltern im Urwald irgendwo auf Sumatra oder Borneo. Töne und Geräusche haben es dem wissbegierigen Affenjungen besonders angetan, und zur Freude des kleinen Nashornmädchens Patna kann er fast jedes Geräusch imitieren. Eines Tages fällt von einem fahrenden Jeep ein kleiner schwarzer Kasten, in dem sich ein „Dingsbums“ befindet, dem man wunderschöne Töne entlocken kann, aber auch schreckliche Geräusche, die das einfältige Krokodil Arnold und sogar einen Tiger in die Flucht schlagen. Für die Geige interessiert sich auch der kauzige alte Orang-Utan Darwin, der bei den Menschen aufgewachsen ist und bei seinen Artgenossen als Außenseiter gilt, nachdem er seine Höhle mit dem Komfort der menschlichen Zivilisation eingerichtet hat. Dodo kann ihm das „Dingsbums“ wieder abjagen, aber um darauf spielen zu können, ist er auf Darwins Hilfe angewiesen. Weil seine Eltern das niemals erlauben würden, schleicht sich Dodo nun jeden Tag heimlich zu Darwin und lernt auf diese Weise auch andere Utensilien der Menschen kennen: Seife, ein Stethoskop oder Desinfektionsmittel. Als sich Darwin bei einem Kletterversuch schwer verletzt, möchte Dodo ihm helfen und macht sich auf den Weg in eine Menschensiedlung, um Medizin zu besorgen. Unterwegs erlebt er, wie die Menschen Jagd nach der Tigerin machen, die mit ihrem Jungen auf der Suche nach Wasser in die Gegend kam. Denn das Land wird von einer unerklärlichen Dürre heimgesucht, die den Fluss ausgetrocknet hat. Dodo kann der angeschossenen Tigerin helfen. Um sie zu beruhigen, spielt er auf der Geige und entdeckt zu seiner Verwunderung, dass er damit auch Regen herbeizaubern kann.

Die Produktion hat zum Glück gar nicht erst versucht, dem „Dschungelbuch“ (fd 15 898) oder diversen anderen Animationsfilmen mit Urwaldabenteuern und Affen als Hauptfiguren nachzueifern, obwohl sie es in puncto geschöntem Happy End, Harmonie in der bei Affen eigentlich untypischen Kleinfamilie und geglücktem Dialog zwischen den Generationen spielend mit der Disney-Konkurrenz aufnehmen kann. Statt aber, wie inzwischen üblich, auf möglichst konsensfähige Unterhaltung für die ganze Familie zu setzen und alle Zielgruppen zu bedienen, ist „Kleiner Dodo“ speziell ein Film für Kinder. Erwachsene können ihn aber ohne Langeweile oder gar Reue ansehen, zumal bekannte Schauspieler, allen voran Mario Adorf als Darwin, den Figuren ihre Stimmen leihen und damit bis auf den unpassenden Abspanntitel auch die Tonebene als gelungen bezeichnet werden darf. Die in einfachen und klaren Strukturen gezeichneten Figuren haben Charme, sind in ihrer Kombination aus 2 D- und 3 D-Animationen nicht allzu perfektionistisch umgesetzt, sondern eher wie lustige Comic-Ausgaben, ohne dabei überzeichnet und unglaubwürdig zu wirken. Klar aufgebaut ist auch der lineare Erzählstrang, der über die kindgerechte Länge von 75 Minuten trägt und nur in einigen willkürlich abgebrochenen Nebenhandlungen kleine Schönheitsfehler enthält. Dodo ist als zentrale Identifikationsfigur aufgebaut, die unbeschwert und voller Neugier die Umwelt erkundet. Er lernt von Darwin einige Lebensweisheiten und erfährt die Musik als Quelle der Inspiration und Heilung, quasi als kulturelles Ereignis, das die Natur zu zähmen vermag. Nebenbei und unaufdringlich erzählt der Film, dem Recherchen vor Ort über das Verhalten der Tiere und ihrer Lebensbedingungen auf Sumatra vorangingen, auch noch von der Bedrohung des Lebensraums der Orang-Utans und dem Klimawandel, der überall auf der Erde seine Spuren hinterlässt.

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