Kitty und die große Welt

BR Deutschland 1956 Spielfilm

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Falk Schwarz
Betuliches am Genfer See
Burri, Simmel, Reinecker, Weidenmann, Ashley, Schneider, Böhm, Hasse - die Elite der damaligen Filmwelt! Mehr ging nicht, sagte sich der Produzent. Der Film muss, nein, er wird ein Knüller werden. Für alle ist etwas drin - für diejenigen, die dem Charme der jungen Frau Schneider zusehen wollen und für diejenigen, die eine "gepflegte" deutsche Komödie mit Happyend sehen möchten. Es geht um eine Konferenz, die dringend Erfolg haben soll. Was da eigentlich verhandelt wird, um welche Sachthemen es geht - es wird nicht erzählt. Das Drumherum ist das Entscheidende. Ausserdem haben wir ja noch Genf und den Genfer See! Da lassen sich feine Perspektiven finden und wenn der Böhm mit der Schneider am Ufer liegt und die Emotionen wallen, hat auch der Kameramann keine Sorgen: flirrendes Wasser, sanft sich wiegender Schilf, die Berge auf der anderen Seite des Sees... Glück pur. Wer konnte schon 1956 mal eben an den Genfer See fahren? Und für die Autoenthusiasten ist auch gesorgt: ein RR Cabrio gleitet am Ufer entlang und zum Schluss darf auch noch die halbe Blaskapelle in der Ministerkutsche mitfahren. Gaudi! Lacher! Klein Mäxchen - also wir - wird vorgeführt, wie große Politik geht. Sie sind offenbar - so macht es uns der Film weis - auch nur Menschen, freuen sich über gutes Essen, haben nie Geld dabei und lassen sich mit Exzellenz anreden. Hinter dem frisch gestärkten weißen Hemd, der feinen Krawatte und der makellosen dunklen Weste schlägt ein ganz normales Herz. - Nun ist es beileibe keine neue Erkenntnis, dass man noch so viele Top-Leute versammeln kann, ohne das daraus bereits ein sehenswerter Film entsteht. Hier haken sich das Visuelle und die dürftige Geschichte derart unter, dass eher Verlegenheit entsteht. Hasse spielt den Politiker, den abgehobenen, der sich menschlich gibt. Das macht er autokratisch - und langweilig. Es springt kein Funke über, wir sehen ihm ohne Bewegung zu. Wenn da nicht der Liebreiz des Schneiderchen wäre... Es gab schon einmal einen Film, der "Kitty" im Titel trug und den Helmut Käutner inszenierte. Er hatte Schwung, Witz, Ironie und war von einem ganz anderen Kaliber als diese "gepflegte" Teestundenunterhaltung. Bleibt der kleine Bursche, der den großen Minister über den See rudert, mitten drin seine zwei Franken will, die der feine Herr aber nicht dabei hat, daraufhin einfach ein Ruder ins Wasser wirft und seelenruhig zuschaut, wie der feine Herr mit einem Ruder mühsam ans Ufer paddelt. Wenigstens einer, der für das Rotzfreche in diesem betulichen Film sorgt.

Director of photography

Cast

Production company

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Falk Schwarz
Betuliches am Genfer See
Burri, Simmel, Reinecker, Weidenmann, Ashley, Schneider, Böhm, Hasse - die Elite der damaligen Filmwelt! Mehr ging nicht, sagte sich der Produzent. Der Film muss, nein, er wird ein Knüller werden. Für alle ist etwas drin - für diejenigen, die dem Charme der jungen Frau Schneider zusehen wollen und für diejenigen, die eine "gepflegte" deutsche Komödie mit Happyend sehen möchten. Es geht um eine Konferenz, die dringend Erfolg haben soll. Was da eigentlich verhandelt wird, um welche Sachthemen es geht - es wird nicht erzählt. Das Drumherum ist das Entscheidende. Ausserdem haben wir ja noch Genf und den Genfer See! Da lassen sich feine Perspektiven finden und wenn der Böhm mit der Schneider am Ufer liegt und die Emotionen wallen, hat auch der Kameramann keine Sorgen: flirrendes Wasser, sanft sich wiegender Schilf, die Berge auf der anderen Seite des Sees... Glück pur. Wer konnte schon 1956 mal eben an den Genfer See fahren? Und für die Autoenthusiasten ist auch gesorgt: ein RR Cabrio gleitet am Ufer entlang und zum Schluss darf auch noch die halbe Blaskapelle in der Ministerkutsche mitfahren. Gaudi! Lacher! Klein Mäxchen - also wir - wird vorgeführt, wie große Politik geht. Sie sind offenbar - so macht es uns der Film weis - auch nur Menschen, freuen sich über gutes Essen, haben nie Geld dabei und lassen sich mit Exzellenz anreden. Hinter dem frisch gestärkten weißen Hemd, der feinen Krawatte und der makellosen dunklen Weste schlägt ein ganz normales Herz. - Nun ist es beileibe keine neue Erkenntnis, dass man noch so viele Top-Leute versammeln kann, ohne das daraus bereits ein sehenswerter Film entsteht. Hier haken sich das Visuelle und die dürftige Geschichte derart unter, dass eher Verlegenheit entsteht. Hasse spielt den Politiker, den abgehobenen, der sich menschlich gibt. Das macht er autokratisch - und langweilig. Es springt kein Funke über, wir sehen ihm ohne Bewegung zu. Wenn da nicht der Liebreiz des Schneiderchen wäre... Es gab schon einmal einen Film, der "Kitty" im Titel trug und den Helmut Käutner inszenierte. Er hatte Schwung, Witz, Ironie und war von einem ganz anderen Kaliber als diese "gepflegte" Teestundenunterhaltung. Bleibt der kleine Bursche, der den großen Minister über den See rudert, mitten drin seine zwei Franken will, die der feine Herr aber nicht dabei hat, daraufhin einfach ein Ruder ins Wasser wirft und seelenruhig zuschaut, wie der feine Herr mit einem Ruder mühsam ans Ufer paddelt. Wenigstens einer, der für das Rotzfreche in diesem betulichen Film sorgt.