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Shoot
- 18.11.2019 - 31.12.2020: Bayreuth, Venedig, Riga, Tel Aviv, Newark, Los Angeles, Abu Dhabi, Tokyo
Duration:
102 min
Format:
DCP, 1:2,35 (CinemaScope)
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:
FSK-Prüfung (DE): 07.07.2021, 207237, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei
Screening:
Kinostart (DE): 28.10.2021
Titles
- Originaltitel (DE) Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt
- Weiterer Titel (DE) Weltreligion Wagner
Versions
Original
Duration:
102 min
Format:
DCP, 1:2,35 (CinemaScope)
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:
FSK-Prüfung (DE): 07.07.2021, 207237, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei
Screening:
Kinostart (DE): 28.10.2021
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Die Bayreuther Festspiele sind die ältesten Opernfestspiele der Welt. Gespielt werden bis heute, 140 Jahre nach dem Tod des Komponisten, abwechselnd die zehn bedeutendsten Opern Richard Wagners, der die Festspiele 1876 selbst ins Leben gerufen hat. Geleitet werden sie stets von einem Mitglied der Familie Wagner, aktuell von Katharina Wagner, die offen zu Protokoll gibt: „Das Vergnügen, ein Wagner zu sein, hält sich manchmal in Grenzen, weil es natürlich vorurteilsbeladen ist.“
Wie kann es sein, fragt der Bremer Journalist, Autor und Dokumentarist Axel Brüggemann, dass das Festspielhaus in der fränkischen Provinz jeden Sommer zum Mekka für Wagner-Liebhaber aus der ganzen Welt wird? Wie tickt diese eingeschworene Gemeinde der Wagnerianer? Wieso wird die Musik des bekennenden, damit 1850 allerdings salonfähigen Antisemiten gleichermaßen von Christen, Moslems und Juden verehrt, von arabischen Monarchen, westlichen Kapitalisten und (fern-) östlichen Kommunisten? Wie konnte Bayreuth in der Monarchie König Ludwigs, in der faschistischen Diktatur Adolf Hitlers und in unserer Demokratie das „Wohnzimmer der Deutschen“ bleiben – trotz der harten Sitze? Eine Antwort von vielen gibt Ulrike Rauch, Gattin des Bayreuther Metzgermeisters Georg Rauch, deren Familie schon seit Generationen Stammgast auf dem „Grünen Hügel“ ist und während der Festspielzeit Quartier für Sänger, Musiker und Bühnentechniker offeriert: „Um diese Musik zu schreiben, musst du schon ein bisschen irre im Kopf sein. Aber du bist fasziniert von der Musik!“
Die zutiefst menschliche, bisweilen auch menschelnde Reise durch das Wagner-Universum beginnt am Canal Grande in Venedig, genauer gesagt dem Palazzo Vendramin-Calegi. Wo Richard Wagner 1883 starb, ist ein kleines Museum eingerichtet, das wir zusammen mit Katharina Wagner betreten, ansonsten beherbergt das hochherrschaftliche Gebäude heute ein Spielcasino. Und seit einem Vierteljahrhundert das Jahrestreffen der Wagner-Verbände, von denen weltweit rund 125 existieren mit etwa 30.000 Mitgliedern: „Wir Wagnerianer sind das Heavy-Metal-Ende der Klassik“.
Weitere Stationen sind etwa Newark im US-Bundesstaat New Jersey, wo der Bariton Kevin Maynor erstmals mit seiner Baptistengemeinde einen „Ring“ ausschließlich mit schwarzen Sängern und Musikern herausgebracht hat. Oder, noch exotischer, Abu Dhabi, wo der Scheich Zaki Anwar Nusseibeh zusammen mit dem Bayreuther Hochschullehrer Dr. Ronald Perlwitz Wagner-Aufführungen organisiert – in einer der westlichen Musik häufig feindlich gegenüberstehenden muslimischen Welt. Schließlich die offene Wunde Israel, wo öffentliche Wagner-Aufführungen immer noch verboten sind. Ausgerechnet der Jerusalemer Rechtsanwalt Jonathan Livny, dessen Familie einst den Namen Loebenstein trug und bis auf seinen Vater, der sich mit einer großen Wagner-Plattensammlung nach Palästina retten konnte, in den Gaskammern des Dritten Reichs umgekommen ist, macht sich für eine Aufhebung stark. Denn Wagner „war ein scheußlicher Mensch, aber hat himmlische Musik gemacht – und zwar im 19. Jahrhundert, lange vor dem Holocaust“.
„Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt“ ist weder eine Komponisten-Biographie noch eine musikwissenschaftliche Werk-Analyse, sondern eine bisweilen etwas abseitige, augenzwinkernde Annäherung an das globale Faszinosum Richard Wagner – mit exklusiven Einblicken in Proben weltberühmter Künstler wie Christian Thielemann, Piotr Beczała, Valery Gergiev, Placido Domingo, Anja Harteros oder Barrie Kosky, der 2017 als erster jüdischer Regisseur in Bayreuth inszeniert hat.
Pitt Herrmann