Porträt eines Mittelpunktes. Ein Film nach Skizzen von Jurij Brězan
DDR
1976
Kurz-Dokumentarfilm
Credits
Director
Director of photography
Editing
Music
Production company
Producer
All Credits
Director
Director of photography
Editing
Sound
Music
Production company
in co-production with
Producer
Duration:
23 min
Format:
DigiBeta
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Aufführung (DE): November 2016, Cottbus, Filmfestival
Titles
- Originaltitel (DD) Porträt eines Mittelpunktes. Ein Film nach Skizzen von Jurij Brězan
Versions
Original
Duration:
23 min
Format:
DigiBeta
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Aufführung (DE): November 2016, Cottbus, Filmfestival
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Betraut wurde ein Lausitzer, der 1948 in Bautzen geborene Regisseur Konrad Herrmann, der nach seinem Studium an der HFF „Konrad Wolf“ als Meisterschüler von Rainer Simon 1976 zunächst zum Adlershofer Fernsehen ging, bevor er nach politischen Problemen 1986 zum Defa-Studio für Dokumentarfilme wechselte und sich nach dessen Auflösung mit der eigenen Produktionsfirma Herrmann-Film in Berlin selbständig machte.
Ein junger Mann reitet über ein abgeerntetes Feld, auf dem eine alte Frau in sorbischer Tracht Kartoffelkraut verbrennt. Die Bilder des Kameramannes Lutz Körner zeigen die harte körperliche Arbeit der Bauern auf dem Feld und im Stall sowie die der Steinbruch-Arbeiter im Granitfelsen. Letztere beklagen sich jedoch nicht über den Staub, als eine Förderlore über ihren Köpfen zu schweben scheint, im Gegenteil: Sie erfreuen sich einer gewissen Freiheit im Freien. Schulkinder loben die gute Luft und die abwechslungsreichen Spielmöglichkeiten auf dem Dorf, in ihren Berufswünsche aber tendieren sie nicht so eindeutig für das Leben auf dem Land. Für das sich Jurij Brězan, der sich vor der Kamera im Karohemd und mit Hut auf einer Weide wie ein Bauer präsentiert, zeitlebens entschieden hat: Für den Sohn eines Steinbrucharbeiters war immer klar, dass ihm nur seine Heimat als Inspirationsquelle dienen konnte für die Vielzahl seiner (Kinder- und Jugend-) Bücher.
Mit „Slawen in der DDR“ hat Konrad Herrmann nach der Wende auf der Homepage der inzwischen von seiner Tochter geleiteten Dokfilm-Firma den Kurzfilm „Porträt eines Mittelpunktes“ umschrieben, produziert vom Defa-Studio für Trickfilme Dresden (PL Krassimir Peevski) und erstausgestrahlt am 8. Juni 1976 im DDR-TV. Vom Staatl. Komitee für Fernsehen beim Ministerrat der DDR sogleich mit dem „Sperrvermerk B“ versehen, konnte die Dokumentation nur eingeschränkt genutzt und nicht mehr auf dem Bildschirm gezeigt werden. So kam es erst im November 2016 beim 26. Festival des osteuropäischen Films in Cottbus in der Sektion Heimat zu einer deutschen Leinwand-Premiere.
Die Gründe für die staatliche Sanktionierung könnten in der stark religiös geprägten Tradition der Sorben liegen, die Herrmann und Kameramann Körner immer wieder ins Bild rücken – von den zahlreichen Kruzifixen an Kreuzungen über die Marterlkreuze auf beinahe allen Gräbern des Friedhofes und die Restaurierung von Jesusfiguren in einer Holzwerkstatt bis hin zur opulent gefeierten kirchlichen Hochzeit, die von einem Braschka genannten Hochzeitsbitter eingefädelt wurde. Unterlegt von moderner A-Capella-Musik Jan Bulanks geht es in den von Michael Lorenc gesprochenen Texten keineswegs um „alltägliche sozialistische Gegenwart“, wie die populäre DDR-Illustrierte „FF dabei“ (24/76) schrieb, sondern um das Fortbestehen jahrhundertealter Traditionen.
Pitt Herrmann