Summary
The death of his mother brings Richie Bravo back from his adopted home in Italy to his teenage bedroom in Lower Austria, where Charlton Heston is still flexing his biceps and Winnetou is still alive. With a schnapps in hand and velvety Wurlitzer melodies in the air, he and his "piccolo fratello" bid farewell in the cellar to the parental home. His father is in a nursing home. Pop star Richie makes his money in Rimini. Life-size posters on the walls of his villa tell of a glorious past but the present is a damp squib. Richie claims he is still "con molto amore" – a bit of a squeeze, and squeezing is what it takes to get Richie into his corset and "jacketto", with which he rhymes "perfetto", before ardently crooning schmaltzy German songs in staid hotel foyers. Oozing sultry charm, this Austrian gigolo inveigles his way into the minds, bodies and wallets of women of a certain age.
Seidl's new magnum opus is deeply romantic, even sad. No matter how dirty and perverse on the surface, few films capture life's pathos as this one does. Bookended by Hans-Michael Rehberg's last appearance on screen, "Rimini" stars Michael Thomas, who shines in the role of son, father and man. His suffering is as real and as false as his love, and his singing is the lonely soliloquy of a loser.
Source: 72. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)
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Zur Beerdigung seiner Mutter, die sich ihr Lieblingslied, Udo Jürgens‘ „Merci Chérie“, am Grab gewünscht hat, ist Richie in sein Elternhaus zurückgekehrt, wo ein Flügel im Wohnzimmer steht und in der Kellerbar eine Wurlitzer Jukebox: „Schwarze Madonna“. Er hat sein Jugendzimmer mit Rex Gildo- und Winnetou-Postern wieder bezogen und mit seinem jüngeren Bruder Ewald gesoffen. Ihr dementer Vater rüttelt derweil im Heim Waldesruh an verschlossenen Türen, nachdem er es nicht mehr ertragen hat, „So ein Tag“ im Rollator-Kreis anzustimmen.
Zurück an der nebligen, gar winterlich verschneiten Adria, wo gerade eine Busladung schmachtender Seniorinnen im renovierungsbedürftigen Hotel du Soleil eingetroffen ist, wärmen sich nordafrikanische Asylbewerber eng zusammengerückt unter den Vordächern verlassener Strandhütten aneinander. Richies erster Weg führt ihn auf das Zimmer einer seiner zumeist verwitweten „Sexgöttinnen“, da er seine von einstigem Ruhm zeugende Villa stets an zahlungskräftige Touristen vermietet.
Auch wenn es ihm bei seinen Liebesdiensten in erster Linie um die Kohle geht, die er dann vorzugsweise gleich wieder verzockt, sehnt sich Richie auch nach Wärme – und nach Anerkennung, zumal von seinem größten Fan Emmi Fleck, die mit ihrem weit weniger enthusiastischen Gatten im Schlepptau für einige Tage das mit Fotos, Papp-Aufstellern und verstaubten Schallplatten vollgestellte Richie-Bravo-Museum bezieht.
200 Euro Gage pro Abend ist zumindest für seine 18-jährige Tochter Tessa ein Anfang, will sie doch nach zwölf Jahren endlich die ihrer Mutter verweigerten Alimente sehen, um sich eine eigene Zukunft aufzubauen. Doch der Bankomat spuckt nichts aus, Papa Richie ist pleite und überdies ‘mal wieder besoffen. Tessa bleibt dran, Papa Richie peinigt das schlechte Gewissen: Schließlich treibt er die geforderte Kohle auf…
„Rimini“ ist der erste Teil eines Diptychons über zwei Brüder, die in der Ferne ihr Glück suchen. Ulrich Seidl im Neue Visionen-Presseheft: „Mit ‚Rimini‘ und ‚Sparta‘ sind zwei Filme entstanden, deren Protagonisten Männer sind. Auch sie sind verwandtschaftlich miteinander verbunden. Zwei Brüder und ihr Vater. Obwohl auch diese Filme sehr unterschiedliche Geschichten erzählen, sehr unterschiedliche Lebenssituationen beschreiben und auch an jeweils anderen Orten spielen, ist hier das verbindende Element die Suche nach dem Glück und der Versuch, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch sie holt einen ein, das ist die bittere oder befreiende Wahrheit, der sich die Protagonisten am Ende stellen müssen. Also ja, es gibt zur ‚Paradies‘-Trilogie so etwas wie eine übergeordnete Affinität. Auch in diesen Filmen, in ‚Rimini‘ und in ‚Sparta‘, geht es um die Sehnsucht nach Liebe, um sexuelle Erfüllung und das Scheitern daran und um die Einsamkeit, die bleibt.“
Beim Diagonale-Festival in Graz gabs Preise für Ulrich Seidl (Bester Film) und Tanja Hausner (Beste Kostüme), beim österreichischen Filmpreis Romy 2022 den Preis für die beste Musik: Fritz Ostermayr und Herwig Zamernik haben die von Michael Thomas in Rimini live gesungenen Schlager („Emilia“, „Amore mio“, „Insieme con te“) getextet und komponiert.
Richie Bravos Vater war die letzte Rolle des beim Dreh in einem Pflegeheim in Niederösterreich bereits schwerkranken Hans-Michael Rehberg, der im November 2017 gestorben ist. Ulrich Seidl im Presseheft: „Kaum war die erste Klappe gefallen, war dieser großartige Schauspieler wie ausgewechselt. Von Müdigkeit und Erschöpfung keine Spur. Er hat seinen Part äußert diszipliniert und mit großer Empathie gespielt. Wissend, dass dies seine letzte Rolle sein wird, hat er alles gegeben. Ein großes Geschenk an mich und den Film.“
Pitt Herrmann