„Wo geht’s denn hier 'rein?“ - „Vorne, glaub' ich“: Was sich wie ein Dialog aus einer Vorabend-Soap im Kommerz-Prekariatsfernsehen anhört, hat seine Berechtigung. Denn der Stuttgarter Bauunternehmer Peter Staude genießt seinen beruflichen Erfolg aus vollen Zügen – und hat ihn sozusagen in Stein gemeißelt mit einer Luxusvilla exorbitanten Ausmaßes. Die innen eine lebensfeindliche Kälte ausstrahlt, welche einem noch im Fernsehsessel kalte Schauer über den Rücken laufen lässt. Und nach außen abgeschottet ist wie eine mittelalterliche Festung.
Vor der nun Peters Freund Andreas Rogel samt Gattin Heike stehen und lange vergeblich nach dem Klingelknopf suchen. „Sesam, öffne dich“: Der Schulleiter und die Ärztin zeigen sich schwer beeindruckt von den großzügigen Räumlichkeiten, durch die Peter mit sichtbarem Besitzerstolz führt. Weniger von dessen so aufgebrezelter wie aufgeregter Ehefrau Christa, die erst später hinzustößt und sogleich ein Klima von Misstrauen, ja Aggressivität erzeugt.
Als Heike die Reißleine zieht, weil sie nicht weiter mit dem Ehestreit behelligt werden will, zieht sich Christa zurück – und Andreas, seit frühen Jugendtagen mit ihr befreundet, folgt ihr auf dem Fuße nach. Nicht jedoch Patrick Orths Kamera, die verweilt noch bei den beiden am Esstisch Zurückgebliebenen und rückt Vertraulichkeiten ins Bild, die Peter und Heike als heimliches Liebespaar offenbaren. Währenddessen offenbart Christa, dass es bei der Finanzierung der Villa und überhaupt bei den vielfältigen sozialen Engagements des Vorzeige-Unternehmers Peter Staude nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
Andreas, dem die unverkrampfte Art Peters, Wohlstand und Wohltätigkeit in aller Öffentlichkeit demonstrativ herauszustellen auch zur Mehrung des eigenen politischen Einflusses in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, schon lange suspekt ist, kehrt den moralisch einwandfreien Oberlehrer heraus und stellt seinen Freund zur Rede. Der verbittet sich Tonfall und erhobenen Zeigefinger: „Ich bin doch nicht der Kevin aus der 9b“. Und geht zur Gegenoffensive über, als ein Zeitungsartikel mit massiven Korruptionsvorwürfen erscheint, hinter dem Peter seinen Freund Andreas vermutet. Doch der ist nicht selbst aktiv geworden, hat nur auf Fragen des Journalisten Peck geantwortet.
Peter setzt seinen Anwalt Amarell und seinen Pressemann Schwarz auf seinen Freund Andreas an, zumal auch privat die Fronten geklärt zu sein scheinen: Christa ist aus der Villa aus- und Heike eingezogen – und Andreas steht nun, zumindest in der Boulevardzeitung mit den großen Lettern, als gehörnter und daher rachsüchtiger Ehemann da. Weshalb er es plötzlich auch in seinem Lehrerkollegium mit Heckenschützen zu tun hat – und gegen einen von ihnen, Schnabel, regelrecht ausrastet.
Auf der anderen Seite hat Andreas ein Auge auf die attraktive Simone Blank geworfen, die er bei einem Empfang des Bürgermeisters kennengelernt hat. Und die plötzlich mit ihrem behinderten Sohn Marko (Amer Alilovic) bei ihm im Direktorenzimmer auftaucht: Peter Staude habe sich um die Behinderten so große Verdienste erworben, dass kleinere Unregelmäßigkeiten überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Sie habe schließlich auch selbst schon Spendenquittungen gefälscht der guten Sache wegen.
Plötzlich ist es der überkorrekte, prinzipientreue Schulleiter, der am Pranger steht und nicht der korrupte Baulöwe, dem alles wie von selbst zuläuft. Weshalb er zu einer großen Party in seine Villa einlädt, wo mit Christa und Heike gleich zwei Frauen gewillt sind, in die Gastgeberinnenrolle zu schlüpfen. Doch als für beide überraschend auch Simone Blank in der Tür steht und Peter Staudes Kuppelversuch offenbar wird, mutiert die so schöne wie selbstbewusst-coole Heike zur eifersüchtigen Zicke. Die bald darauf mitansehen muss, wie Peter von der Polizei verhaftet wird...
Daniel Nocke und Stefan Krohmer können trotz der Klasse-Besetzung mit „Verratene Freunde“ nicht ganz an ihre Erfolgsgeschichte mit vielfach preisgekrönten Filmen wie „Sie haben Knut“, „Mitte 30“ und „Sommer 04“ anknüpfen, zu oberflächlich ist das Mittvierziger-Drama erzählt. Ist es nur der heiße Sex unter der Dusche, der eine selbständige, intellektuelle Frau wie Heike Rogel in die Arme des oberflächlichen Macho Peter Staude treibt? Was bringt einen nachdenklichen, fürsorglichen, sozial eingestellten Menschen wie Andreas Rogel dazu, auf der einen Seite zumindest unterstützend tätig zu werden, um seinen langjährigen Freund wegen Betrugs ans Messer zu liefern? Und dazu, auf der anderen Seite genau diesen Freund darum zu bitten, Unterlagen verschwinden zu lassen, welche Simone Blank, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hat, belasten könnten? Zum Glück bleiben letzte Fragen offen, was man von der deutschen TV-Unterhaltungsware sonst nicht gewohnt ist. Beim Deutschen Fernsehpreis 2013 ist Matthias Brandt als bester Schauspieler ausgezeichnet worden.
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Vor der nun Peters Freund Andreas Rogel samt Gattin Heike stehen und lange vergeblich nach dem Klingelknopf suchen. „Sesam, öffne dich“: Der Schulleiter und die Ärztin zeigen sich schwer beeindruckt von den großzügigen Räumlichkeiten, durch die Peter mit sichtbarem Besitzerstolz führt. Weniger von dessen so aufgebrezelter wie aufgeregter Ehefrau Christa, die erst später hinzustößt und sogleich ein Klima von Misstrauen, ja Aggressivität erzeugt.
Als Heike die Reißleine zieht, weil sie nicht weiter mit dem Ehestreit behelligt werden will, zieht sich Christa zurück – und Andreas, seit frühen Jugendtagen mit ihr befreundet, folgt ihr auf dem Fuße nach. Nicht jedoch Patrick Orths Kamera, die verweilt noch bei den beiden am Esstisch Zurückgebliebenen und rückt Vertraulichkeiten ins Bild, die Peter und Heike als heimliches Liebespaar offenbaren. Währenddessen offenbart Christa, dass es bei der Finanzierung der Villa und überhaupt bei den vielfältigen sozialen Engagements des Vorzeige-Unternehmers Peter Staude nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
Andreas, dem die unverkrampfte Art Peters, Wohlstand und Wohltätigkeit in aller Öffentlichkeit demonstrativ herauszustellen auch zur Mehrung des eigenen politischen Einflusses in der baden-württembergischen Landeshauptstadt, schon lange suspekt ist, kehrt den moralisch einwandfreien Oberlehrer heraus und stellt seinen Freund zur Rede. Der verbittet sich Tonfall und erhobenen Zeigefinger: „Ich bin doch nicht der Kevin aus der 9b“. Und geht zur Gegenoffensive über, als ein Zeitungsartikel mit massiven Korruptionsvorwürfen erscheint, hinter dem Peter seinen Freund Andreas vermutet. Doch der ist nicht selbst aktiv geworden, hat nur auf Fragen des Journalisten Peck geantwortet.
Peter setzt seinen Anwalt Amarell und seinen Pressemann Schwarz auf seinen Freund Andreas an, zumal auch privat die Fronten geklärt zu sein scheinen: Christa ist aus der Villa aus- und Heike eingezogen – und Andreas steht nun, zumindest in der Boulevardzeitung mit den großen Lettern, als gehörnter und daher rachsüchtiger Ehemann da. Weshalb er es plötzlich auch in seinem Lehrerkollegium mit Heckenschützen zu tun hat – und gegen einen von ihnen, Schnabel, regelrecht ausrastet.
Auf der anderen Seite hat Andreas ein Auge auf die attraktive Simone Blank geworfen, die er bei einem Empfang des Bürgermeisters kennengelernt hat. Und die plötzlich mit ihrem behinderten Sohn Marko (Amer Alilovic) bei ihm im Direktorenzimmer auftaucht: Peter Staude habe sich um die Behinderten so große Verdienste erworben, dass kleinere Unregelmäßigkeiten überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Sie habe schließlich auch selbst schon Spendenquittungen gefälscht der guten Sache wegen.
Plötzlich ist es der überkorrekte, prinzipientreue Schulleiter, der am Pranger steht und nicht der korrupte Baulöwe, dem alles wie von selbst zuläuft. Weshalb er zu einer großen Party in seine Villa einlädt, wo mit Christa und Heike gleich zwei Frauen gewillt sind, in die Gastgeberinnenrolle zu schlüpfen. Doch als für beide überraschend auch Simone Blank in der Tür steht und Peter Staudes Kuppelversuch offenbar wird, mutiert die so schöne wie selbstbewusst-coole Heike zur eifersüchtigen Zicke. Die bald darauf mitansehen muss, wie Peter von der Polizei verhaftet wird...
Daniel Nocke und Stefan Krohmer können trotz der Klasse-Besetzung mit „Verratene Freunde“ nicht ganz an ihre Erfolgsgeschichte mit vielfach preisgekrönten Filmen wie „Sie haben Knut“, „Mitte 30“ und „Sommer 04“ anknüpfen, zu oberflächlich ist das Mittvierziger-Drama erzählt. Ist es nur der heiße Sex unter der Dusche, der eine selbständige, intellektuelle Frau wie Heike Rogel in die Arme des oberflächlichen Macho Peter Staude treibt? Was bringt einen nachdenklichen, fürsorglichen, sozial eingestellten Menschen wie Andreas Rogel dazu, auf der einen Seite zumindest unterstützend tätig zu werden, um seinen langjährigen Freund wegen Betrugs ans Messer zu liefern? Und dazu, auf der anderen Seite genau diesen Freund darum zu bitten, Unterlagen verschwinden zu lassen, welche Simone Blank, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hat, belasten könnten? Zum Glück bleiben letzte Fragen offen, was man von der deutschen TV-Unterhaltungsware sonst nicht gewohnt ist. Beim Deutschen Fernsehpreis 2013 ist Matthias Brandt als bester Schauspieler ausgezeichnet worden.
Pitt Herrmann