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Format:
MAZ
Screening:
Uraufführung (DD): 08.07.1980, DDR-TV
Titles
- Originaltitel (DD) Ungewöhnliche Entscheidung
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Original
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MAZ
Screening:
Uraufführung (DD): 08.07.1980, DDR-TV
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Bereits ein Jahr später tritt sie zum katholischen Glauben über: Gudrun, die inzwischen eine Krankenpflegeschule besucht, fühlt sich bei den Ordensschwestern heimisch und geborgen. Sie sind wie eine neue Familie für sie. Gudrun wird Novizin und erhält, als sie ihr erstes Gelübde abgelegt hat, den Namen Schwester Olafa. Die Mutter Oberin (Erika Pelikowsky) warnt vor dem Teufel, der vielfache Gestalt annimmt in der Welt draußen außerhalb der Klostermauern: das Diesseits ist weder das Ganze noch das Letzte.
Zwölf Jahre später erreicht Olafa über den Suchdienst des Roten Kreuzes die Nachricht, dass ihre leibliche Schwester Hanna (Friederike Aust) am Leben ist und sich sehnlichst ein Wiedersehen wünscht. Es ist ein doppelter Grenzübertritt, als Olafa mit Zustimmung der Mutter Oberin ein erstes und ein letztes Mal, so die Ordensregeln von 1845, nach Guben reist: in ein anderes Land, die DDR, und in ein anderes Leben. Beides völlig neue Welten für die Ordensschwester.
Olafa ist überwältigt vom glücklichen Familienleben ihrer Schwester Hanna mit ihrem Mann Klaus (Klaus Gehrke) und beider Kinder Lenchen (Katja Gotthold) und Peter (Sten Höpfner). Besonders ihnen muss sie sich laufend erklären: Warum sie ihre „Berufskleidung“ nicht ablegt, ja noch nicht einmal ihr Haar offen trägt, auch nicht hier in den vier Wänden von Schwester und Schwager. Anderes wie das Gebet vor jeder Mahlzeit ist für die Kinder wie für ihre Eltern zwar absolutes Neuland, das es aber zu respektieren gilt.
„Ich bin zu aufgeregt, um essen zu können. Darf ich mich einen Moment zurückziehen?“: Olafa verarbeitet all‘ die neuen Eindrücke nur schwer, wird gar ohnmächtig. Was mit Herbert Fröhlich (Peter Reusse) einen netten Nachbarn – und alleinerziehenden Vater – auf den Plan ruft, der Olafa den „Kindergarten“ aus Lenchen, Peter und dem eigenen Töchterchen Tina erst einmal vom Halse schafft. Als Olafa erneut zusammenbricht, wird die Rettung gerufen. 41 Kilogramm, totale Erschöpfung: der Arzt (Helmut Müller-Lankow) behält die Patientin gleich in der Klinik. „Mittelalterlich sowas“ sei die unmenschliche Doppelbelastung aus Beruf als Laborschwester und kargem klösterlichen Leben. In dem nicht nur keine Blumen erlaubt sind, welche Lenchen und Peter ans Krankenbett mitbringen, sondern nicht ein Schluck Wasser bei der Arbeit im stickigen Labor.
Hubert Fröhlich kommt mit Tochter zu Besuch, deren Mutter mit einem Lehrer aus dem Volksbildungskurs durchgebrannt ist als Tina gerade ein Jahr alt war. Auch Gudruns Mutter hatte sich damals einfach so aus dem Staub gemacht – noch ein Anknüpfungspunkt. „Das kann doch nicht alles gewesen sein für den Rest unserer Erdentage“: Hanna lässt die Aufenthaltsgenehmigung für ihre Schwester verlängern. Und der so entsetzte wie mitfühlende Arzt rät Olafa dringend, ihren Entschluss, für immer hinter Klostermauern zu verschwinden, noch einmal zu überdenken: „Es lohnt sich, sein Leben anzunehmen. Versuchen Sie es!“
In der Tat ist Olafas inneres Gleichgewicht gestört. Sie rekapituliert durchaus triftige Argumente gegen ein weltliches Dasein, kann sich aber ein Leben als Ehefrau und Mutter durchaus vorstellen – auch an der Seite Herbert Fröhlichs. In ihrer seelischen Not offenbart sie sich dem katholischen Priester Gubens (Klaus-Peter Pleßow). Der noch junge Pfarrer zeigt zunächst Verständnis für ihre ganz weltlich-praktischen Wünsche von der Körperhygiene bis hin zur Mutterschaft und gesteht ein, dass der Ordensstaat nicht die einzige Möglichkeit zur Vollkommenheit des Lebens ist. Letztlich aber rät er zur Rückkehr ins Mutterhaus.
Nach dem längeren Klinikaufenthalt mit sichtbarem Gesundungsfortschritt geht es erst einmal mit der Großfamilie im Ponywagen ins Blaue. Hanna würde ihre Schwester gerne mit Hubert Fröhlich verkuppeln – und der erklärte Atheist ist zu erheblichen Kompromissen bezüglich Olafas nach wie vor festem Gottesglauben bereit: „Die Überzeugung eines anderen zu respektieren heißt doch nicht, die eigene aufzugeben.“ Und dann erreicht Olafa eine in ihrer sprachlichen Diktion geradezu unerbittlich harte Aufforderung der Mutter Oberin zur Rückkehr ins Kloster. Die Gudrun zwar sehr nahe geht, dennoch bittet sie den Heiligen Vater schriftlich um die Erlaubnis, den Orden zu verlassen. Bis diese erteilt ist, weist sie den Heiratsantrag Hubert Fröhlichs zurück.
Um dann doch beim nächsten Besuch des jungen Priesters klare Verhältnisse geschaffen zu haben: Gudrun hat ihr Ordensgewand abgelegt, lässt ihre in Kloster kahlgeschorene Haarpracht wieder wachsen und wird wohl auch die Offerte des Arztes, eine Stelle im Kliniklabor anzutreten, annehmen. Gudrun ist zu der Auffassung gelangt, auch ohne offiziellen Dispens austreten zu können…
Der vom Fernsehen der DDR produzierte (PL Hans Reichel) und dort am 8. Juli 1980 erstaufgeführte rund 70-minütige Fernsehfilm „Ungewöhnliche Entscheidung“ von Anne Dessau (Buch) nach Tonbandprotokollen und Filminterviews hinterlässt manche Fragen: Der Orden der „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ hat die ehemalige Schwester Olafa später aus der papistischen Kirche ausgeschlossen, wie Gudrun W. schildert. Das Gespräch soll merkwürdigerweise im rheinischen Wesseling, einem Ort zwischen Köln und Bonn, aufgenommen worden sein. Was anno 1980 bedeutet, dass Gudrun nicht in der DDR geblieben sein kann.
Bei einer Aufführung Mitte Januar 2020 im Prenzlberger „Kaffekaffe“ vor einem illustren Fachpublikum (mit dem 70-jährigen Defa-Regisseur Jörg Foth und dem 83-jährigen Theaterregisseur B.K. Tragelehn) berichteten Angelika Waller und Klaus Gehrke von den Dreharbeiten des einzigen DDR-Fernsehfilms zur Kloster-Thematik, der etwa beim (Ost-) CDU-Parteiorgan „Neue Zeit“ auf positive Resonanz stieß. Nebenbei transportierte die Kritik die weithin unbekannte Zahl von vierhundert kirchlich-klösterlichen Einrichtungen auf dem Territorium der erklärtermaßen atheistischen Republik.
Pitt Herrmann