Digital Cinema auf der Berlinale 2012

Die Anzahl der Filme, die im DCP-Format (Digital Cinema Package) auf der Berlinale gezeigt werden, hat in diesem Jahr - insbesondere auf dem European Film Market - sehr stark zugenommen.

 Die Berlinale zeigte insgesamt 659 Einzelvorführungen im digitalen DCP-Format, 627 als klassische Filmkopien und zusätzlich rund 1.100 Vorführungen von Videoformaten. 

Diese Entwicklung stellt Filmfestivals weltweit - und die Berlinale mit ihrem sehr umfangreichen Programm im Besonderen - vor große technische, logistische und finanzielle Herausforderungen. Insgesamt bespielt die Berlinale rund 50 Leinwände in ganz Berlin. Zwar sind bereits viele Kinos auf digitale Technik nach dem Standard der Digital Cinema Initiative (DCI) umgerüstet worden, aber trotz des prinzipiell einheitlichen Standards wird die Technik in ihrem aktuellen Entwicklungsstadium den besonderen Anforderungen eines großen Filmfestivals kaum gerecht.
 
Mangelhafte Kompatibilität zwischen verschiedenen Server- und Projektorentypen, unterschiedliche Soft- und Firmware-Versionen und die heterogene begleitende IT-Infrastruktur in den offiziellen Spielstätten stellen die Filmverwaltung und Filmtechnik der Berlinale vor besondere Herausforderungen.
Im Gegensatz zum normalen Kinobetrieb werden während des Festivals täglich pro Saal mindestens fünf unterschiedliche Filme gezeigt, so dass ebenfalls  täglich die neuen Titel für das fortlaufende Festivalprogramm auf die Kinoserver übertragen werden müssen. Die Filme müssen daher bereits im Vorfeld technisch geprüft und so rechtzeitig auf die entsprechenden Digital Cinema Server aufgespielt ("ingested") werden, dass im Falle eines Problems noch ausreichend Zeit zur Verfügung steht, um es zu beheben. Aufgrund der hohen Datenmengen sind diese vorbereitenden Prozesse sehr zeitaufwändig.
 
Hinzu kommt, dass bereits das Erstellen von technisch einwandfreien DCP-Files und den dazugehörigen Sicherheitsschlüsseln (KDM) viele Fehlerquellen birgt – eine  Problematik, die von vielen Produzenten bzw. den beauftragten Postproduktionsfirmen unterschätzt wird. Dies kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass sich einzelne Filme mit der vorhandenen Infrastruktur vor Ort gar nicht oder nicht fehlerfrei abspielen lassen. Vor diesem Hintergrund finden im Rahmen des Berlinale Talent Campus immer wieder entsprechende Workshops statt, um die Filmemacher von morgen für dieses wichtige Thema fit zu machen.
 
Um einen störungsfreien Ablauf der digitalen Filmvorführungen während der Berlinale zu gewährleisten, ist in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen ein aufwändiges Testprozedere für alle eingereichten DCPs eingerichtet worden.
 
Um Kompatibilitätsproblemen vorzubeugen, kamen während der diesjährigen Berlinale 37 Digital Cinema Server der international renommierten Firma Dolby zum Einsatz mit jeweils 2,75 Terabyte Speicherkapazität. Um die DCP Filme 24 Stunden am Tag in die Vorführkabinen übertragen zu können, wurden darüber hinaus 5 SAS Library-Server à 24 Terabyte von Dolby zur Verfügung gestellt. Der belgische Digital Cinema Spezialist Barco stellte in diesem Jahr neben seinem Know-How insgesamt 11 hochwertige Digital Cinema Projektoren zur Verfügung, um unter anderem für den Berlinale Palast, den Friedrichstadt-Palast und das Haus der Berliner Festspiele einwandfreie digitale Projektionen zu ermöglichen. Auch für 3D-Projektionen war die Berlinale dank der treuen Unterstützung von Dolby und Barco gerüstet. Darüber hinaus stellte die Firma Kinoton weitere Projektoren und entsprechenden Support zur Verfügung.
 
Der Festival-Supplier Colt Technology Services verbindet die verschiedenen Standorte der Berlinale mit einer Vielzahl leistungsstarker Video- und Datenanbindungen (12 Gbit/s). Dank dieser Breitband-Infrastruktur können einige Server in rund 20 ausgewählten Spielstätten über Glasfaserleitungen direkt aus der Berlinale Filmverwaltung mit Filmen bespielt werden. Die Berliner Firma Medialogic stellt speziell hierfür DDP-Speichersysteme für die Berlinale zur Verfügung.
 
Es arbeiten rund 45 Mitarbeiter in der Berlinale Filmverwaltung und weitere Fachleute der beteiligten Partnerunternehmen, ohne deren unermüdlichen Einsatz so mancher Kinosaal dunkel bleiben würde. Hinzu kommen über 80 Projektionisten, die vor jedem Festival aufwändig geschult werden müssen, um den vielfältigen technischen Herausforderungen gewachsen zu bleiben.
 
Weitere Einzelheiten in der Video Case Study auf www.berlinale.de.

Quelle: www.berlinale.de