Summary
Jew-Boy Levi
1935, a valley in the Black Forest. The cattle dealer Levi comes, like every year, into the valley to conduct his business. Levi has decided to win the hand and heart of Lisbeth Horger, the daughter of farmer Horger. But Levi finds that the valley has changed.
The Reichsbahn has sent the engineer Fabian Kohler and a group of railway workers from the capital to repair the damage to a railway tunnel.They also bring a new spirit into the closed world of the Black Forest valley. A time for decisions has come for Lisbeth: she must decide between her boyfriend Paul Braxmeier and Levi. But the new age is also beginning almost imperceptibly for the other inhabitants of the valley: farmer Horger won′t buy any more cattle from the Jew Levi; swastika flags are on the stammtisch in the inn; the tyres of Levi′s van are slit open. A familiar world is becoming hostile and alien. No-one stands up for Levi. Except for Lisbeth. But the time is against their love.
Source: German films Service & Marketing GmbH
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Es ist eine tragische Geschichte, die im Gewand der Tragikomödie daherkommt und sich durch Frische, Leichtigkeit und unprätentiöse Darstellung auszeichnet. Die Handlung spielt 1933 in einem kleinen Dorf im Schwarzwald, der Heimat des Dramatikers Thomas Strittmatter. Der jüdische Viehhändler Levi (Glanzrolle für Bruno Cathomas) kommt wie jedes Jahr aus Salzburg über die Grenze. Doch diesmal sind es nicht allein die Geschäfte, die ihn hierher führen. Er hat ein Auge auf Lisbeth geworfen, die Tochter der Horgerbauern. Auch anderen ist die anmutige Schönheit der Bauerntochter, die im Gasthaus des Dorfes bedient, nicht entgangen. So dem Querkopf Paul, der sich bewusst jeder „Brotarbeit“ entzieht und sich als literarischer Bohemien und Anhänger der Dada-Bewegung Kurt Schwitters’ zu erkennen gibt. Für ihn ist der aufkommende Nationalsozialismus ein Gräuel.
Aus der Reichshauptstadt Berlin kommt die „neue Zeit“ in Person des Ingenieurs Kohler und seiner Sekretärin und Geliebten Neuner in den verschlafenen Ort – zusammen mit einem Reichsbahn-Bautrupp, der einen eingestürzten Eisenbahntunnel wieder instandsetzen soll. Der überzeugte Hakenkreuzler Kohler führt die „Bewegung“ in die katholisch geprägte ländliche Gegend ein, in der sie bisher keineswegs Fuß fassen konnte. Und er bringt einen Volksempfänger mit, der nach anfänglichem Widerstand des kauzigen Wirts die Goebbels- und Hitler-Propaganda direkt in die Gaststube überträgt.
Bei einem Fest der Bahnarbeiter, das Kohler auf einer Waldlichtung als „kleiner Parteitag“ des Dorfes organisiert, blamiert Paul vor den Augen der Dorfbewohner den Ingenieur – und betrügt ihn mit dessen Sekretärin Neuner. Doch Kohlers Zorn entlädt sich nicht beim Urheber, dem intellektuellen Querkopf, dem er offenbar nicht gewachsen ist, sondern konzentriert sich auf das schwächste Glied der zunehmend auseinanderdriftenden Dorfgemeinschaft, den Viehjuden Levi. Der erkennt, zumal sich Lisbeth demonstrativ auf seine Seite schlägt, erst viel zu spät, wie sich die vertraute Welt gegen ihn verschworen hat. Der Nachbar, ja der Freund, wenn er auch nicht selbst aus dem Dorf stammt, wird über Nacht zum Verfehmten.
Regisseur Didi Danquart: „Der Film beschreibt die Zeit des Übergangs anhand eines ländlichen Mikrokosmos. Was passiert mit den Menschen, die mit einer totalitären Ideologie konfrontiert werden, wie verändern sie sich, zu was sind sie fähig?“ „Viehjud Levi“, am 12. Februar 1999 auf der Berlinale im Int. Forum des jungen Films uraufgeführt und mit dem Caligari-Preis, beim Filmfest Potsdam mit dem Publikumspreis und beim Jerusalem-Festival mit dem „Mayor’s Prize Jewish Experience“ ausgezeichnet, ist auf der einen Seite, entsprechend der Vorlage Thomas Strittmatters, der die Menschen des Schwarzwaldes durchaus differenziert zeichnet, ein Heimatfilm. Auch Didi Danquart stammt aus Südbaden, was sicherlich zur großen Authentizität der Verfilmung beigetragen hat. Auf der anderen Seite ist „Viehjud Levi“ aber ein historischer Stoff – und leider auch ein Beitrag zur aktuellen Lage der Republik vor der Jahrtausendwende.
In der Begründung zum Caligari-Preis heißt es: „Das Spiel der bis in die Nebenrollen ausgezeichnet besetzten Protagonisten ist ohne jeden moralischen Touch und wirkt deshalb umso eindringlicher. Bedrückende Szenen werden immer wieder durch komische und sinnliche Momente aufgelockert und fesseln dadurch bis zum Ende.“
Pitt Herrmann