Am 16. und 17. September findet in Köln das Symposium "Töne sehen – Bilder hören" statt. Die akustische Dimension des Dokumentarfilms und aktuelle Tendenzen im Umgang mit dem Ton stehen dabei im Mittelpunkt. Veranstaltet wird das Symposium von der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW.
Der Filmkritiker Béla Balázs begrüßte 1930 als einer der wenigen die Einführung des Tonfilms: Der Ton würde mit der Zeit schon besser werden durch die technischen Möglichkeiten, zusätzlich gestützt durch unseren Glauben an die technischen Apparaturen. Heute hat man den Eindruck, der Balázsche Begriff der "Tongroßaufnahme" ist Realität geworden. Der Ton wird auch im Dokumentarfilm immer auffälliger und damit wahrnehmbarer. Nicht zuletzt hat die Digitalisierung die Möglichkeiten der Tonaufnahme wie -gestaltung immens verbessert und erweitert.
Das Symposium fragt daher nach den aktuellen Tendenzen der Tongestaltung im Kino- Dokumentarfilm. Mehr als 20 Dokumentarfilmer, Tonleute, Sound Designer, Filmwissenschaftler und Journalisten loten in Präsentationen, Filmgesprächen und Vorträgen das Verhältnis von Bild und (digitalem) Sound aus.
Ein Teil der Aufmerksamkeit gilt der auffälligen Verwendung von Geräuschen und Atmoton wie man ihn in den herausragenden Arbeiten des Österreichers Peter Schreiner ("Totó") und weiterer Dokumentarfilmer findet. Ein zweiter Block des Symposiums fragt nach der Montage unterschiedlichsten Herkunftsmaterials auf der Bildebene und wie sich Tonrekonstruktion und -nachbau dazu verhalten etwa in dem erst im Herbst ins Kino kommenden Film "The Green Wave" von Ali Samadi Ahadi über die Protestbewegung im Iran. Ein Ausblick gilt dabei auch dem Ton bei animierten Sequenzen wie in "Waltz With Bashir". Zahlreiche Filmbeispiele geben Anregungen und markieren das Spektrum des zeitgenössischen Dokumentarfilms vom Direct Cinema bis zur Medienkunst. Thomas Elsaesser untersucht in historischer Perspektive das Bild-Ton-Verhältnis und wirft die Frage der Hierarchie zwischen Bild und Ton unter dem Vorzeichen der Digitalisierung neu auf; ein weiterer Vortrag kümmert sich um die alte Frage der Synchronität zwischen Bild und Ton und den Erwartungen des Publikums dazu.
Leitfragen sind: Welche Möglichkeiten bieten sich für die dokumentarische Ästhetik durch die Aufwertung des Tons? Was macht der Ton mit den Bildern? Wie hat sich die Praxis von Aufnahme und Postproduktion verändert? Was sind die ausschlaggebenden Motive für die jeweilige Gestaltung der Tonebene im Dokumentarfilm? Was wird gemacht, was nicht? Wohin entwickelt sich die Tongestaltung in Zukunft? Und schließlich: Wie wird Ton rezipiert? Wie hat das digitale Filmerlebnis die Erwartungen der Zuschauer modifiziert?
Erwartet werden unter anderen die Filmwissenschaftler Prof. Thomas Elsaesser (Amsterdam) und Berta Luise Heide (Freiburg), die Filmemacher Rainer Komers (Mülheim/Ruhr), Bernhard Sallmann (Berlin), Ali Samadi Ahadi (Köln), Carolin Schmitz (Köln), Bert Schmidt (Frankfurt) und Peter Schreiner (Wien), die Tonmeister und Sound-Designer Lars Ginzel (Berlin), Noemi Hampel (Berlin), Stephan Colli (Köln), Marilyn Janssen (Köln), Olaf Mierau (Berlin) und Judith Nordbrock (Köln).
Die Veranstaltung richtet sich an Dokumentarfilmer und Filmstudenten, an Tonmeister, Sounddesigner, Editoren und Journalisten.
Veranstalter ist die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW, das Symposium wird gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes NRW. Kooperationspartner sind das Haus des Dokumentarfilms, das Filmbüro NW, die AG DOK und Soundtrack Cologne. Veranstaltungsort ist das Filmforum NRW (Kino im Museum Ludwig) in Köln.
Das vollständige Programm, die Tagungszeiten, die Anmeldung und Teilnahmegebühren (Ermäßigung für Studierende und Verbandmitglieder) finden Sie unter:
www.dokumentarfilminitiative.de