Die Legende von Paul und Paula
Die Legende von Paul und Paula
Eine These: Stärken und Schwächen von Plenzdorfs/Carows Film werden in gleichem Maße und mit gleicher Intensität Anlaß für das rege, wenn auch differenzierte und differenziert zu untersuchende Publikumsinteresse. "Die Legende" erlaubt Aufschlüsse, wie es mit den so oft zitierten Ansprüchen an den Kinofilm denn nun eigentlich steht.
Ich meine, "das Publikum" honoriert zunächst die vom Film gegebene spezifische Sicht- auf die Wirklichkeit, die starke emotional-subjektive Haltung. Lebensgefühle und Lebenshaltungen werden in Paulas Geschichte transparent, die leicht identifizierbar sind, mit denen sich rasch eine Gleichstimmung herstellen läßt. Da ist die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, nach einer Möglichkeit, es nicht in Monotonie zu verplempern. Dieser Anspruch wird absolut von der Heldin formuliert: "Alles oder nichts", unbedingt, ohne Kompromisse, die zur Lebenslüge führen. In diesem Anspruch liegt Größe, die noch größer wäre, würde nicht das Szenarium diese schöne Sehnsucht – auch wieder absolut – nur der Heldin zubilligen (mit leichter Verspätung dann dem durch ihre Haltung geläuterten, zunächst höchst lauen und "nützlich" denkenden Paul). Mir scheint, die Autoren des Films schmälern das Wollen ihrer Paula, wenn sie es aus einer menschlichen Landschaft sprießen lassen, die zu kümmerlich angesät wurde. Da klaffen Diskrepanzen zwischen dem menschlichen Reichtum, der Gefühlstiefe und Phantasie der Heldin und der moralischen Armut der meisten beigegebenen Figuren als Folge einer vereinfachenden Polemik.
Der Film ist mit einer sichtbaren Freude des Entdeckens am Werke, bleibt jedoch auf halbem Wege stehen. Das Ausstellen von Haltungen überwiegt. Es wird nicht versucht, ihren "Stellenwert" zu begreifen und begreifbar, zu machen. (…)