Credits
Director
Screenplay
Director of photography
Editing
Cast
- Leonore Wahl
- Werner Bertin
- Mathilde Wahl
- Hugo Wahl
- Markus Wahl
- David Wahl
- Paula Weber
- Sascha
- Frau Kampfeneder
- Frau Pahl
Production company
All Credits
Director
Assistant director
Screenplay
Scenario
Script editor
Director of photography
Production design
Set construction
Make-up artist
Costume design
Editing
Sound
Music consultant
Cast
- Leonore Wahl
- Werner Bertin
- Mathilde Wahl
- Hugo Wahl
- Markus Wahl
- David Wahl
- Paula Weber
- Sascha
- Frau Kampfeneder
- Frau Pahl
- Wilhem Pahl
- Bertins Mutter
- Bertins Vater
- Schilles
- Schieffenzahn
- Frau von Ducherow
- Wintrich
- Angestellter bei Wahl
- Redner
Voice
Production company
Commissioned by
Unit production manager
Location manager
Duration:
2104 m / 2169 m, 77 min / 79 min
Format:
35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:
TV-Erstsendung (DD): 17.01.1970, DFF2
Titles
- Originaltitel (DD) Junge Frau von 1914
Versions
Original
Duration:
2104 m / 2169 m, 77 min / 79 min
Format:
35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:
TV-Erstsendung (DD): 17.01.1970, DFF2
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Der unbeschwerte Hallodri übernimmt Verantwortung: Während Leonore in der elterlichen Villa zusammen mit ihrem von einer Musikerkarriere träumenden Bruder David vierhändig Klavier spielt, Robert Schumanns Klavierkonzert in a-Moll op. 54 zieht sich wie ein musikalischer Roter Faden durch den TV-Zweiteiler, bereiten die Oberste Heeresleitung und die Industrie den Krieg vor: Oberst Schieffenzahn, der spätere Generalmajor, und der Waffenlieferant Schilles sind sich völlig einig und holen den Banker Hugo Wahl mit ins Boot. Was wörtlich zu nehmen ist, geht es doch auch um den beschleunigten Aufbau einer Kriegsflotte. Werner Bertin, der sich von seinen Eltern sagen lassen muss, dass er sein Studium nach nunmehr fünf Jahren rasch beenden soll, weil sie die Bummelei und die Flausen im Kopf des Möchtegern-Schriftstellers nicht länger zu finanzieren bereit sind, wird von Leonore bei ihren Eltern eingeführt – und vom monarchistisch-konservativen Bankier Hugo Wahl als potentieller Schwiegersohn rundherum abgelehnt. Eine Auffassung, die seine Gattin Mathilde nur bedingt teilt, sein Vater und Senior-Chef des Bankhauses, Markus Wahl, jedoch gar nicht. Im Gegenteil: der betagte Freigeist freut sich über die unmittelbaren Bekenntnisse des Handwerkersohnes.
Auf der feucht-fröhlichen Silvesterparty zur Jahreswende 1914/15, zu der auch Leonores Freundin und Münchner Kommilitonin Paula Weber eingeladen ist, sind noch alle optimistisch, dass der Kriegs-Spuk bald vorbei ist. In Sektlaune wird Leonore von Werner geradezu vergewaltigt, eine Szene, die im Film optisch nur kurz angedeutet, im Gespräch zwischen den Freundinnen Leonore und Paula anderntags aber deutlich ausgesprochen wird. Als Werner zur Ausbildung als Armierer nach Küstrin eingezogen wird, eine Offizierskarriere bleibt den Juden verschlossen, zieht er mit der Naivität und dem patriotischen Hochgefühl vieler deutscher Intellektueller in den Ersten Weltkrieg – an die Westfront. Die schwangere Leonore fühlt sich von ihm verlassen und sucht Rat bei ihrem Bruder David: eine heimliche, da streng verbotene Abtreibung, bleibt als letzter Ausweg, zumal Werner nichts anderes von ihr erwartet...
So endet der 77-minütige erste Teil der Verfilmung des 1931 entstandenen Romans „Junge Frau von 1914“, der – zusammen mit dem zweiten, um zwei Minuten längeren Teil seine Uraufführung am 17. /18. Januar 1970 im noch Deutscher Fernsehfunk genannten DDR-Fernsehen erlebte. Die beiden ersten Teile der Trilogie des „Grischa-Zyklus“ Arnold Zweigs sind von Egon Günther verfilmt worden unter der Reihen-Bezeichnung „Der große Krieg der weißen Männer“, produziert von der Babelsberger Defa im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks: der Mittelteil „Erziehung vor Verdun“ als Dreiteiler. „Junge Frau von 1914“ ist ab 30. April 1971 in der DDR auch im Kino gezeigt worden, was die Defa-Stiftung bis heute ignoriert. Nur aus dem Fotohinweis zum Titelbild der Fischer-Taschenbuch-Ausgabe des Romans ist zu erfahren, dass es sich um eine DFF-Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk aus Köln gehandelt haben soll. Hier bleibt für die Forschung also noch ein weites Feld.
Teil 2 beginnt mit Werner Bertins Suche nach einer Möglichkeit, das Kind abtreiben zu lassen. In Wilhelm Pahl (klassenbewusster Proletarier: Manfred Krug), gewerkschaftlich engagierter Schriftsetzer, „Vorwärts“-Leser und Rosa-Luxemburg-Anhänger, dem Gatten seiner Münchner Zimmerwirtin (Else Grube-Deister), findet er einen Ratgeber – und Leonore einen Arzt, der den physisch schmerzhaften, psychisch aber noch viel katastrophaleren Eingriff vornimmt und die Anonymität der Tochter aus bestem Hause, um die sich ihr kleiner Bruder David rührend kümmert, wahrt. Wie schon zum Ende des ersten Teils die Vergewaltigung und die darauf folgenden bitteren Anklagen Leonores, die fest entschlossen ist, das Verhältnis mit Werner zu lösen, im Film ausgeblendet worden sind, wird die im Roman ausführlich geschilderte Verzweiflung Leonores und praktisch ihr gesamter, monatelanger Sanatoriumsaufenthalt in Tramsin im Film verschwiegen. Wie überhaupt, und das ließe eine mögliche WDR-Beteiligung noch nachträglich als Skandal erscheinen, alles Jüdische sorgsam getilgt ist. Ein paradigmatisches Beispiel: David Wahl will sich freiwillig melden, weil er am Berliner Gymnasium als jüdischer Schüler ohnehin ständig einem großen Druck von Lehrern und nichtjüdischen Mitschülern ausgesetzt ist. Und der nun nach Ausbruch des Krieges so groß geworden ist, dass er diesem nur durch freiwilligen Fronteinsatz entkommen kann.
Während Leonore sich allmählich erholt und nach Berlin zurückkehrt, wo sie sich zur Hilfslehrerin ausbilden lässt, um an die Front abkommandierte Pädagogen zu ersetzen, ist David durch Intervention seiner Eltern für kriegsuntauglich erklärt worden. Was in den „patriotischen Kreisen“ der Familie Wahl Missfallen erregt. Da könnte ein Schwiegersohn im Felde hilfreich sein, weswegen sich der Banker plötzlich nicht mehr gegen eine Hochzeit seiner Tochter mit Werner Bertin sträubt. Und die hat nach vollständiger Genesung „ihrem“ Werner verziehen, schickt ihm ein erstes Päckchen an die Westfront vor Verdun. Zur Hochzeit in Berlin, von der Synagoge und den Vorgesprächen Leonores mit dem Rabbi im Film keine Spur, hat Werner Bertin ganze vier Tage Fronturlaub erhalten. Und dafür musste schon ein mitleidiger Kamerad (Fred Delmare) sorgen: jüdischen „Frontschweinen“ wird grundsätzlich kein Urlaub gewährt (davon im Film kein Wort). Das kurze, aber intensive Glück wird durch den diskreten Rückzug beider Familien unterstützt – die von neuem Frischverliebten haben die Potsdamer Bankiersvilla ganz für sich allein. Mit Werners Alptraum des Stellungskrieges vor Verdun und Worten Karl Liebknechts gegen den Imperialismus – in flammend roten Buchstaben wie Stummfilm-Zwischentitel ins Bild gerückt – endet der Zweiteiler.
Apropos Farbe. Erich Guskos Bilder, immer wieder mit Dokumentaraufnahmen von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs ergänzt, sind Schwarz-Weiß. Mit zunächst nur wenigen, punktuellen Ausnahmen: einzelne rote Blumen beim idyllischen Spiel Leonores mit ihrem Hund eingangs des ersten Teils, eine Schranke und vorbeihuschende rote Lichter entlang der Bahnstrecke nach München. Sowie am Ende des ersten Teils eine kurze nächtliche Szene, in der Leonore nach langem Ringen mit sich selbst den Entschluss fasst, ihr Ungeborenes abtreiben zu lassen. Im zweiten Teil dehnt sich der Farb-Einsatz auf ganze Sequenzen aus: brennende Häuser, Geschützdonner an der Front, der rote Mond über den Schlachtfeldern vor Verdun, die Rosen-Pracht in der zur Hochzeitsnacht hergerichteten Potsdamer Villa, ein Spaziergang der erneut frisch Verliebten durch den Park von Sanssouci.
Dass Egon Günther den kritische Gehalt des Romans über die Diskriminierung der Juden im Kaiserreich völlig ausgeblendet hat, wird gerade bei einem zentralen Werk des 1887 in Glogau geborenen Autors Arnold Zweig, der 1933 nach Palästina emigrierte und so dem Konzentrationslager entkam, bevor er für die letzten zwanzig seiner Lebensjahre 1948 in das aus seiner Sicht richtige, weil antiimperialistische Deutschland, in die DDR, zurückkehrte, schon mehr als nur zu einem starken Stück ideologischer Verblendung. Die bundesdeutsche Erstausstrahlung erfolgte am 23./26. September 1971 in der ARD.
Pitt Herrmann