Summary
Portrait of the artist Käthe Kollwitz (1867-1945), who was always close to social movements. Beyond just showing a sequence of stages in her life, the film seeks to trace her artistic impulse and relate it to the political events of the 20th century. Kollwitz grows up in Königsberg and studies in Berlin, where she lives in the former workers' district of Prenzlauer Berg. She creates graphics and sculptures and teaches at the Berlin School for Women Artists. During World War I her son is killed and Kollwitz becomes a radical pacifist. In 1932 she signs an appeal against the National Socialists and is expelled from the Academy of Arts after their seizure of power. She dies shortly before the end of the Second World War.
Comments
You have seen this movie? We are looking forward to your comment!
Login or register now to write a comment.
Die am 8. Juli 1867 in Königsberg geborene und am 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden gestorbene Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz wächst in der ostpreußischen Metropole auf und wechselt zum Studium nach Berlin, wo sie sich im Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg einmietet. Nach ihrer Hochzeit mit dem Armenarzt Karl Kollwitz beziehen beide eine Wohnung am Wörther Platz (dem heutigen Kollwitz-Platz im angesagten Szeneviertel), die Söhne Peter (Jan Gorgas) und Hans (Thomas Adam) werden geboren.
Mit ihrer politisch engagierten Kunst, etwa von Gerhart Hauptmanns Schauspiel „Die Weber“ inspirierten Lithographien, gewinnt Käthe Kollwitz, welche später an der Berliner Künstlerinnenschule unterrichtet, Anhänger besonders in der Arbeiterklasse. Wie den Kerzenmacher Heinrich Sander aus dem Ruhrgebiet, der ihr stets zur Adventszeit ein Paket handgezogener Arbeitsproben nach Berlin schickt. Sie sorgen etwa bei der festlichen Hausmusik zur Jahreswende 1913/14 für eine friedliche Atmosphäre, der sich selbst das Hausmädchen Lina bei einem Gläschen nicht entziehen kann.
Gegen den ausdrücklichen Willen des Vaters, der am Ende aber doch seine Erlaubnis erteilt, zieht der 18-jährige Peter Kollwitz mit einem Hölderlin-Zitat und unter pathetischen Worten des Militärpfarrers (Christoph Engel) freiwillig in den Krieg „mit Gott für Kaiser und Vaterland“. Als ihr jüngster Sohn bereits nach drei Wochen fällt, was sie indirekt durch mit entsprechendem Stempel versehene ungeöffnete Briefe, welche sie ihm an die Front geschickt hatte, erfährt, wandelt sich Käthe Kollwitz endgültig zur Pazifistin, die sich in ihren Zeichnungen und Grafiken immer stärker für Frieden ausspricht.
Sie setzt ihren persönlichen Schmerz künstlerisch um und erfährt von einem jungen Patienten ihres Gatten nähere, schreckliche Einzelheiten vom inzwischen völlig sinnlos gewordenen Stellungskrieg in Flandern. Aus dem Fenster ihrer Wohnung neben den Praxisräumen blickend wird Käthe Kollwitz Zeugin des Zeitenwandels: Aus der Restauration im Eckhaus gegenüber wird eine Armenküche und schließlich ein Lazarett. Befreundet mit dem sozialistischen Künstlerkollegen Otto Nagel (Axel Werner) und dessen zweiter Gattin Walentina (Walfriede Schmitt) kann sich Käthe Kollwitz für einige Wochen in Paris inspirieren lassen und das Grab Heinrich Heines besuchen.
„Keine Sprechzeit, heute Revolution“ verkündet ein Pappschild an der Praxistür: Doktor Kollwitz behandelt im Straßenkampf verwundete Revolutionäre. Seine Gattin, inzwischen Professorin an der Akademie der Künste, wird mit dem neugeschaffenen „Pour le Mérite der Friedensklasse“ ausgezeichnet – vom sichtlich indignierten Ordenskanzler Von Harnack (Hans-Peter Minetti). Gerade hat sie eine Skulptur geschaffen für die belgische Kriegsgräberstätte Vlasko in Erinnerung an ihren Sohn Peter, da muss sie zusehen, wie die einstige Gastwirtschaft vis-à-vis zum Treffpunkt der Braunhemden mutiert.
Käthe Kollwitz, die auch für die linke „Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) arbeitet, wird von der Gestapo (u.a. Rolf Ludwig) beobachtet. Einige ihrer Arbeiten sollen in der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt werden, sie wird zum „freiwilligen“ Austritt aus der Akademie gezwungen. Zu ihrem 70. Geburtstag, der mit altem Bordeaux-Wein gefeiert wird, kommt ihr Verehrer Heinrich Sander erstmals nach Berlin. In einem Abstellraum hat Käthe Kollwitz für Besucher wie ihn eine geheime Werkschau eingerichtet.
Als die Nazis den Zweiten Weltkrieg entfachen, wird Käthe Kollwitz der Reichshauptstadt verwiesen und Lina zieht in ein niederbayerisches Bergdorf. Zusammen mit ihrem kränkelnden, alt gewordenen Mann lebt Käthe zurückgezogen in Moritzburg und erhält noch einmal Besuch von Sander, bevor die Bombardierung Dresdens in den letzten Kriegstagen einen optischen (Blitz) und akustischen Schlusspunkt dieses collagenhaften biographischen Stationendramas ihrer Lebensstationen zwischen 1914 und 1945 setzt.
Die historische Wahrheit sieht freilich anders aus: Nach dem Tod ihres Gatten 1940 unterhielt Käthe Kollwitz noch drei Jahre ihr Atelier an der Klosterstraße 75, bevor sie vor der Bombardierung Berlins nach Nordhausen floh. Im Juli 1944 folgte sie einer Einladung Ernst Heinrich von Sachsens, dem jüngsten Sohn des letzten sächsischen Königs Friedrich August III, auf den Rüdenhof Moritzburg, wo Käthe Kollwitz die Bombardierung Dresdens um zwei Monate überlebte. Ihr Grab liegt neben dem ihres Mannes und anderer Familienangehöriger auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde. Die Defa-Geschichtsklitterung ist am 28. August 1988 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt und bereits am 12. September 1988 in der ARD gezeigt worden. Kameramann Otto Hanisch hat sich übrigens nach dem Ende des Volkseigenen Betriebes Defa der Malerei verschrieben.
Pitt Herrmann