Der Prinz aus Wanne-Eickel
Der Prinz aus Wanne Eickel
Michael Kohler, film-dienst, Nr. 25, 2006
Selbstironie ist nicht die schlechteste Visitenkarte für einen Heimatfilm, zumal wenn er in Form eines aus dem Ruder gelaufenen Studentenulks daherkommt. Gleich zu Beginn seiner Ruhrpott-Komödie lässt Alexander von Janitzky deshalb einen liebenswert tollpatschigen Möchtegern-Regisseur unter Tage fahren, um in einem alten Kohlestollen einen betont schrottigen Gruselschocker abzudrehen. Das Licht ist spärlich, die verfolgte Unschuld dusselig blond, und das Monster muss man sich aus Kostengründen dazu denken. Gleichwohl ist die Ambition des Unternehmens unverkennbar: Vor jeder Einstellung fällt die Klappe, als ließe sich mit dieser Geste der magische Moment echter Professionalität herbeizaubern. Vom schrägen Charme des vorprogrammierten Scheiterns lebt so manches unterfinanzierte Filmprojekt – und natürlich von der Hoffnung, ein geneigtes Publikum möge den Enthusiasmus der Filmemacher als kultverdächtig adoptieren. Auf diese Karte setzen auch von Janitzky und Autor Renatus Töpke, wenn sie ihre mutmaßlichen Alter Egos von einer Hollywood-Karriere träumen und dafür manche Erniedrigung erdulden lassen. Um ihre Filmleidenschaft zu finanzieren, laufen die Freunde Tobias, Düse und Schnipsel in Tierkostümen Reklame, verschulden sich beim örtlichen Bordell-Besitzer oder kellnern für den Prinz von Wanne-Eickel. Auf dem Empfang von Ernst August von Ruhrlippe-Schamgestüt gerät Tobias in ein Komplott, das zuerst Mafioso Don Dunlop und das Wanne-Eickeler Police Department auf den Plan ruft, bis seine Liebesromanze mit der Regieassistentin Petra zur Rettung in letzter Sekunde wird.
Offensichtlich liegt Wanne-Eickel gleich neben Lünen, der Heimat von Peter Thorwarths viel bestauntem Spielfilmdebüt "Bang Boom Bang" (fd 33 842). Zu einer handwerklich soliden Typenkomödie fehlt dem "Prinz von Wanne-Eickel" gleichwohl ein ganzes Stück, weshalb Töpke und von Janitzky ganz auf Lokalkolorit und eine Trash-Infusion namens Jürgen Drews setzen. Man fragt sich, was schwieriger war: eine Drehgenehmigung im Movie Park von Bottrop zu bekommen oder den selbsternannten König von Mallorca für die Rolle des Prinzen von Wanne-Eickel zu gewinnen. Ein Hingucker ist beides nicht, da hilft es auch wenig, dass Drews noch Roberto Blanco für einen kurzen Gastauftritt begrüßt. Schrill, schräg und schrullig soll "Der Prinz aus Wanne-Eickel" sein und ist doch vor allem albern. Die dämlichen Namenswitze sind beinahe noch das Beste an der künstlich auf Spielfilmlänge gedehnten Fabel, mit der die Macher schamlos auf den Camp-Faktor als letzten Rettungsanker setzen. Eine hübsche, weil gegen den Strich gebürstete Idee ist die Stippvisite von Toto und Harry, ansonsten bewegt sich der Film nicht nur handwerklich auf höherem Bürgerfunk-Niveau. "Castrop-Rauxel ist lateinisch für Wanne-Eickel", lautet ein Witz im Ruhrgebiet. Ganz so einfach lässt sich der Pott dann doch nicht über den Komödienleisten schlagen.