Schwarze Ladung

DDR 1975/1976 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
See-Idyll vor den Toren der Hauptstadt. Eine nicht mehr ganz junge, aber lebenslustige und nicht nur in den Augen älterer Männer attraktive Frau steuert ein Motorboot, das parallel zu einem LKW auf der hinter der Uferbebauung sichtbaren Straße ein Seegrundstück ansteuert: Am Steg umarmen sich Irmgard Meyer, gerade aus dem Urlaub zurückgekehrte Buchhalterin eines Lagers für Haushalts-Elektrowaren, und Rolf Gärtner, Fahrer beim VEB Gütertrans. Der an diesem Tag seinen 43. Geburtstag feiert und sich versichern will, dass die von allen Kollegen beider Unternehmen geliebte Irmgard auch zur Feier im Großmarkt kommt.

Schnitt. An der Rampe des Warenlagers wird gerade ein LKW entladen, als Irmgard ins Büro kommt, herzlich begrüßt von ihrer Kollegin Margit Schirmer, die sich riesig darüber freut, nicht länger die einzige – und notabene allseits umschwärmte – Frau in der ansonsten reinen Männerbrigade zu sein. Auf der feucht-fröhlichen Feier kündigt der Lagerleiter Rottmann zu vorgerückter Stunde eine Inventur für den nächsten Tag an: Regulär seien zwar die Bereiche Kinderwagen und Nähmaschinen an der Reihe, aber jetzt, wo Irmgard wieder an Bord sei, könne die Haushaltselektrik vorgezogen werden.

Als am anderen Morgen Irmgard früher zur Arbeit erscheint, um einige während ihres Urlaubs liegen gebliebenen Arbeiten vor Inventurbeginn zu erledigen, ist in der Nacht ins Lager eingebrochen worden. Überdies ist der LKW des Geburtstagskindes verschwunden. Zehn Jahre ist nichts passiert – und dann sowas: Oberleutnant Peter Fuchs und Wachtmeister Lutz Subras folgern aus Indizien wie eine von innen eingeschlagene Scheibe und ein absichtsvoll zurückgelassener Arbeitsschuh Rottmanns, dass der Einbruch nur vorgetäuscht worden ist.

Offenbar sind Waren unterschlagen worden, deren Wert sich durch das Verschwinden der Lagerkartei erst nach und nach auf „120.000 Mark veruntreutes Volksvermögen“ summiert. Naturgemäß sind alle Mitarbeiter des Betriebes, aber auch die externen Fahrer verdächtig. Nur der Beifahrer Schreiber ist vermeintlich fein ‘raus, hat er die Nacht doch mit Margit verbracht und daher ein Alibi. Dass der Sohn eines SED-Parteisekretärs in Mecklenburg dennoch unter die Lupe genommen wird, liegt an seinem mit dem Spitznamen „Zugvogel“ bedachten Lebenswandel: konstant alle halben Jahre hat er Beruf und Ort gewechselt und auch jetzt bereits gekündigt, um an der Ostsee einen Job auf einem fischverarbeitenden Schiff anzunehmen.

Der Tachostand am bald aufgefundenen Laster von „Onkel Gärtner“ grenzt den Radius des Verstecks für das Diebesgut ein. Irmgard Meyer hat die Aufregung arg zugesetzt: ihre Nachbarin Pluschke findet sie zusammengebrochen im Treppenhaus vor und ruft die Rettung. Die Ärztin im Krankenhaus kann die offenbar schon länger herzkranke Buchhalterin nicht mehr retten. Nachdem der K-Techniker in der Wohnung der Witwe nicht nur die Lagerkartei, sondern auch den maschinengeschriebenen Liebesbrief eines ungenannten älteren Herrn an Irmgard gefunden hat, wird zunächst Rottmann befragt.

Währenddessen bekommt die Einkaufsleiterin Clara Menge mit, wie ihr als Frauenversteher berüchtigter Mitarbeiter Harald Röhl die junge, geschiedene Heimarbeiterin Liebig zu einer Bootstour einlädt. Ein Lieferschein für offenbar aus besagtem Lager gestohlene Ware, die im Souvenirladen von Herrn Löffler aufgetaucht und vom LKW-Fahrer Hans Ritter angeliefert worden ist, trägt Röhls Unterschrift. Ein Schriftvergleich ergibt, dass der Lieferschein und der Liebesbrief auf derselben Schreibmaschine getippt worden sind. Als Adressatin des Briefes stellt sich Irmgard Meyer heraus, die sich in den Augen ihrer Kollegen vor einiger Zeit vom grauen Aschenputtel ist eine attraktive Frau verwandelt hat.

Röhl hat ihr ganz offensichtlich den Kopf verdreht – und ihren Schuppen am See als Warenlager missbraucht, wie Irmgards Tante, Frau Brinkmann, bei der Abwicklung des Haushalts der Toten feststellt. Die Buchhalterin hat offenbar weder von der Unterschlagung noch vom Warenlager Kenntnis gehabt, weshalb die Ermittler den Tätern am Seegrundstück eine Falle stellen können…

Die „Polizeiruf 110“-Folge gehört in die lange Reihe der moralischen Geschichten, in denen die unsolidarische Bereicherung Einzelner auf Kosten der Gesellschaft angeprangert werden. Otto Holubs Film berührt ganz am Rande das für einen sozialistischen Staat sensible Thema Heimarbeit, von der vor allem wie bei Frau Liebig geschiedene alleinerziehende Mütter betroffen sind.

Das dollste Ding aber leistet sich der Requisiteur Wolfgang Zipfel: Links neben der großen DDR-Landkarte mit deutlich umrandeter „besonderer politischer Einheit Westberlin“ hängt im Büro der VP-Genossen ein schwarz-weißer Stadtplan der bayerischen Landeshauptstadt München, deutlich sichtbar der Englische Garten, die Maximiliananlagen, der Ostfriedhof und linkerhand die Gleise des Hauptbahnhofs. Auf dieser Karte hat Subras den Umkreis markiert, in dem sich laut Tachostand Rolf Gärtners entwendeter LKW bewegt hat.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Editing

Music

Cast

All Credits

Director

Assistant director

Screenplay

Scenario

Script editor

Director of photography

Production design

Prop master

Make-up artist

Costume design

Editing

Music

Cast

Unit production manager

Screening:

TV-Erstsendung (DD): 25.04.1976, DDR-TV

Titles

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Schwarze Ladung

Versions

Original

Screening:

TV-Erstsendung (DD): 25.04.1976, DDR-TV