Memento

DDR 1965/1966 Kurz-Dokumentarfilm

Summary

A film about Jewish cemeteries in East Berlin with texts by Rabbi Martin Riesenburger. There are shots of gravestones and inscriptions – deported, murdered, perished; in Auschwitz or Theresienstadt. Commentary reminds us of the victims – "in 1933, 160,564 Jewish citizens lived in Berlin; in 1945, 3,500".

Source: 66. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

 

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Heinz17herne
Heinz17herne
Ein altes Ehepaar schaut aus dem Fenster, ob zu den spielenden Kindern im Hof, die man hinter der hohen Friedhofsmauer nur hört, oder auf den Jüdischen Friedhof an der Großen Hamburger Straße im ehemaligen Scheunenviertel mit dem mit zahllosen Kieselsteinen bedeckten Grabstein des Philosophen Moses Mendelssohn, lässt sich nicht genau sagen.

Schnitt. Die Kamera schwenkt von den langen Alleen des mit rund 42 Hektar flächenmäßig größten erhaltenen jüdischen Friedhofs Europas in Berlin-Weißensee zu den zumeist überwucherten, teilweise aber auch restaurierten Reihen. Von den über 116.000 Grabstellen des unter Denkmalschutz stehende Areal weisen naturgemäß nur wenige die Steinchen der Erinnerung auf, mit denen Besucher die Toten ehren und bezeugen, die Erinnerung an sie zu bewahren.

Im Zusammenschnitt sind auf den Grabsteinen der 1940er Jahre Todesursachen wie „verschleppt“, „vermisst“, „umgekommen“ und „ermordet“ zu lesen, bei Letzteren finden sich auch die Namen von Konzentrationslagern. Aus dem Off, den Kommentar von Bodo Schulenburg und Karlheinz Mund sprechen alternierend die Schauspieler Hilmar Thate und Hans Hardt-Hardtloff, ist zu erfahren, dass von den 160.564 Juden, die 1933 in Berlin lebten, 1945 nur 3.500 überlebt haben.

Größere Gruften in Weißensee haben untergetauchten Juden nachts Zuflucht geboten, während tagsüber Gestapo-Schergen Friedhofsbesucher drangsalierten. Exemplarisch der Fall des jüdischen Kommunisten Herbert Baum, der mit anderen jungen Menschen einen Brandanschlag auf eine Ausstellung im Lustgarten mit dem ironischen Titel „Das Sowjetparadies“ verübte und am 11. Juni 1942 von Freislers Volksgerichtshof zum Tod verurteilt wurde.

In der Synagoge an der Rykestraße im Prenzlauer Berg, die in einem Hinterhof liegt und daher die Reichsprogromnacht schadlos überstand, hält der West-Berliner Kantor Estrongo Nachama einen mit Bewohnern eines Jüdischen Altenheims nachgestellten Gottesdienst: Karlheinz Munds 16-minütiger Dokumentarfilm will auch aktuelles jüdisches Leben in der Hauptstadt zeigen. Wozu auch eine mit Gesängen des Kantors begleitete Beerdigung gehört und die Restaurierungsarbeit eines Steinmetzes. Die mit Nazi-Symbolen beschmierten Gräber stehen in Westdeutschland, was der mahnende Kommentar jedoch verschweigt.

„Memento“, von Günter Kunerts Gedicht „Die niedrigen grünen Hügel“ gerahmt, bezieht sich vor allem auf das 1960 erschienene Buch „Und das Licht verlöschte nicht“ von Dr. Martin Riesenburger, der seit 1943 als Rabbiner auf dem Weißenseer Friedhof tätig war. Er konnte nur mit Schnittvorgaben der Hauptverwaltung Film der SED am 16. Februar 1966 bei den 12. Westdeutschen Kurzfilmtagen Oberhausen uraufgeführt werden und am 24. Juni 1966 bzw. 9. September 1966 als Begleitfilm zum Kino-Hauptprogramm in der DDR anlaufen.

So musste etwa die bröckelnde Brandmauer des unweit des Hackeschen Marktes gelegenen Friedhofes an der Großen Hamburger Straße ebenso herausgeschnitten werden wie zerbröckelnde oder völlig überwucherte Grabstellen. Erstaunlicherweise unzensiert blieb die pietätlose „Entsorgung“ eines Friedhofes in einem Neubaugebiet in Köpenick: Die Grabsteine wurden zu einem Haufen gestapelt. Dabei muss man wissen, dass jüdische Gräber nicht wie etwa christliche nach einer festgelegten Ruhezeit neu belegt werden können. Sie sollen vielmehr für immer bestehen bleiben, worauf auch der aus dem Aramäischen entlehnte Name für jüdische Friedhöfe hinweist: „Bejt Almin“, das Haus der Ewigkeit.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Director of photography

Editing

Miscellaneous

Producer (TV)

Unit production manager

Location manager

Shoot

    • Berlin-Weißensee

Titles

  • Originaltitel (DD) Memento
  • Arbeitstitel (DD) Friedhof Berlin-Weißensee

Versions

Prüffassung

Weiterer Titel (DE)
  • Originaltitel (DD)
  • Memento
Duration:
446 m, 16 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
s/w, Mono
Screening:

Uraufführung (DE): 16.02.1966, Oberhausen, Westdeutsche Kurzfilmtage;
Aufführung (DD): 09.09.1966

Duration:
466 m, 17 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
s/w, Mono
Censorship/Age rating:

Zensur (DD): 30.12.1965, für Kinder unter 6 Jahren nicht zugelassen.