Otto - Der Film
Otto - Der Film
Horst Peter Koll, film-dienst, Nr.15, 23.07.1985
Daß der nunmehr seit 13 Jahren erfolgreiche „Blödelbarde“ Otto Waalkes, ein verwandlungsfähiges, musik- und stimmgewandtes Showtalent, früher oder später zum Kino kommt, mögen seine Anhänger schon seit langem gehofft haben. Doch wer sollte angesichts des äußerst mageren Angebots zuverlässiger Unterhaltungsfilmregisseure das Risiko tragen, das Markenzeichen „Otto“ richtig zu verkaufen?
Dem Gespann Schwarzenberger/Waalkes ist jedoch gemeinsam mit erfahrenen Autoren etwas fast schon unmöglich Gewordenes gelungen: Ottos wild grimassierend und kalauernd dargebotene, oft ins Groteske umkippende Bühnengags mit einem außergewöhnlichen Gespür für genaues Timing und für filmisches Erzählen auf die Kinoleinwand zu übertragen. Um Gags und Episoden wurde eine Geschichte gezimmert, die nicht einfallsreicher als in anderen Komödien ist: Otto, der energiegeladene Provinzler, kommt in die große Stadt Hamburg, verkauft sich, um eine Existenz gründen zu können, an einen Kredithai und gerät auf der Suche nach Erfolg in Schwierigkeiten. Bei allem Chaos, das er hinterläßt, entdeckt er seine Liebe zu der hübschen Tochter einer Adelsfamilie und setzt sich durch. Um mehr geht es nicht – und doch um viel mehr: es geht um den liebenswerten Toren, der sich mit einem Luftballon die Haare föhnt, um den unverschämt-frechen Satiriker, um den gewandten Parodisten, der „Singing in the Rain“ und „Dinner for one“, die Marx Brothers und Michael Jacksons Video „Thriller“ auf den Arm nimmt, so, daß es gleichzeitig wie eine Hommage wirkt.
Daß Ottos Feuerwerk an Albernheiten, Frechheiten und verblüffenden Fertigkeiten kaum einmal langweilig wird und daß auch Altbekanntes noch amüsiert, ist vor allem dem handwerklichen Können zu verdanken, das dieser Nonsense-Film verrät. Die episodischen Einfälle werden überwiegend filmisch gelungen aufgelöst, das Medium wird in der Tat zu Ottos Partner, was schon viel mehr ist als man eigentlich von einer Groteskkomödie erwartet. Da wird dann in einer Szene aus der banalen Leuchtreklame „Flipperbude“ durch plötzlich defekte Buchstaben das Wort „Liebe“ in die Nacht gezeichnet – ein optischer Einfall, „bloß“ zur Überbrückung, aber welch ein gelungener.