Summary
Documentary about director Wim Wenders, who became a central figure of New German Cinema with films such as "Im Lauf der Zeit" ("Kings of the Road") and "Der Himmel über Berlin" ("Wings of Desire"), and also enjoyed great international success with works such as "Buena Vista Social Club" and "Paris, Texas". In the film, the filmmakers visit iconic locations from Wenders' works and trace significant periods in his diverse career as a director, photographer and writer. The film includes previously unreleased archival footage as well as conversations with companions, friends and colleagues, including Francis Ford Coppola, Willem Dafoe, Andie MacDowell, Patti Smith and Werner Herzog.
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Mit diesem freien Fall ist der Super-Gau „Hammett“ gemeint: Nachdem sich Wim Wenders entschlossen hatte, das ihm zu eng gewordene Europa zu verlassen, um in Amerika sein berufliches und nach Heirat der Sängerin Ronee Blakley auch privates Glück zu finden, drehte er 1977 „Der amerikanische Freund“ nach Patricia Highsmith. Der berühmte Produzent Francis Ford Coppola zeigte sich angetan und betraute ihn mit dem Filmprojekt einer Hommage an den legendären Krimiautor Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“). Der Autorenfilmer Wenders, aus Deutschland gewohnt, ein Drehbuch nur als Steinbruch eigener Ideen zu nutzen, lieferte zwar die erwartete Liebeserklärung an die Klassiker der „Schwarzen Serie“ Hollywoods, stellte aber nicht die Titelfigur in den Mittelpunkt, sondern seine offenbar nicht sehr talentierte Gattin.
Coppola berichtet, noch vierzig Jahre später mit empörtem Unterton, wie entsetzt er über das Resultat gewesen ist: Wenders musste nach einer Unterbrechung von zwei Jahren, in denen er in Lissabon „Der Stand der Dinge“ als arg einseitigen, den Produzenten verletzenden Kommentar zu diesem Geschehen filmte, neunzig Prozent seines „Hammett“-Films noch einmal drehen – ohne Gattin Ronee Blakley. Es ist kein geringes Verdienst von Friedler & Freder, diese für Wenders unrühmliche Causa aus Sicht des nun freilich altersmilden und von der Qualität des eigenwilligen Deutschen inzwischen nachdrücklich überzeugten Coppola zum Bestandteil ihrer Hommage gemacht zu haben.
Als mit Abstand interessantestes Kapitel einer weitgehend als bekannt vorauszusetzenden Biographie: Auf das „Hammett“-Desaster folgte 1984 mit „Paris, Texas“ („Goldene Palme“ in Cannes) der endgültige internationale Durchbruch von Wim Wenders. In der grandiosen Natur des Big Bend Nationalparks an der mexikanischen Grenze und in der texanischen Geisterstadt Terlingua stellt Wenders zu Aufnahmen von den damaligen Dreharbeiten einige Filmsequenzen nach – in der Rolle Harry Dean Stantons. O-Töne liefern Schauspieler, Musiker, Kameraleute – und seine dritte Ehefrau, die Fotografin Donata Wenders. Die an der Seite ihres zwanzig Jahre älteren Gatten im Frühjahr 2019 durch die gewaltige kinematografische Installation im Pariser Grand Palais flaniert mit raumhohen Ausschnitten u.a. aus „Buena Vista Social Club“, „Paris, Texas“, „Der Himmel über Berlin“ und „Der amerikanische Freund“, darüber hinaus aber ihre Überforderung bezeugt, mit dem bekennenden Workaholic Schritt halten zu können.
"Desperado“ punktet überdies mit ganz frühen Aufnahmen rauchender Schlote aus dem Ruhrgebiet des Kindes Wim mit der vom Vater geschenkten 8mm-Kamera, mit Fotos des bereits etablierten Regisseurs im Stil Edward Hoppers, um sich Licht und Landschaft anzueignen aus Angst vor der knalligen Kodachrome-Farbigkeit des amerikanischen Kodak-Materials und dem mehrfach geäußerten Bekenntnis, ursprünglich Bildender Künstler werden zu wollen und die Kamera nun als eine andere Art von Leinwand zu nutzen. Für Campino ist Wim Wenders ein Punk: „Erst 'mal machen und dann sehen, was dabei herauskommt.“
Pitt Herrmann