Philipp, der Kleine

DDR 1975/1976 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Aus der Kirche einer thüringischen Kleinstadt, am Denkmal für Johann Sebastian Bach unschwer als Arnstadt erkennbar, erklingt Orgelmusik, die einen kleinen Jungen anlockt. Er muss hochspringen, um durchs Fenster einer Türe in das Innere des Kirchenraumes zu blicken. Der für sein Alter etwas klein geratene Volksschüler heißt Philipp und hat Geburtstag, weshalb ihn sein alleinerziehender Vater, Lokführer bei der Reichsbahn, zur Musikalienhandlung Anton Hasenberg begleitet, wo ihm der Inhaber eine Flöte aushändigt. Den Pfeifton der väterlichen Dampflok hat Philipp, der von einer glanzvollen Musikerkarriere träumt, schon bald drauf, auch die Triller des Kanarienvogels und das Pfeifen des heimischen Wasserkessels, aber sonst martert er eher die Ohren der von ihm „Oma“ genannten Vermieterin Hundertgramm. „Der sieht aus wie der kleine Muck“: Philipp muss sich einiges anhören lassen von seinen Mitschülern, die über den „Kleinen“ auch deshalb spotten, weil er im Deutschunterricht des Musiklehrers Breitkreuz nicht an die Tafel herankommt, um mit Kreide die Verben zu unterstreichen, weil er in den Turnstunden des neuen Sportlehrers Bundschuh (Manfred Ott) stets allen unterliegt und – nicht zuletzt – weil er mit Trixi, einem jüngeren Mädchen, das noch den Kindergarten besucht, befreundet ist, das ihm bei der Bestattung des Hamsters „Scharli“ im Gartenbeet zur Seite steht. Andererseits ist Philipp auch ein Tagträumer, den ein ins Klassenzimmer geratener Schmetterling völlig aus dem Konzept bringt und der einer Straßenreinigungsmaschine erst dann ausweicht, wenn er völlig durchnässt ist.

Als es in der Schule um Helden geht, fragt Philipp seinen Papa, was ein stiller Held ist: Der tut, was nötig ist, lautet die Antwort – und macht kein Aufheben darum. Andererseits hat der Eisenbahner selbst bereits zwei Orden als „Held der Arbeit“ überreicht bekommen. Als Philipp anderntags mit einem von ihnen am Shirt in der Klasse auftaucht, wird’s handgreiflich – und Lehrer Breitkreuz ist nicht amüsiert. Zum Trost leiht Trixi dem Geknickten ihr kleines Kätzchen „Mia“ über Nacht – zum tröstenden Kuscheln. Doch beim Abhängen am Bach passiert ein Missgeschick – und die Flöte schwimmt davon. Triefnass steht Philipp vor dem Musikalienhändler – und der offenbart sein Herz für den Knirps. Als Musikclown verwandelt (gespielt von Mico Pagini) liefert er Philipp eine Exklusiv-Vorstellung und schenkt ihm zuletzt noch eine Wunderflöte: Ihre Töne können Dinge vergrößern oder verkleinern, nur Philipp selbst nicht.

Mia wird sein erstes Versuchsobjekt – mit frappierendem Erfolg: die Nacht verbringt Philipp nicht mit einem süßen Kätzchen, sondern einem – freilich kaum weniger entzückenden – Löwenbaby. Das Papas Frühstücksbrötchen futtert, reichlich Milch schlabbert – und fortan Philipp nicht mehr von der Seite weicht. Was die halbe Stadt in Staunen versetzt und in der Klasse zum Toben bringt. Die umgekehrte Wirkung des Flötenspiels klappt bei Mia nicht, allerdings wundert sich Hausmeister Schiefelbein (Horst Papke) über die Miniaturisierung der Schulglocke. Auch der Rückweg von der Schule ist nicht ohne: Zunächst verhilft Philipp einer älteren Dame, Frau Pingel (Ruth Kommerell), zu Geld, damit diese Blumen zur Einschulung ihres Enkels kaufen kann. Dann sorgt er für Entspannung einer durch aufgeregte Autofahrer nach einem Unfall völlig überforderten Weißen Maus, indem er einen mit anderen Fahrzeugen verkeilten Möbelwagen auf Spielzeuggröße schrumpfen lässt, sodass ihn der LKW-Fahrer mühelos aus dem Verkehr ziehen kann. Nur bei Mia scheitern alle Versuche, sodass VP-Oberwachtmeister Schwuppke vor dem Bach-Denkmal zur Tat schreitet…

Nach einem Szenarium der auf unkonventionelle Kinderliteratur spezialisierten Christa Kozik, die in ihren Geschichten alltägliche Probleme der Kinder aufgreift und sie mit märchenhafter Poesie, viel Humor und, besonders im Blick auf die Erwachsenenwelt, mit einer Prise Ironie würzt, ist Hermann Zschoche ein gut einstündiger Film für die ganze Familie gelungen, der Partei ergreift für den dauergemobbten Protagonisten, der am Ende nicht durch körperliche Größe oder muskulöse Stärke, sondern durch sein Flötenspiel begeistert und selbst seinen Musiklehrer so verzaubert, dass Philipp zum guten Schluss zusammen mit dem Schulensemble (die Gruppe Musik und Bewegung im Berliner „Haus der Jungen Talente“) im Stadtpark ein allseits umjubeltes Konzert gibt. „Philipp, der Kleine“, im Rahmen der Sommerfilmtage am 8. Juli 1976 im Strandkino in Bad Saarow uraufgeführt, ist am 8. Oktober 1977 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt worden. Die bundesdeutsche Erstaufführung war am 3. Mai 1980 im ZDF. 1977 gabs bei der VII. Kinderfilmwoche der DDR in Gera den Preis des Ministers für Volksbildung (die männliche Amtsbezeichnung galt auch für Margot Honecker) und 1978 beim Kinderfilmfestival im österreichischen Salzburg den Publikumspreis.

Pitt Herrmann

Credits

Screenplay

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Assistant director

Screenplay

Scenario

Director of photography

Assistant camera

Still photography

Lighting design

Production design

Set construction

Prop master

Costume design

Editing

Sound

Audio mixing

Unit production manager

Location manager

Original distributor

Duration:
1680 m, 62 min
Format:
35mm
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 08.07.1976, Bad Saarow, Strandkino

Titles

  • Originaltitel (DD) Philipp, der Kleine

Versions

Original

Duration:
1680 m, 62 min
Format:
35mm
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 08.07.1976, Bad Saarow, Strandkino