Dauerausstellung im neuen Filmmuseum widmet sich filmischem Sehen und Erzählen



Filmisches Sehen und filmisches Erzählen stehen im Mittelpunkt der neuen Dauerausstellung im Deutschen Filmmuseum.



Auf zwei Stockwerken wird das Medium Film für die Besucher auf vielfältige Weise erfahrbar: Spannende Exponathighlights, selbsterklärende Funktionsmodelle, mediale Interaktionsbereiche und große Projektionen mit zahlreichen Filmausschnitten ergeben ein assoziatives Zusammenspiel und tragen zum explorativen Charakter beider Ausstellungsteile bei. Das thematische Spektrum reicht von den historischen Vorläufern der Kinematographie bis in die mediale Bilderwelt des 21. Jahrhunderts. Im künftigen Werkstattbereich in der vierten Etage des Hauses können Ausstellungsinhalte unter fachlicher Anleitung praktisch vertieft werden.

"Die Dauerausstellung ist der Kernbereich des neuen Filmmuseums. Ihre Themen bilden die Basis, von der viele Angebote und Programme des Hauses ausgehen können. Die Vision eines Zentrums für Filmkultur und Medienkompetenz, das auf wissenschaftlicher Basis den Anforderungen des Medienzeitalters im 21. Jahrhundert entspricht, nimmt nun konkrete Formen an", sagte Direktorin Claudia Dillmann bei der Vorstellung des Konzepts am heutigen Freitag. Derzeit entsteht hinter der historischen Fassade am Frankfurter Museumsufer das neue Filmmuseum, das im Frühsommer 2011 eröffnet. Gestaltet wird die Dauerausstellung von dem international renommierten Atelier Brückner, Stuttgart.

"Das Deutsche Filmmuseum ist einer der Publikumsmagnete des Frankfurter Museumsufers. Bei seiner Wiedereröffnung wird es im Glanz neuer Formen und Inhalte erstrahlen. Dafür sorgen die neukonzipierte Dauerausstellung, das komplett modernisierte Kino und die wegweisenden filmpädagogischen Angebote. Die Faszination Film wird sich insbesondere für Kinder und Jugendliche in dem enorm erweiterten Werkstattbereich mit Filmstudio bemerkbar machen, der ein integraler Bestandsteil der neuen Dauerausstellung ist. Hier können die Besucher mit Schnitt, Ton und Lichtsetzung selbst experimentieren und sich so das Medium Film ästhetisch aneignen. Eine umfangreiche Neuerung, für die die Stadt Frankfurt zusätzliche Mittel in Höhe von 300.000 Euro zur Verfügung stellt", erklärte Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth.

"Das Deutsche Filminstitut ist ein Leuchtturm im Filmland Hessen. Sein Deutsches Filmmuseum genießt hohes Ansehen beim Publikum und in der Filmwelt. Die neue Dauerausstellung und die an sie anknüpfenden innovativen Vermittlungskonzepte des Instituts machen das Museum auch zu einem zeitgemäßen außerschulischen Lernort", so Günter Schmitteckert, Abteilungsleiter Kultur und Kunst im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

"Als Förderer der Neukonzeption der Dauerausstellung des Filmmuseums möchte die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main den kompetenten Umgang junger Menschen mit dem Medium Film unterstützen. Mit mehreren bildungskulturellen Vermittlungsprojekten setzt sich die 2005 gegründete Stiftung in Frankfurt dafür ein, dass Kinder und Jugendliche Museen als faszinierenden Lern- und Erlebnisort erfahren", so Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.
Die neue Dauerausstellung
Der erste Teil der Ausstellung, "Filmisches Sehen“, befasst sich mit den medialen Vorläufern des Films. Zugrunde liegt die Frage, wie filmische Wahrnehmung funktioniert und aus welchen Traditionen sie sich speist. Dieser historische Teil bildet somit die Grundlage für ein tiefergehendes Verständnis des Mediums Film, das sich im Zuge der Digitalisierung nachhaltig verändert. Die Besucher betreten eine Welt faszinierender optischer Täuschungen und überraschender Licht- und Bewegungseffekte – alle erzeugt durch Geräte und Apparaturen insbesondere des 19. Jahrhunderts. Anstatt jedoch eine Chronologie der Erfindung des Films zu erzählen, fokussiert die Ausstellung bestimmte Prinzipien und Phänomene als Voraussetzung für dessen Entstehung. Durch eigenes Ausprobieren an Modellen können die Besucher frühe Versuche zur Erzeugung, Aufnahme und Wiedergabe bewegter Bilder nachvollziehen. Dabei entwickeln sie sowohl ein Verständnis für die technischen Prinzipien als auch ein Gespür für die Begeisterung der historischen Zeitgenossen am bewegten Bild. Höhepunkt und Abschluss des ersten Stocks bildet ein kleines Kino, in dem exklusiv zusammengestellte Programme den Einfallsreichtum und die visuelle Vielfalt des frühen Films präsentieren.

Der zweite Ausstellungsteil widmet sich unter dem Titel "Filmisches Erzählen“ den grundlegenden Prinzipien der Filmsprache, die der Film verwendet, um seine Geschichten zu vermitteln. In einer medialen Landschaft wird den Besuchern ein vielschichtiger Zugang zum Film geboten. Empfangen werden sie von einer 180° umfassenden Filminstallation über mehrere Projektionsleinwände, die ein ästhetisch-emotionales Highlight bilden wird. Vier um den zentralen Filmraum angeordnete Bereiche präsentieren die Themen Bildgestaltung, Toneinsatz, Montage und Schauspiel als tragende Säulen des filmischen Erzählens. Auratische Originalexponate der Filmgeschichte erlauben historische Vergleiche und zeigen, dass diese grundlegenden Erzählmittel des Films überzeitlich gültig sind. Nicht die Filmproduktion wird also im Vordergrund stehen, sondern die Vielfalt filmischer Gestaltungsweisen und deren Wirkung im Kontext der erzählten Geschichte. Dieser auf Prinzipien basierende Ansatz ist für zukünftige Entwicklungen technischer und ästhetischer Art anschlussfähig und kann diese integrieren.

Erstmals wird auch der vierte Stock des Museumsgebäudes für das Publikum erschlossen. Hier befindet sich ein großzügiger Werkstattbereich, in dem den Besucherinnen und Besuchern durch das Selbermachen ein reflektierter Zugang zum Medium Film ermöglicht wird. Zwei multifunktionale Werkstatträume mit digitalen Schnittplätzen bieten optimale Voraussetzungen für die Arbeit in kleinen Teams. Zudem steht ein gut ausgestattetes Filmstudio für das praktische Experimentieren zur Verfügung. Die fachlich begleiteten Workshops und Seminare können von Schulklassen, aber auch von allen anderen interessierten Gruppen mit je unterschiedlicher Schwerpunktsetzung gebucht werden. Die Themen der Workshops werden eng an die Inhalte der Dauerausstellung geknüpft sein. Dadurch entsteht eine für das Publikum wahrnehmbare inhaltliche Klammer um Ausstellung und Werkstattbereich, die einen integralen Besuch attraktiv macht.
Das neue Filmmuseum liegt im Zeit- und Kostenplan
Das neue Filmmuseum liegt voll im Kosten- und Zeitplan, die Eröffnung ist für Frühsommer 2011 geplant. Die Bauarbeiten in dem seit November 2009 geschlossenen Haus am Frankfurter Museumsufer sind in vollem Gange. Die Kosten liegen bei insgesamt 13,3 Millionen Euro. Das Deutsche Filminstitut als Träger des Museums, Hausherr in Erbpacht und Bauherr baut für insgesamt 11,5 Millionen Euro. Die Stadt Frankfurt (6,235 Mio. Euro), das Land Hessen (2,5 Mio. Euro) und der Bund (1,54 Mio. Euro, Konjunkturpaket II – Teilprogramm: Grundsanierung und energetische Sanierung von Gebäuden) sind die Hauptförderer der zeitgemäßen Erneuerung der historischen Villa am Museumsufer.

Die neue Dauerausstellung (1. und 2. Stock) inklusive des museumspädagogischen Werkstattbereichs (4. Stock) kostet zusätzlich 1,8 Millionen Euro und wird durch Mittel der Stadt Frankfurt (530.000 Euro), der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main (420.000 Euro), des Landes Hessen (300.000 Euro), der Stadt Eschborn sowie der PwC-Stiftung und der Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung gefördert.

Quelle:
www.das-neue-filmmuseum.de