Credits
Director
Screenplay
Director of photography
Editing
Music
Cast
- Paul Gäbler
- Erna Gäbler, seine Frau
- Fritz Gäbler, Pauls Bruder
- Oberleutnant Schneider
- Leutnant Anders
- VP-Meister Lucke
- Wilhelm Züllich
All Credits
Director
Screenplay
Script editor
Director of photography
Production design
Costume design
Editing
Music
Cast
- Paul Gäbler
- Erna Gäbler, seine Frau
- Fritz Gäbler, Pauls Bruder
- Oberleutnant Schneider
- Leutnant Anders
- VP-Meister Lucke
- Wilhelm Züllich
Production company
Unit production manager
Original distributor
Duration:
2361 m, 87 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:
Uraufführung (DD): 18.01.1962, Berlin, Filmtheater am Friedrichshain
Titles
- Originaltitel (DD) Tanz am Sonnabend - Mord?
Versions
Original
Duration:
2361 m, 87 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w, Ton
Screening:
Uraufführung (DD): 18.01.1962, Berlin, Filmtheater am Friedrichshain
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Ein Feueralarm unterbricht die heftige, am Ende womöglich gar handfeste Auseinandersetzung: Lichterloh schlagen die Flammen aus der Scheune des Großbauern Paul Gäbler. Ausgerechnet bei dem Mann, der bisher als entschiedener Gegner der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft galt, bis er just am Tag seines Todes zur Überraschung aller und nicht zuletzt des Vorsitzenden Schönherr der LPG Morgenrot beigetreten ist.
Und nun das: „Schönes Feuer“ bekundet der als begeisterter Pyromane im ganzen Dorf bekannte Landarbeiter Günter Ferch (Jürgen Rothert), der vor Gäblers Scheune steht, staunt und keine Hand rührt, als die Freiwillige Feuerwehr endlich anrückt und bei der Brandbekämpfung erhebliche logistische Probleme offenbart. Als das Feuer einigermaßen gelöscht ist, findet man Paul Gäbler erhängt an einem Scheunenbalken. Hat er Selbstmord begangen? Seine nunmehr verwitwete Gattin Erna hat jedenfalls keinen Abschiedsbrief gefunden.
Das Feuer kann der Verbrannte nicht selbst gelegt haben: Ziemlich schnell ermitteln die vom heimischen Volkspolizei-Meister Kolbe (Hans Lucke) herbeigerufenen Kriminalisten Oberleutnant Schneider und Leutnant Anders, dass Gäbler zu diesem Zeitpunkt bereits tot war. Der einfältige Günter gilt im Ort sogleich als einer der Hauptverdächtigen, kann sich aber an nichts erinnern, da er sturzbetrunken war und Fritz Gäbler, Pauls Bruder, ihn nach dem Dorftanz in seine Dachkammer im Hof des Toten gebracht hat.
Nach der Sonntagsmesse, in Mühlbach ist die Welt noch in Ordnung, gehen die Frauen in die Küche, um den Braten in die Röhre zu schieben, während die Männer kollektiv zum Frühschoppen ins Gasthaus wechseln. Ihr einziges Thema: der Tod Gäblers nur wenige Stunden nach seinem Eintritt in die LPG. Während die Kollektivierungsgegner munkeln, Gäbler sei zu diesem unvorhersehbaren Schritt gezwungen worden, befürchten Schönherr und die anderen SED-Genossen, dass dieser Vorfall einen Rückschlag bedeuten könnte in der Werbung um noch zögernde Bauern.
Als Oberleutnant Schneider herausfindet, dass die Ofenleine, an der Paul hing, zu kurz war, als dass er sich selbst hätte strangulieren können, wird ein veritabler Mordfall daraus. Schließlich wird die Pistole gefunden, die das Wasserrohr im Dorfteich verstopft und so die Löscharbeiten verzögert hatte. Ins Visier der Ermittler gerät mit dem Sägewerksbesitzer Wilhelm Zühlich ein erklärter LPG-Gegner, der sonntags den „Internationalen Frühschoppen“ mit Werner Höfer im Westfernsehen sieht, bevor er sich am reich gedeckten Tisch von seinen beiden Frauen, Gattin Suse (Elfriede Florin) und Tochter Inge (Sonja Hörbing), das Bier in einen original Münchner Hofbräuhaus-Humpen füllen lässt. Heimlich betreibt er Vorbereitungen, in den Westen „rüberzumachen“.
Das Papier, in welches besagte Pistole eingewickelt war, stammt von einer holzwirtschaftlichen Fachzeitschrift, die Zühlich als einziger im Dorf abonniert hat. Als die Polizei sein Sägewerk auf den Kopf stellt, findet sie in einem Sack mit Hühnerfutter zwei Maschinenpistolen. Wie sich herausstellt, stammen sie aus Wehrmachtsbeständen, die im Frühjahr 1945 bei der überhasteten Flucht deutscher Soldaten auf dem Hof Paul Gäblers zurückgelassen worden sind. Der die Waffen im Pferdestall versteckte, was der Genosse Kolbe, der heutige VP-Meister, seinerzeit anonym anzeigte. Doch Zühlich hat Gäbler nicht auf dem Gewissen, der Fall findet nach gut achtzig Minuten ein allzu rasches und dabei höchst überraschendes Ende...
„Tanz am Sonnabend – Mord?“ ist ein spannender Krimi vor mindestens ebenso spannendem, weil höchst brisantem politischem Hintergrund: Am 31. Mai 1960 war die 1952 nach sowjetischem Vorbild begonnene Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR offiziell abgeschlossen. In den drei Monaten des „Sozialistischen Frühlings“ 1960 wurden die letzten 400.000 Landwirte, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, in Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaften gezwungen. Und damit faktisch enteignet.
Die Frage nach dem Täter im einzigen Krimi aus Babelsberger Produktion, der in sächsischem Dialekt gedreht wurde, ist eine kriminalistische und zugleich eine politische. Noch bis weit ins 21. Jahrhundert hinein kämpften die betroffenen Bauern bzw. deren potentiellen Erben um ihr teilweise seit Generationen im Familienbesitz befindliches Land – vergeblich. Denn der Einigungsvertrag zwischen der DDR und der BRD, Voraussetzung für ein wiedervereintes Deutschland, sah ausdrücklich keine Rückübertragung vor.
„Wenn sich die Geschichte nicht bald aufklärt, dann können die Genossen hier einpacken, und die LPG mit“, konstatieren die um Wilhelm Zühlich gescharten Bauern im Film. Ihr erstaunlich offen dargelegter, wenn auch in der Person des Sägewerkbesitzers, der seine Schäfchen längst jenseits der DDR-Grenze ins Trockene gebracht hat, desavouierte Kampf gegen ihre Enteignung durch die sozialistische Staatsmacht hat nach der Wiedervereinigung eine besondere Note bekommen: Die LPG-Vorsitzenden erwiesen sich als die gewieftesten Wendehälse und haben heute mit dem kapitalistischen System längst Frieden geschlossen.
Pitt Herrmann