Credits
Director
Director of photography
Editing
Music
Production company
Producer
All Credits
Director
Director of photography
Editing
Music
Production company
Producer
Duration:
31 min
Format:
DigiBeta
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Aufführung (DE): November 2016, Cottbus, Filmfest
Titles
- Originaltitel (DD) Kontinent Hoffnung
Versions
Original
Duration:
31 min
Format:
DigiBeta
Video/Audio:
Farbe, Ton
Screening:
Aufführung (DE): November 2016, Cottbus, Filmfest
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Bereits im Jahr darauf unternahm Wehle an der Seite des Naturwissenschaftlers Graf Mussin-Puschkin eine offenbar sehr beschwerliche Reise durch die russischen Regionen Asiens: Georgien, Kaukasus und Persien. Denn der Mittzwanziger kehrte vorzeitig nicht nur nach Europa, sondern in die Lausitz zurück und starb am Neujahrstag 1805 in Bautzen. Der halbstündige Dokumentarfilm „Kontinent Hoffnung“, als Beitrag des DDR-Fernsehens zum V. Festival der Sorbischen Kultur in Bautzen am 1. Juni 1980 im 1. Programm erstaufgeführt, hält sich nur kurz mit biographischen Details auf. Vielmehr geht es Konrad Herrmann und seinem Co-Autor, Co-Regisseur und Kameramann Lutz Körner um die fieberhaften Phantasien Wehles in seinen letzten Stunden in der Silvesternacht 1804.
In der essayistischen Dokufiction, die mit einem handschriftlichen Brief des Dessauer Künstlerkollegen Karl Wilhelm Kolbe und historischen Graphiken eingeleitet wird, begegnet der von Manfred Schulz verkörperte Wehle in den verschneiten Gassen Bautzens allerhand maskiertem Volk (weitere Schauspieler: Majka Kowarjec, Marja Ulbrichec, Mercin Slodenk und Alfred Lübke), die sich zum bevorstehenden Jahreswechsel manchen Schabernack leisten. Als die Kirchenglocken läuten, erinnert er sich an seine Eltern: im Eingang zur Kirche steht sein Vater im Pastorenornat mit skeptisch-ernstem Blick, während sich seine freundlich blickende, in sorbischer Tracht gekleidete Mutter an die Schulter ihres Gatten lehnt.
„Ist alle bildende Kunst am Ende nur Oberfläche?“ fragt ein an seinem Leben, seinem Werk und dessen Wirkung zweifelnder Rückkehrer aus dem Kaukasus und empfindet: „Wir sind wie lebendig begraben.“ Wehle, dessen Reise auf den „Kontinent Hoffnung“ ihn bis ins armenische Jerewan, an den Fuß des Bergs Ararat, führte, fühlt sich nun wieder an einen immer wiederkehrenden, „mit Qualen erkauften“ Tagesablauf gebunden, stellt sich selbst in Frage. Dazu elegische Landschaftsaufnahmen aus dem Wörlitzer Park und düstere Bautzener Straßenschluchten. Heimat und Fremde: Sorbisches Volksleben in der von der DDR geförderten slawischen Tradition, karge Schneelandschaften im Kaukasus mit reich geschmückten orthodoxen Höhlenkirchen und armen, aber fröhlichen und stolzen Bewohnern.
Von Schönheit und Menschlichkeit muss der Künstler einen klaren Begriff haben, lässt sich ein Kommentator aus dem Off vernehmen. Und: „Das Element der großen Geister ist die Freiheit.“ Gedanken, die wohl dem utopischen, im Italien des 16. Jahrhunderts spielenden und 1785, zwei Jahre vor dem Ausbruch der Französischen Revolution, fertiggestellten Roman „Ardinghello und die glückseligen Inseln“ von Wilhelm Heinse entsprungen sind: Der Titelheld gründet auf zwei Inseln im Ägäischen Meer einen Staat, der die Verwirklichung von Freiheit und Menschenwürde ermöglicht durch die Abschaffung des individuellen Besitzes und die das Stimmrecht einschließende völlige Gleichberechtigung der Frauen in sozialer und politischer Hinsicht. Daran ist zur Zeit Wehles weder in der zu Sachsen gehörenden Oberlausitz noch im russischen Zarenreich auch nur zu denken.
Auch diese höchst artifizielle Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm zur Motive Wolfgang Amadeus Mozarts aufgreifenden Musik Peter Gotthardts gehört in die ganze Phalanx außergewöhnlicher Arbeiten des 1948 in Bautzen geborenen Regisseurs Konrad Herrmann, der nach seinem Studium an der HFF „Konrad Wolf“ als Meisterschüler von Rainer Simon 1976 zunächst zum Adlershofer Fernsehen ging, bevor er nach politischen Problemen zehn Jahre später zum Defa-Studio für Dokumentarfilme wechselte und sich nach dessen Auflösung mit der eigenen Produktionsfirma Herrmann-Film in Berlin selbständig machte.
Pitt Herrmann