Credits
Director
Director of photography
Editing
Music
Production company
All Credits
Director
Director of photography
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Consultant
Music
Voice
Production company
Producer (TV)
Duration:
569 m, 21 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w
Screening:
Veröffentlichung (DD): 19.02.1971
Titles
- Originaltitel (DD) Rosa Luxemburg - Stationen ihres Lebens
- Weiterer Titel (DE) Rosa Luxemburg
Versions
Original
Duration:
569 m, 21 min
Format:
35mm
Video/Audio:
s/w
Screening:
Veröffentlichung (DD): 19.02.1971
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1889 zieht sie nach Zürich, weil in Deutschland noch keine Frauen zum Studium zugelassen sind. Sie wohnt im Haus des emigrierten Leipziger Sozialdemokraten Carl Lübeck und kommt so in Verbindung mit anderen politisch Verfolgten wie den russischen Marxisten Leo Jogiches, mit dem sie bis 1906 ein Liebesverhältnis verband. 1898 geht sie nach Berlin, dem „Sammelpunkt der internationalen Arbeiterbewegung“ und heiratet Carls Sohn Gustav Lübeck, um so die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten.
Renate Dreschers 21-minütiger, jede kritische Distanz vermissen lassender Kurz-Dokumentarfilm hangelt sich chronologisch an Rosa Luxemburgs Biographie entlang, ganz im Sinne der SED-Geschichtsschreibung ohne einen eigenständigen Gesichtspunkt einzufügen. Der Imperialismus, so der Sprecher, rüstet auf, weshalb die Kriegsgefahr steigt: „Rosa Luxemburg wird Mitglied der Partei Bebels und Liebknechts“ und reist als Agitatorin durch ganz Deutschland. Ihr Credo: „Macht der Überzeugung und Kraft des Ausdrucks.“ Sie studiert politische Ökonomie an der Parteiakademie und erhält nach einem internationalen Arbeiterkongress Besuch von Lenin in ihrer Wohnung in Südende, einem Teil des vornehm-bürgerlichen Stadtbezirks Steglitz.
„Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“: Renate Drescher macht sich die SED-Version zu eigen, nach der die Sozialdemokratie zunehmend verbürgerlichte in ihrem Ziel „eines friedlichen Hineinwachsens in den Sozialismus“. Ihre Ablehnung des proletarischen Klassenkampfs führte zunehmend zu opportunistischem Verhalten gegenüber den Nationalen und Imperialisten, Gipfelpunkt war am 4. August 1914 die Zustimmung der SPD zur Bewilligung der Kriegskredite – und damit, unausgesprochen, zum Ersten Weltkrieg.
Rosa Luxemburg, die zu den Mitbegründern des Spartakusbundes gehörte, wurde mehrfach inhaftiert. Sie saß in Festungshaft, als die Oktoberrevolution in Russland Lenin an die Macht brachte. Erst die Novemberrevolution 1918 bedeutete für sie die Freiheit – und neue politische Hoffnung. Doch die 47-Jährige kam als kranke Frau aus Breslau nach Berlin, musste die Niederlage der Arbeiter- und Soldatenräte mitansehen. Der Off-Kommentar nennt die Sozialdemokraten Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Gustav Noske „Demagogen“, die am Scheitern der Revolution die Hauptschuld tragen. Und Auslöser dafür sind, dass Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 30. Dezember 1918 die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet haben.
Nur zwei Wochen im Amt schlägt die Reaktion zurück: eine so genannte „Wilmersdorfer Bürgerwehr“ nimmt am 15. Januar 1919 Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht in einer Wohnung dieses bürgerlichen Stadtbezirks fest. Rosa Luxemburg wird schwer misshandelt und erschlagen, ihr Leichnam in den Landwehrkanal geworfen. Mit Karl Liebknecht machen die Rechten offenbar kürzeren Prozess: er wird erschossen. „Menschen kann man töten, Revolutionen nicht“ kommentiert der Sprecher das mit erschreckenden historischen Fotos unterlegte verbrecherische Geschehen.
Erwartungsgemäß hat die DDR das Erbe Rosa Luxemburgs angetreten: Mit Bildern der politischen Großdemonstration, die jährlich an ihrem Todestag vom Frankfurter Tor bis zur „Gedenkstätte der Sozialisten“ auf dem Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde führt, endet der am 19. Februar 1971 als Beiprogramm angelaufene und offenbar auch für den Einsatz im Ausland produzierte Propagandastreifen der Gruppe Camera des Defa-Studios für Kurzfilme (PL Günter Selle) im Auftrag des Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten, der dann auch bereits im April 1971 zur westdeutschen Erstaufführung den Weg zu den Kurzfilmtagen in Oberhausen fand. Noch heute ist auf der Homepage der Defa-Stiftung in der kurzen Inhaltsangabe zu lesen: „Das politische Vermächtnis der unbeugsamen Kämpferin, die im Jahre 1919 von der deutschen Reaktion ermordet wurde, wird in der DDR mit dem Aufbau des Sozialismus erfüllt.“
Pitt Herrmann